Zwischen Küferstraße und Kupfergasse Foto: Bulgrin - Bulgrin

Verwaltung legte Empfehlung für die Stadtbücherei Esslingen im Gemeinderat auf den Tisch: Neubau zwischen Küferstraße und Kupfergasse wird empfohlen.

Esslingen - Monatelang wurden im Rathaus alle Aspekte der Entscheidung über einen künftigen Standort der Esslinger Stadtbücherei durchleuchtet – gestern legte die Verwaltung ihre Empfehlung im Gemeinderat auf den Tisch. Und die ist eindeutig: „In Summe aller Argumente“ wird für einen Neubau zwischen Küferstraße und Kupfergasse plädiert. Auch wenn es zwischendurch andere Wasserstandsmeldungen aus dem Rathaus gegeben hatte, bleibt die Verwaltung damit bei ihrem ursprünglichen Kurs, dem sie schon im vergangenen Sommer gefolgt war. Neu ist, dass eine 3000-Quadratmeter-Lösung, die zunächst ebenfalls im Gespräch war, damit offenbar vom Tisch ist. Als Minimum für eine zukunftsweisende Bibliothek sieht die Verwaltung nun ein Raumprogramm mit 3600 Quadratmetern Nutzfläche, „idealerweise“ benötige man sogar 4000 Quadratmeter. Die seien – wenn überhaupt – nur im Neubau erzielbar, während es am alten Standort maximal 3791 Quadratmeter werden könnten. OB Jürgen Zieger verspricht jedenfalls: „Wir werben im Interesse unserer Bibliothek für die größtmögliche Lösung.“

Bibliothek als „Dritter Ort“

„Die Stadtbücherei ist die wichtigste basiskulturelle Einrichtung der Stadt“, betont Zieger und verweist darauf, dass sich das Selbstverständnis solcher Einrichtungen deutlich verändert: Mehr und mehr werden Bibliotheken neben dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz zu dem, was man in Fachkreisen den „Dritten Ort“ nennt. Darunter versteht man öffentliche Begegnungsräume, wo unterschiedlichste Alters- und Bevölkerungsgruppen Platz für Aktion und Kommunikation finden, wo gesellschaftlicher Austausch stattfindet und wo der Aspekt der Teilhabe mehr denn je betont wird. „Die Esslinger Stadtbücherei der Zukunft wird sich diesen neuen Herausforderungen stellen müssen“, erklärt Kulturbürgermeister Markus Raab. Deshalb wurden eine neue Büchereikonzeption erarbeitet und darauf aufbauend ein notwendiges Raumprogramm, das nach Raabs Worten „wesentliche Inhalte abbildet, die eine moderne und zukunftsfähige öffentliche Bücherei ausmachen“. Um all diese Inhalte gut umzusetzen, ist nach den Berechnungen der Verwaltung eine Nutzungsfläche von etwa 4000 Quadratmetern nötig, wobei die Flächen möglichst flexibel gestaltet werden müssten, um auf technologische und gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können. Unterhalb einer Nutzungsfläche von etwa 3600 Quadratmetern sei die Umsetzung eines zukunftsfähigen Büchereiprogramms nicht mehr möglich.

Weil man im Rathaus für beide Standorte Risikofaktoren wie Baurecht, Denkmalschutz und archäologische Funde sieht, gibt die Verwaltung keine verbindliche Flächenzusage ab. Nach den Berechnungen der kommunalen Bauexperten und des Architekturbüros Fritzen 28 sind am Standort Küferstraße/Kupfergasse in einem Neubau mindestens 3696 und maximal 4025 Quadratmeter Nutzungsfläche realisierbar. In der Heugasse wären es mindestens 3223 Quadratmeter und maximal 3791 Quadratmeter. Außerdem, so die Verwaltung, biete ein Büchereineubau „die Möglichkeit einer deutlich besseren Flächennutzung“, weil die Räume in einem Neubau frei gestaltbar und variabel nutzbar wären. Im Bebenhäuser Pfleghof (Heugasse 9) und im Nachbarhaus Heugasse 11, das bei einer Erweiterung am alten Standort hinzukommen würde, könnten „die Kleinteiligkeit, versetzte Ebenen und Denkmalschutzbelange die optimale Flächennutzung einschränken“.

Für beide Alternativen hat die Verwaltung gestern auch eine grobe Kostenschätzung im Gemeinderat präsentiert. Legt man in beiden Fällen 3600 Quadratmeter zugrunde, würde ein Neubau zwischen Küferstraße und Kupfergasse 17,7 Millionen Euro kosten, eine erweiterte und modernisierte Bücherei in der Heugasse 9 und 11 würde 18,4 Millionen kosten. Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht geht davon aus, dass sich ein Neubau bis zum zweiten Quartal 2024 realisieren ließe, am alten Standort hält er die Eröffnung im ersten Quartal 2026 für realistisch. Dass die Bücherei bei einem Verbleib in der Heugasse während der Bauzeit in ein Interimsquartier umziehen müsste, sieht man im Rathaus kritisch. Und eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für die nächsten 38 Jahre zeigt laut Verwaltung ebenfalls leichte Vorteile für den Neubau.

Nachdem die Verwaltung ihre Sicht der Dinge nun vorgelegt hat, werden die Ausschüsse des Gemeinderats im März nichtöffentlich beraten – die Entscheidung soll dann am 18. Juni im Gemeinderat fallen.

Die beiden Standorte im Vergleich der Stadtverwaltung

Heugasse: Am bisherigen Standort können laut Stadtverwaltung mindestens 3223 Quadratmeter an Nutzungsfläche entstehen. Weitere 568 Quadratmeter gelten als „Risikoflächen“. Sind sie nutzbar, wären in der Heugasse maximal 3791 Quadratmeter zu realisieren. Zu den Risiken zählt die Verwaltung unter anderem nötige Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz, archäologische Risiken im Untergrund, die Dauer des Bebauungsplan-Verfahrens und die Folgen einer Interimsunterbringung der Bücherei während der Bauzeit. Die Baukosten werden bei einer 3600-Quadratmeter-Lösung auf 18,4 Millionen Euro taxiert.

Küferstraße und Kupfergasse: Ein Neubau würde laut Verwaltung mindestens 3696 Quadratmeter an Nutzungsfläche bringen, weitere 329 Quadratmeter gelten als „Risikoflächen“. Im besten Fall wären im Neubau maximal 4025 Quadratmeter an Nutzungsfläche zu realisieren. Dafür müsste das erhaltenswerte Gebäude Kupfergasse 6 abgerissen werden. Risiken eines Neubaus sind archäologische und denkmalschützerische Aspekte, Einwendungen von Nachbarn, die Dauer des Bebauungsplan-Verfahrens und die Kündigung bestehender Mietverhältnisse. Baukosten bei 3600 Quadratmetern: 17,7 Millionen Euro.