Radstation. Foto: Universitätsstadt Tübingen - Universitätsstadt Tübingen

Wer auf Reisen ist, entdeckt immer wieder gute Ideen, wie man mit überschaubarem Aufwand das Leben ein bisschen angenehmer und leichter machen kann. Die neue EZ-Serie „Ideen für die Stadt“ möchte solche Vorbilder, die auch bei uns Schule machen könnten, sammeln.

EsslingenSo ziemlich jeder hat das schon mal erlebt: Man ist zu Gast in einer anderen Stadt, schaut sich aufmerksam um und entdeckt plötzlich an irgendeiner Ecke eine pfiffige Idee, die einen postwendend mit der Frage konfrontiert: „Warum gibt es das nicht auch bei uns?“ Oft sind das nicht mal sonderlich aufwendige, exotische oder gar kostspielige Gedanken – viel wichtiger ist, dass jemand sich überlegt hat, wie er anderen das Leben etwas verschönern oder erleichtern kann. Solche Anregungen möchte die Eßlinger Zeitung in ihrer neuen Serie „Ideen für die Stadt“ sammeln – wobei „Stadt“ in diesem Fall nicht wörtlich gemeint ist – genauso spannend sind Gedanken, die sich auch in kleineren Gemeinden realisieren lassen. Die EZ-Reporter haben manche Anregungen von ihren eigenen Reisen mitgebracht. Doch sie hoffen auch auf die Mitwirkung der Leserinnen und Leser: Wer künftig anderswo einer spannenden Idee begegnet, ist eingeladen, den Gedanken als „Reisesouvenir“ nach Hause mitzunehmen und mit uns zu teilen. Die einzelnen Beiträge werden dann in unserer Zeitung in loser Folge vorgestellt.

Tannenreisig umsonst

Beispiele gefällig? Wer einen Garten hegt und pflegt, braucht vor Beginn der eisigen Tage Tannenreisig, um empfindliche Pflanzen vor der Kälte zu schützen. Die Zweige kann man sich natürlich beim Gärtner oder auf dem Wochenmarkt kaufen – sich selbst im Wald zu bedienen, sollte keine Alternative sein. Mancherorts haben die dortigen Revierförster diesen Gedanken aufgegriffen und bieten an festgelegten Stellen im Wald Tannen- und Fichtenzweige gefällter Bäume an. Die Plätze sind markiert, werden manchmal sogar im Gemeindeblatt ausdrücklich genannt – und jeder darf sich kostenlos bedienen, solange der Vorrat reicht. Das ist nichts Großes oder Spektakuläres, sondern ein netter Gedanke, der nichts kostet und Hobbygärtnern die Arbeit erleichtert.

Urlaub in der eigenen Stadt

Oder wie wär’s zum Beispiel mit der Konstanzer Aktion „Urlaub in der eigenen Stadt“? Die sollte ein Dankeschön an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt sein. 17 Konstanzer Hotels stellten dafür im November mehr als 250 Zimmer zur Verfügung, in denen die Bürger die Nacht von Sonntag auf Montag verbringen, hinter Hotel-Kulissen blicken, die Seele baumeln lassen und die Stadt von neuen Seiten kennenlernen konnten. Und was die Sache noch spannender machte: Alleine die Lostrommel entschied, wer in welchem Hotel gegen eine kleine Spende für einen gemeinnützigen Zweck logieren durfte.

Trinkbrunnen

Heiße Tage in der Stadt können einem ganz schön zusetzen – und in Zeiten des Klimawandels wird es eher noch heißer und trockener. Natürlich kann man sich gemütlich in ein Straßenlokal setzen. Doch dazu fehlt oft die Zeit und manchmal das nötige Kleingeld. Anderswo gibt es Trinkbrunnen, an denen man sich kostenlos mit frischem Leitungswasser versorgen oder die Trinkflasche nachfüllen kann. In Wien ist man ähnlich stolz auf die Qualität des eigenen Leitungswassers wie in Esslingen. Die Donaustädter verteilen 1000 Trinkbrunnen über die ganze Stadt – manche sind mobil und werden an stark frequentierten Orten an Hydranten angeschlossen. Auf Knopfdruck gibt es dort einen kräftigen Schluck frisches Wasser oder auch mal einen kühlenden Wassersprühnebel.

Kulturtafel

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, heißt es in der Bibel. Doch manche sind schon froh, wenn sie sich ihr täglich Brot leisten können – für Kunst und Kultur fehlt es oft am nötigen Geld. In Esslingen gibt es den Kulturpass, durch den Menschen mit niedrigem Einkommen Freikarten bekommen können. Konstanz geht noch weiter. Dort wurde nach dem Vorbild der Tafelläden eine Kulturtafel eingerichtet, bei der man sich registrieren kann. Veranstalter und private Spender stellen kostenlos Karten zur Verfügung. Kommt die Vermittlung zustande, holt man die Karten an der Abendkasse. So können nicht nur Veranstalter Tickets spenden, sondern zum Beispiel auch diejenigen, die ein Theater- oder Konzert-Abo nicht nutzen können. Dadurch bleiben ungenutzte Plätze nicht leer.

Rad-Servicestationen

Weil Radler unterwegs auch mal mit einer Panne kämpfen, haben Städte wie Tübingen Rad-Servicestationen eingerichtet, die der dortige OB Boris Palmer als „das Schweizer Taschenmesser fürs Fahrrad“ sieht. Die kleinen Säulen bieten neben einem Radhalter das nötige Werkzeug und eine Luftpumpe. „Das ist eine gute Idee und vielerorts, besonders an Radfernwegen, schon vorhanden“, lobt Thomas Rumpf vom ADFC. „Wichtig wären derartige Stationen unter anderem am Neckartalradweg, an den S-Bahn-Haltestellen, am Marktplatz, aber auch an Hochschulen und Schulen sowie größeren Wohnblocks. Die Finanzierung könnte durch Sponsoren erfolgen.“

Idee für die Stadt

Wenn Sie anderswo eine interessante „Idee für die Stadt“ sehen, sind Sie eingeladen, sie mit uns zu teilen. Beschreiben Sie uns, was sie entdeckt haben, was Ihnen daran gefällt und ob sich die Idee bereits bewährt hat. Und wenn Sie schon wüssten, wie und wo sich dieser Gedanke in Stadt und Landkreis Esslingen realisieren ließe, notieren Sie auch das. Am besten wäre es, wenn Sie Ideen, die anderswo bereits Realität geworden sind, auch im Bild zeigen könnten. Vielleicht haben Sie ja ein Handy-Foto in ausreichender Auflösung mitgebracht.

Und dann kann’s auch schon losgehen:

Schicken Sie eine E-Mail an lokales@ez-online.de und notieren Sie in der Betreff-Zeile „Ideen für die Stadt“. Und vergessen Sie nicht Ihre Kontaktdaten, damit wir uns bei Rückfragen bei Ihnen melden können.