Nicht nur rund ums Bürgerhaus hat sich die Pliensauvorstadt herausgeputzt. Viele alte Häuser sind saniert worden, und mit den Grünen Höfen ist ein innovatives Wohnquartier entstanden. Foto: Roberto Bulgrin

Die Pliensauvorstadt hat sich in den vergangenen Jahren vom Schmuddelkind zu einem attraktiven Stadtteil entwickelt. Angesichts dieser positiven Entwicklung blickt der Bürgerausschuss selbstbewusst nach vorn.

Pliensauvorstadt - Der alte Arbeiterstadtteil Pliensauvorstadt, noch vor wenigen Jahrzehnten von vielen Esslingern herablassend belächelt oder als Schmuddelkind geschmäht, hat sich dank ehrgeiziger städtebaulicher und sozialer Projekte zu einem nachgefragten Wohnort entwickelt. Doch steigende Attraktivität und die Zunahme der Bevölkerung bringen auch Probleme mit sich. So beschäftigt sich der Bürgerausschuss in der Pliensauvorstadt mit zunehmendem Verkehr, mit der sozialen Infrastruktur und dem Erhalt der Lebensqualität im Stadtteil. Dabei sieht der Ausschuss die Entwicklungen dank vieler aktiver Bürgerinnen und Bürger auf einem guten Weg.

„Es ist in den vergangenen Jahren sehr attraktiv geworden, in der Pliensauvorstadt zu leben“ sagt Andreas Jacobson, der Vorsitzende des Bürgerausschusses Pliensauvorstadt. Noch vor wenigen Jahrzehnten ein Problemviertel ohne nennenswerte soziale Infrastruktur und als „Bronx“ verschrien, hat sich der Stadtteil dank großer Anstrengungen der Stadt und der Förderung durch das Bundesprogramm „Soziale Stadt“ komplett gewandelt. „Die alten Wohnquartiere sind saniert und verkehrsberuhigt, die Nahversorgung stimmt, ebenso die sozialen Angebote für die Bürger, und es sind viele attraktive Wohnviertel wie etwa die Grünen Höfe dazu gekommen“, erzählt Jacobson.

Platz für neue Wohnquartiere

Und die Entwicklung setze sich fort. Auf dem Nürk-Areal im Osten des Stadtteils sähen die Stadtplaner ebenso Potenziale wie auf der Fläche des VfL Post im Westen. Wenn die beiden Enden des Stadtteils durch neue Quartiere arrondiert werden, könnte die Einwohnerzahl von derzeit 8000 um weitere 1000 zunehmen. „Wir sind objektiv der Boom-Stadtteil Esslingens“, sagt Jacobson. Das Wachstum und die steigende Attraktivität seien allerdings mit einer ganzen Reihe an Problemen und damit auch Aufgaben für den Bürgerausschuss verbunden. „Durch das Wachsen quietscht es in der Infrastruktur. Bald schon fehlt es an Bewegungsräumen, an Schulangeboten, Einkaufsmöglichkeiten und Kitaplätzen. Wir müssen uns also mit der Frage beschäftigen, wie die Infrastruktur mitwächst“, sagt der Ausschussvorsitzende.

So setze sich der Bürgerausschuss für einen attraktiv gestalteten und städtebaulich verträglichen Stadtteileingang im Osten ebenso ein wie dafür, dass nicht das gesamte Gelände des VfL Post im Westen als einzige große Freifläche im Stadtteil bebaut würde. „Wir brauchen den Wohnraum, keine Frage, aber es muss ein Kompromiss zwischen Grünfläche und Wohnen gefunden werden, und wir brauchen eine Lösung für den Schulsport. Da wollen wir noch einmal aktiv werden“, kündigt Jacobson an.

Dauerthema Verkehr

Mit dem Bevölkerungszuwachs und der Entwicklung der Gewerbefläche im Westen der Pliensauvorstadt rücke „das Dauerthema Verkehr und Lärm“ verstärkt in den Fokus. „Die Stuttgarter Straße gehört zu den am stärksten befahrenen Straßen in Esslingen. Nach dem Lärmaktionsplan sollte das seit acht Jahren Zone 30 sein. Das ist immer noch nicht umgesetzt, das ist unverständlich“, ärgert sich Jacobson.

Dazu habe sich der Schwerlastverkehr im Stadtteil erhöht, und nach wie vor fehle das von der Stadtverwaltung versprochene Durchfahrtsverbot für Laster, die aus Richtung Innenstadt kommen. „Der Bürgerausschuss will dem großen Ziel näher kommen, dass die Pliensauvorstadt noch lebenswerter wird, lärmärmer und emissionsärmer. Die Pliensauvorstadt ist wesentlich aufgewertet worden, aber der Verkehr muss reduziert werden“, fasst Jacobson zusammen.

Die Gründung der neuen Schule im Stadtteil betrachte der Bürgerausschuss als wichtigen Beitrag zur Stärkung des Gemeinwesens. Bei einem Informationstag, den der Bürgerausschuss mitgestaltet hatte, habe er eine erstaunliche Nachfrage durch die Bürger des Stadtteils festgestellt. „Das wird eine sehr spannende Sache und wir begleiten den ganzen Prozess sehr wohlwollend“, sagt der Vorsitzende.

Guter Zusammenhalt

Insgesamt sieht Jacobson die Pliensauvorstadt auf einem guten Weg. „Wir haben sehr viele aktive Menschen im Stadtteil, die sich stark für andere einsetzen und das Zusammenleben weiter voran bringen“, freut sich Jacobson. So habe sich der Verein Pliensauvorstadt live gegründet, der sich künftig um Veranstaltungen, Konzerte oder Ausstellungen im Stadtteil kümmern und auch das Stadtteilfest managen will. „Auch dabei geht es letztlich darum, die Menschen bei uns näher zusammen zu bringen“, sagt Jacobson.

Gerade in der aktuellen Krisenzeit werde der Zusammenhalt deutlich sichtbar. „Es hat sich einiges getan: Es gab und gibt Einkaufshilfen von Nachbarn für Nachbarn, es gab gemeinsames Musizieren an den Sonntagen in den Grünen Höfen, und der Verein Pliensauvorstadt live hat Balkonkonzerte für das Heim der Lebenshilfe und das Pflegeheim organisiert, die große Begeisterung hervorgerufen haben“, erzählt Jacobson. Und erst kürzlich habe der Bürgerausschuss gemeinsam mit der Wohnbaugesellschaft Flüwo zum Tag des Nachbarn im Stadtteil ein kleines Konzert organisiert. So könne der Stadtteil mit einigem Selbstbewusstsein nach vorne blicken. „Die Pliensauvorstadt hat sicher noch viele Baustellen, aber eine große Zukunft“, stellt Jacobson fest.

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