Beim Schleppertreffen der Schützengilde Diana Rutesheim reiht sich Oldtimer an Oldtimer. Nach dem verheerenden Brand sitzen die Schützen auf einem großen Schuldenberg, teilweise ruht der Wiederaufbau derzeit.
Man hört und riecht ihn schon von weitem: Mit lautem Motorengedröhn fährt der alte Lanz Bulldog bis direkt vor das Schützenhaus der Diana im Wald zwischen Rutesheim und Flacht. Eine Schönheit ist er zwar nicht, komplett mit rostiger Patina überzogen, aber nicht nur Bulldog-Fans zieht er in seinen Bann. 1937 wurde er gebaut, der Zweitakter kommt auf 35 PS.
Oldtimer reiht sich an Oldtimer
Peter Feucht von den Schlepperfreunden klärt auf, was das Besondere an dem Bulldog ist. „Den Lanz gibt es seit 1921. Es war der erste nach dem Glühkopf-Prinzip konstruierte Schlepper. Per Hand muss er mit einer Glühlampe vorgeglüht und dann gezündet werden. Er ist sehr robust und konnte anfangs mit unterschiedlichen Treibstoffen gefahren werden. Das war ein großer Vorteil.“
Feucht selbst hat heute ein moderneres Fahrzeug für das Oldtimer-Treffen genutzt. Sein orange-farbener Schweizer Hürlimann Traktor aus dem Jahr 1965 hat immerhin schon 45 PS. Viele andere Schlepper, aber auch Pkw- und Motorrad-Oldtimer sind zum 8. Oldtimer- und Schleppertreffen der Diana gekommen. Darunter Wolfgang Röckle aus Eltingen, der seinen kanariengelben Lotus Sportwagen direkt vor dem Schützenhaus geparkt hat. Der ist zwar mit Baujahr 1992 noch recht jung, aber ab 30 Jahren gilt ein Fahrzeug eben als Oldtimer.
Ausprobieren am Schießstand
Neben den zahlreichen alten Schätzchen hat bei strahlendem Sonnenschein auch das Weißwurst-Frühstück zahlreiche Besucher angelockt, so wie Familie Ewald aus Rutesheim. Nach der Stärkung geht es für sie an den Schießstand. Alle Gäste können heute Luftdruckgewehre oder Pistolen ausprobieren. Für Anja Ewald ist das Schießen etwas ganz Neues, „es war aufregend, aber es hat richtig Spaß gemacht“, ist ihr Fazit. Und auch ihr Sohn testet gerade sein Können an der Luftpistole. „Wenn er Freude daran hat, wird er vielleicht Mitglied.“
Ab zwölf Jahren können Jugendliche unter Aufsicht üben, für jüngere steht eine elektronische Laser-Schießanlage bereit. Rund 130 Mitglieder hat der Schützenverein, aber auch Gäste können erste Schießversuche machen. Sie werden von dem Schießleiter Gunnar Tandler und seinem Team betreut.
Dass hier wieder der Schießsport betrieben werden kann und Gäste bewirtet werden können, ist nicht selbstverständlich. Nach dem durch einen Siebenschläfer verursachten Brand im Juni 2018 stand der Verein vor dem Nichts, die Gebäude waren komplett ausgebrannt. Nur mit sehr viel Eigenleistung konnte das Schützenhaus wieder aufgebaut werden.
Doch der Verein sitzt auf einem hohen Schuldenberg, wie der Vorsitzende Willi Wendel berichtet. Die Versicherung hat nur einen Teil des Schadens übernommen, da bereits früher ein Brandschaden gedeckt wurde. Großes Lob hat Willi Wendel für die Stadt Rutesheim, die die Kosten und auch alle Einsatzstunden mit 30 Prozent bezuschusst. „Und auch das örtliche Krematorium Bohnholz und andere Spender unterstützen uns sehr stark, dafür sind wir unendlich dankbar.“
Der Wiederaufbau liegt teilweise auf Eis
Allein, die Beträge reichen nicht, um alle Arbeiten abzuschließen. „Die ursprünglich veranschlagten Sanierungskosten sind in der Zwischenzeit durch Kostensteigerungen im Handwerk und bei den Baumaterialien um mehr als 30 Prozent auf 1,1 Millionen Euro gestiegen“, berichtet Wendel. Deshalb ruht in einigen Gebäudeteilen im Moment der Innenausbau. Wendel ist ratlos, wie es weitergehen soll.
„Aber uns war es wichtig“, so Wendel, „dass zumindest unser Gaststättenpächter seine griechische Taverne wieder öffnen kann, gerade jetzt im Sommer ist die Terrasse hier mitten im Wald ein Highlight.“ Und auch die Schießanlagen und die sanitären Einrichtungen konnten komplett saniert werden, sodass auch der Vereinsbetrieb wie gewohnt weiterlaufen kann.