Als Posaunist ist Roland Kemmner ein Spätberufener. Foto: Karin Ait Atmane - Karin Ait Atmane

Am 26. November feiert Roland Kemmner seinen 80. Geburtstag. Kürzlich wurde er für 60 Jahre aktive Zugehörigkeit zum Plochinger Posaunenchor ausgezeichnet.

PlochingenRoland Kemmner hatte schon mehr als 50 Jahre auf einer alten Leihposaune gespielt, als er sich vor fünf Jahren ein eigenes Instrument leistete. Das zeugt von seiner Motivation: Der fast 80-Jährige – er hat am 26. November Geburtstag – musiziert nach wie vor mit Begeisterung. Kürzlich wurde er für 60 Jahre aktive Zugehörigkeit zum Plochinger Posaunenchor geehrt. Neben den Trompeten-Anstecker, den er zu seinem 50-jährigen Jubiläum im Posaunenchor erhielt, kann Roland Kemmner jetzt das Goldene Abzeichen des Weltbundes des CVJM/YMCA heften.

Posaunenchor-Leiter Reiner Nußbaum hat es dem Ur-Plochinger überreicht und dabei angemerkt, dass Kemmner eigentlich als „Spätberufener“ das Blasen begonnen hatte – war er doch schon 20, als er in den Posaunenchor eintrat. Musikalische Erfahrung hatte er allerdings schon vorher gemacht, zunächst als Teenager im Klavierunterricht, den er aber irgendwann aufkündigte. Dann mit der „Klampfe“, sprich Gitarre, im Kreis seiner Jugendgruppen.

Noch bevor in Plochingen der CVJM existierte, gründete er mit Weggefährten in den 50er-Jahren die ersten evangelischen „Stämme“: für Jungs, die bereits konfirmiert und damit der Jungschar entwachsen waren. Sie fanden in Jugendräumen im damals neu gebauten Gemeindehaus eine Bleibe, waren aber ebenso gern unterwegs, auf Zeltfreizeiten, Fahrradtouren und mehr. In den 60er-Jahren ging es auch einige Male zur Ritterfreizeit nach Südtirol auf die Burg Juval, die heute Reinhold Messner gehört.

Gesang war damals immer dabei, oft von ihm und zwei anderen Jugendleitern an der Gitarre begleitet. Auch der Posaunenchor habe früher häufig Lieder angestimmt, sagt Kemmner – zum Beispiel, wenn man nach dem weihnachtlichen Kurrendeblasen beim Bäcker Zimmermann in der Backstube zusammensaß. Heute wird zumindest bei den Jüngeren die Luft schnell dünn beim Singen, bedauert der Posaunist: „Dieses Volksgut geht den Bach runter.“

In der Jugendarbeit aktiv

Beim Posaunenchor begann er zunächst mit dem Tenorhorn, stieg dann auf die Zugposaune um, als eine frei wurde. Samt einem rostbraunen „Sack“ zur Aufbewahrung, den er ebenso lange beibehielt wie das Instrument selbst, am Ende „total zerschlissen und 20 Mal geflickt“. Erst als die alte Posaune den Dienst versagte, gönnte er sich eine neue „Jupiter“ samt gepolstertem Koffer. Und denkt im Nachhinein, dass er das schon etwas früher hätte tun können. Das alte Instrument musste er ständig putzen, damit die Züge überhaupt noch liefen.

In der Jugendarbeit war er viele Jahre lang aktiv, im dann gegründeten CVJM und ebenso im Stadtjugendring, dessen Vorstand er angehörte: „ein Fels in der evangelischen Jugendarbeit“, so Nußbaum. Im Beruf hat er sich mit einer Umschulung von der technischen zur kaufmännischen Seite entwickelt und lange eine Versicherungsagentur in Plochingen betrieben. Die Selbstständigkeit trug allerdings zum relativ späten Feierabend bei und damit wohl auch dazu, dass Roland Kemmner eher „spätpünktlich“ zu den Posaunenchorproben erschien, wie Nußbaum verriet. Aber er kam immer, wenn es möglich war. Und auch wenn er längst nicht bei allen Freizeiten und Fahrten mitkonnte, sei er dank der Erzählungen der anderen doch auch ein bisschen dabei gewesen, sagt er. Über die Liebe zur Musik hinaus war ihm der Posaunenchor immer mehr: Die Gemeinschaft stützte ihn, als seine Frau vor 16 Jahren starb, sie gab und gibt Halt und Orientierung, genau wie der christliche Glaube. „So etwas trägt einen, da können Sie auch manchen Niederschlag wegstecken“, sagt er.