Die elegante Lösung: Die Kamera überträgt die Lage am Heck direkt aufs eingebaute Display des Entertainmentsystems. Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Autos werden immer größer und unübersichtlicher, Parkplätze gefühlt immer kleiner. Mit Rückfahrkameras gelingt Parken leichter und sicherer. Doch was, wenn der eigene Wagen keine hat?

Dresden/Köln - Ungeduldige Autofahrer direkt hinter einem hupen und fluchen. Doch das eigene Auto will einfach nicht in die Parklücke passen. Ein Albtraum aus dem Auto-Alltag. Ginge nicht alles leichter mit einer Rückfahrkamera?

Bei vielen Neuwagen, selbst Kleinwagen, zählen sie zur Serienausstattung, bei manchen sind sie optional erhältlich. Die Kameras sitzen in der Nähe von Nummernschild oder Heckklappe und schalten sich mit dem Rückwärtsgang ein.

Bei Transportern oder Wohnmobilen, deren Ende sich sonst nur erahnen lässt, werden die Kameras häufig hinten am Ende des Daches montiert. Kameras als Assistenzsysteme können neben dem Einparken auch beim Rangieren mit Anhängern helfen. Die Vorteile lägen aber nicht nur im sicheren Handling gerade für große und unübersichtliche Fahrzeuge, sondern grundsätzlich in der erhöhten Sicherheit, sagt der Dresdner Autoelektronik-Experte Robert Nitsche. „Mit Kameras sehen Autofahrer die Parklücke genau, und auch im Heckbereich spielende Kinder oder Tiere sowie Hindernisse.“

Wer dem Auto Augen schenkt, behält den Überblick und das Rückwärtsparken fällt leicht, meint auch Autoelektronik-Spezialist Michael Zeitler, der in Köln einen Fachhandel betreibt. Bei fast allen Autos ließen sich Kameras nachrüsten, meist an der Griffleiste des Kofferraums oder an der Nummernschildhalterung: „Wenn das Entertainmentsystem Videosignale verarbeiten kann und einen Monitor besitzt, muss nur die Kamera nachgerüstet werden. Bei Wohnmobilen, die über ein großes Cockpit verfügen, passt auch ein zusätzlicher Monitor.“

Ältere Fahrzeuge benötigten zur Rückfahrkamera ein Doppel-DIN-Radio mit Bildschirm oder einen neuen Rückspiegel mit integriertem Monitor. Auf jeden Fall sollten die Bildinformationen über ein Kabel transportiert werden. „Funkstrecken sind anfällig für Störungen und Interferenzen“, warnt Zeitler. Denn die Kameras senden ihre Signale über eine Frequenz, die in der Stadt auch anderweitig genutzt wird. Dafür sind sie schon für unter 100 Euro zu haben.

Kabelgebundene Nachrüstlösungen bei einem kompatiblen Multimedia-Eingang kosten inklusive Monitor dagegen schon zwischen 200 und 350 Euro. Fehlt das Multimedia-Interface, kommen noch einmal 450 bis 600 Euro hinzu, unter anderem für einen speziellen Video-Adapter. Ein Innenspiegel mit Monitor und Kamera schließlich kostet ab 650 Euro. Jeweils nicht mitgerechnet: die Arbeitsstunden.

Doch es lohnt sich, meint Bernd Volkens von der „Auto Bild“: „Im Gegensatz zu akustischen Einparkhilfen, den Parkpiepsern, erkennen Autofahrer mit Rückfahrkameras zentimetergenau, bis wohin sie fahren können.“

Parkpiepser hingegen stoppten den Fahrer schon bei einer Sicherheitsreserve von bis zu 40 Zentimetern, so dass Autofahrer Platz beim Rangieren verschenken, sagt Volkens. Die einfachste Nachrüstmöglichkeit seiner Meinung nach: eine Kamera am Heck, die per Bluetooth ans Smartphone oder Entertainmentsystem funkt. Aber auch hier muss man die Funk-Störanfälligkeit ebenso im Auge behalten wie die unter Umständen zeitlich verzögerten Videobilder.

Bei alten Fahrzeugen ohne Doppel-DIN-Schacht helfe nur ein separater, fest eingebauter Zusatzmonitor, meint Volkens. „Die Kamera muss dann nur mit dem Rückfahrscheinwerfer gekoppelt sein, damit die sie weiß, wann der Rückwärtsgang eingelegt ist.“ Fürs saubere Verlegen benötigten Bastler je nach Modell mindestens drei Stunden.

Es kann aber vorkommen, dass das Bordsystem Fehler ausgibt, wenn die Rückfahrkamera Strom vom Rückwärtsgang-Scheinwerfer abzweigt. „Wer kein Bastler ist und sich nicht mit Fahrzeugverkabelung auskennt, sollte einen Fachbetrieb aufsuchen“, rät Volkens. Robert Nitsche traut versierten Hobbyschraubern durchaus zu, einfache Nachrüstlösungen selbst einzubauen.