Nach dem Segen fürs neue Fahrgeschäft „Top In“ taufte Schaustellerpfarrer Johannes Bräuchle Oskar, den Sohn von Thomas Hahn und Sarah Roschmann. Foto: Rehberger - Rehberger

Mitten in den Aufbauarbeiten für das 81. Stuttgarter Frühlingsfest segnete Schaustellerpfararr Johannes Bräuchle das neue Fahrgeschäft von Thomas Hahn und Sarah Roschmann und taufte ihren Sohn Oskar.

StuttgartWährend rundherum noch eifrig aufgebaut und letzte Hand angelegt wird, damit zum Start des Frühlingsfestes am Samstag alles passt, ist im Fahrgeschäft „Top In“ ganz andere Stimmung. Wo sonst Boxautos ihre Runden drehen, steht ein provisorischer Altar aufgebaut, sind Sitzbänke installiert, spricht ein Pfarrer mit schick gekleideten Menschen, werden Fotos geschossen. Der Grund: Das Fahrgeschäft hat den Besitzer gewechselt. Für die neuen Betreiber des Autoskooters, das Ehepaar Sarah Roschmann und Thomas Hahn, ist es der erste gemeinsame Betrieb. Und bevor die ersten Kunden auf dem Frühlingsfest am Samstag ihre Runden drehen, steht die Weihe an. Damit nicht genug. Schaustellerpfarrer Johannes Bräuchle wird auch den Sohn Oskar Hahn, geboren am 5. Dezember 2017, taufen. Die Eltern stammen aus Schaustellerfamilien. Sarah Roschmann hat im elterlichen Betrieb geholfen, später ein Karussell betrieben. Ihr Mann hatte bereits einen Autoskooter.

Weihe und Taufen auf dem Festplatz sind nichts Ungewöhliches. Denn Schausteller sind gläubige Menschen und froh, dass der Schaustellerpfarrer sie auf der Reise unterstützt. „Das ist Teil von unserem Leben“, erklärt Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Südwest, der nach dem Segen dem Ehepaar die Weihurkunde und Kerze überreichte. „Johannes Bräuchle ist für uns mehr als nur Pfarrer und Seelsorger. Er ist auch ein Freund, der uns hilft.“ Er steht ihnen in akuten Notfällen zur Seite, hilft aber auch beispielsweise bei der Schaustellerschule. Denn der ehemalige Stuttgarter CDU-Stadtrat Bräuchle hat einen guten Draht zur Kultusministerin Susanne Eisenmann. Bräuchle geht auf die Schausteller ein. Die Schausteller würden ein hohes Maß an Flexibilität an den Tag legen, beim Fest wie unterwegs. „So ist es auch bei uns Schaustellerseelsorgern.“ Weil seine Tochter, die mit E-Piano für Musik sorgen sollte, auf dem Weg zum Wasen in einen Unfall verwickelt wurde – es gab glücklicherweise nur Blechschaden – wurde die Musik digital eingespielt.

„Wir machen es wie die Vögel“, so der Schaustellerseelsorger. „Erst kommt der Nestbau, dann werden die Eier darin gelegt.“ Also erfolgte erst der Segen für das Fahrgeschäft, dann die Taufe. „Das ist die richtige Reihenfolge.“ Das Fahrgeschäft soll den Menschen Freude und Vergnügen bereiten und die Betreiber ernähren, betonte der Schaustellerseelsorger bei der Segnung. „Denn sie leben davon und hoffen auf gute Geschäfte.“ Bräuchle bat daher um „Schutz und Segen“.

Täufling Oskar verhielt sich vorbildlich. Er durfte mit seinen Händen im Taufwasser planschen und kommentierte das überstandene Zeremoniell mit einem strahlenden „gut“. Die Eltern erhielten die Taufkerze, Urkunde und eine Kinderbibel. Daraus soll der Vater jeden Abend vorlesen und die Mutter dann ein Einschaflied singen. „Oskar wird dann wunderbar die ganze Nacht schlafen“, versprach Schaustellerpfarrer Johannes Bräuchle.