Jan Schindelmeiser schaut genau hin und trifft dann Entscheidungen. Ein Mann der lauten Worte ist der VfB-Sportvorstand nicht. Foto: dpa

Von Maximilian Haupt und Kristina Puck

Stuttgart – Morgen ist Jan Schindelmeiser 100 Tage Sportvorstand des VfB Stuttgart – und sich in dieser Zeit nur einmal öffentlich untreu geworden. Entgegen seiner üblichen Devise, den direkten Wiederaufstieg besser nicht offensiv anzusprechen, rief er bei der wichtigen und emotionalen Mitgliederversammlung des Fußball-Zweitligisten den gut 3000 Fans zu: „Haltet durch. Wäre doch geil, wenn wir hier im Mai zusammensitzen und eine große Party feiern.“

Der Applaus war ihm sicher – und die von Schindelmeiser ausgestrahlte Zuversicht für die Rückkehr in die Bundesliga bei der Wahl von Wolfgang Dietrich zum Präsidenten des VfB sicherlich kein Nachteil.

Nach dem 0:5 bei Dynamo Dresden hätte Schindelmeiser das so wohl nicht gesagt. Aber auch unter dem Eindruck des berauschenden 4:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth bei der Heim-Premiere des neuen Trainers Hannes Wolf waren diese Wortwahl und die Emotionalität absolut untypisch für Schindelmeisers Anfangszeit beim VfB.

Der 52-Jährige legt viel Wert auf Zurückhaltung. „Ich möchte aktuell nicht beschreiben, wo wir hinkommen könnten, ich möchte auch nicht meine Wünsche oder Träume skizzieren“, betonte er. „Es ist den Menschen in den letzten Jahren zu häufig prognostiziert worden, wo man in drei bis fünf Jahren stehen kann.“

Zudem möchte der Porsche-Fan und ehemalige Manager von 1899 Hoffenheim auf keinen Fall als alleiniger starker Mann wahrgenommen werden. „Ich verstehe mich auch nicht als denjenige, der vorweg läuft und ruft: alle mir nach“, erzählte Schindelmeiser.

Durchsetzen kann er sich aber. Carlos Mané, Takuma Asano und Benjamin Pavard kamen zum VfB, obwohl Jos Luhukay sich klar dagegen aussprach. Wenig später trat der Trainer zurück. Nicht nur für die Entscheidung, Wolf aus der Jugendabteilung von Borussia Dortmund als Nachfolger zu verpflichten, bekam Schindelmeiser viel Lob. Angesprochen auf die Trennung von Luhukay, vermeidet Schindelmeiser jegliches Nachtreten und will immer sofort nach vorne schauen. Ihm ist wichtig, dass der Verein intern zur Ruhe kommt. Daran arbeitet er, seit er am 11. Juli, 58 Tage nach dem Abstieg, seinen ersten Arbeitstag hatte und wieder ins Rampenlicht trat.

Von 2006 bis zum Sommer 2010 war Schindelmeiser in Hoffenheim einer der Macher des rasanten Aufstiegs von der Regionalliga bis zur Herbstmeisterschaft in der Bundesliga. Bis zu seiner Berufung in den VfB-Vorstand pflegte er dann eher im Hintergrund Kontakte. Er beriet Unternehmen, die sich als Sponsor engagieren wollten, bei der Suche nach einem passenden Club.

Mit seiner persönlichen 100-Tage-Bilanz ist Schindelmeiser tendenziell zufrieden. „Wir haben einige Entscheidungen getroffen, die notwendig waren und sich im Nachhinein als richtig herausgestellt haben“, sagte der ehemalige Sport-, Politik, Publizistik- und BWL-Student. „Aber etwas erreicht haben wir natürlich noch nicht. Das wäre der Fall, wenn wir nach Ende der Saison in der Bundesliga spielen. Und das wird brutal schwer.“ 

Terodde ist wieder im Mannschaftstraining

Drei Tage vor dem Heimspiel gegen den TSV 1860 München ist Stürmer Simon Terodde ins Mannschaftstraining des VfB Stuttgart zurückgekehrt. Der 28-jährige Stürmer stand am Dienstag nach überstandenem Muskelfaserriss in der Wade auf dem Platz und ist am Freitag (18.30 Uhr) gegen die „Löwen“ wieder eine Option für Trainer Hannes Wolf. Terodde hatte die ersten sieben Partien in der 2. Fußball-Bundesliga durchgespielt und dabei zwei Treffer für die Schwaben erzielt. Gegen Greuther Fürth (4:0) und bei Dynamo Dresden (0:5) fehlte er wegen der Verletzung.