Fabian Hambüchen setzt mit dem Reck-Gold in Rio de Janeiro seinem Lebenswerk die Krone auf. Quelle: Unbekannt

Von Andreas Müller

Der Sport hat erneut an Glaubwürdigkeit verloren. Nach Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur waren mehr als 1000 russische Sportler zwischen 2011 und 2015 Teil einer groß angelegten staatlichen Dopingpolitik. Eine ungeheuerliche Dimension, die im Rückblick auch die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro in einem anderen Licht erscheinen lassen.

Angesichts der Vorkommnisse in Russland ist es nicht verwunderlich, dass die Deutschen ein durchaus gespaltenes Verhältnis zum größten Sportereignis der Welt haben. Erst vor ein paar Wochen wurde bekannt, welche Hashtags weltweit das Jahr 2016 bestimmten. Und was stand auf Platz eins? Rio 2016. Bei der Bestandsaufnahme der deutschen Hashtags-Besten taucht auf Rang eins Brexit auf, Platz zwei belegt Euro 2016 und danach folgt Pokémon GO. Von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hierzulande keine Spur auf den Spitzenpositionen.

Gigantismus und immer wieder aufs Neue aufgedeckte Doping-Affären sind der Bevölkerung hierzulande zuwider. Wenngleich: Die Einschaltquoten von ARD und ZDF während der Spiele in Brasilien konnten sich durchaus sehen lassen, auch angesichts der Zeitverschiebung übt das größte sportliche Ereignis noch immer einen besonderen Reiz aus.

Die Faszination der Bilder aus Rio werden über viele Jahre Bestand haben und wecken auch heute noch große Emotionen. Erinnern werden sich viele an den Turner Andreas Toba, der nach einem Kreuzbandriss während einer Bodenübung tapfer auf das Pauschenpferd stieg und damit dem Begriff mannschaftliche Geschlossenheit eine ganz neue Dimension verlieh.

Dass ein weiterer Held ebenfalls aus dem Lager der Turner kam, ist kein Zufall. Fabian Hambüchen verzauberte nicht nur die Kenner, sondern alle Sportbegeisterten, die seine Karriere in den vergangenen Jahren verfolgt haben. Mit der Goldmedaille am Reck nach einer makellosen Übung setzte er seinem Lebenswerk die Krone auf.

Verlass war wie immer auf die Ruderer, Kanuten und Reiter. Doch es gab auch mehr Enttäuschungen, als dem Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) lieb sein konnte. In den Kernsportarten Leichtathletik und Schwimmen war die Bilanz niederschmetternd, auch die Judoka und Rennkanuten hielten dem Erfolgsdruck nicht stand. Dies führte zu einer Spitzensportdebatte in Deutschland. Das in der Vergangenheit Geleistete tritt mehr in den Hintergrund. Ausschlaggebend für die Förderung einzelner Sportarten sind deren Perspektiven in den nächsten vier bis acht Jahren. Das wird zu teilweise schwerwiegenden finanziellen Einschnitten führen.