Auf der Bühne sind die Musiker Brian May (Gwilym Lee) und Freddie Mercury (Rami Malek, rechts) in ihrem Element. Foto: Fox - Fox

Als Frontsänger der Band Queen wurde Freddie Mercury zur Ikone. Nun setzt ihm Bryan Singer mit „Bohemian Rhapsody“ ein Denkmal. In seine Rolle schlüpft der als Serien-Star bekannte Rami Malek.

EsslingenDie Dreharbeiten zu Bryan Singers neuem Film „Bohemian Rhapsody“ standen unter keinem guten Stern. Erst sprang der für die Rolle des Freddie Mercury vorgesehene Sacha Baron Cohen wegen kreativer Differenzen mit dem Regisseur ab. Dann musste Singer 16 Tage vor Drehschluss das Projekt verlassen und den Staffelstab an Dexter Fletcher übergeben – trotzdem wird er allein als Regisseur genannt. Dem fertigen Film ist das nicht anzumerken. Und Rami Malek, der als Ersatz für Cohen in die Bresche sprang, erweist sich als eine von diversen Entscheidungen, die nicht besser hätten getroffen werden können.

Malek lässt Freddie Mercury auf der Leinwand wieder zum Leben erwachen: Er hat sich den Duktus, die Gestik und Mimik, den traurigen Blick, aber auch die durch Mercurys Körper während der Auftritte pulsierende Energie so selbstverständlich zu eigen gemacht, dass er als heißer Oscar-Kandidat gehandelt wird. Und um ihn herum entsteht während der 135 Minuten von „Bohemian Rhapsody“ ein großgedachtes Porträt über den legendären Musiker, seine Band und über das, was die Musik von Queen bis heute so besonders macht.

1970 lernt Freddie Mercury (Rami Malek) die Musiker Brian May (Gwilym Lee), Roger Taylor (Ben Hardy) und John Deacon (Joseph Mazzello) kennen. Sie suchen einen Frontsänger – mit seiner atemberaubenden Stimme ist es für Freddie ein Leichtes, sie zu überzeugen. Queen, die später zu einer der legendärsten Rockbands aller Zeiten werden wird, ist geboren. Gemeinsam schreiben die Jungs Titel wie „Killer Queen“, „Bohemian Rhapsody“, „We Are The Champions“ und „We Will Rock You“. Ihre Auftritte werden weltweit bejubelt, die Presse feiert Queen nach anfänglicher Skepsis als ein musikalisches Phänomen. Doch hinter der Fassade des Frontmanns Freddie Mercury macht sich langsam eine emotionale Zerrissenheit bemerkbar. Nicht nur mit seiner für ihn lange Zeit nicht definierbaren Sexualität muss er sich arrangieren. Immer häufiger scheint sein Umfeld etwas Anderes zu wollen, als er selbst ...

Unter einem Biopic versteht man in der Regel ein sich an Fakten orientierendes, filmisches Porträt einer berühmten Persönlichkeit. „Bohemian Rhapsody“ ist nichts davon – und sollte laut Queens Leadgitarrist Brian May auch gar keines werden. Zwar geht es auch um Freddie Mercury als Charakter mit emotionalen Schwächen, um seinen Werdegang vom gefeierten Leadsänger zum gescheiterten Solo-Künstler und natürlich vor allem um seine Zeit bei Queen. Doch damit sowohl der emotionale, als auch der musikalische Part optimal zueinander finden, orientierte sich Drehbuchautor Anthony McCarten nur an vereinzelten, dafür sehr prägnanten Stationen aus Mercurys Leben. Da wird zu Gunsten erzählerischer Übergänge schon mal ein wenig geschummelt – etwa was die Erfindungen einzelner Songs angeht. Und wenn am Ende des Films behauptet wird, dass Queen vor dem Live-Aid-Konzert nur wenige Stunden Probezeit zusammen hatten, dann dient das in erster Linie der Dramaturgie, denn in Wirklichkeit hatten alle Mitglieder zuvor schon wieder mehrere Monate miteinander musiziert.

Puristen könnten sich daran stören – den Film macht das jedoch nicht schlechter. Gerade für Queen-Liebhaber ist „Bohemian Rhapsody“ ein Genuss, was neben der spektakulären Darstellung Mercurys durch Rami Malek und die detailgetreue Inszenierung diverser (Live-)Auftritte vor allem an der Musik liegt, von der es jede Menge zu hören gibt. Malek selbst hat vor der Kamera live gesungen, wurde erst später nachsynchronisiert. Und in den letzten 20 Minuten wird wohl jeder im Publikum eine Gänsehaut bekommen.

Als Frontsänger der Band Queen wurde Freddie Mercury zur Ikone. Nun setzt ihm Bryan Singer mit „Bohemian Rhapsody“ ein Denkmal. In seine Rolle schlüpft der als Serien-Star bekannte Rami Malek.