Eine tote Ente im Hafenbecken von Überlingen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Konstanz (lsw) - Am Bodensee ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Bei Wildvögeln sei die gefährliche Variante vom Typ H5N8 nachgewiesen worden, sagte Agrarminister Peter Hauk (CDU) gestern in Konstanz.

Das Nationale Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Ostseeinsel Riems habe entsprechende Verdachtsfälle bestätigt. Nach Schätzung des Ministeriums sind am gesamten Bodensee bislang zwischen 70 und 100 tote Vögel gefunden worden. Die Zahl beinhalte aber auch Funde in Österreich und der Schweiz. Das Risiko für Menschen durch den H5N8-Erreger gilt als sehr gering. „Es deutet nichts darauf hin, dass eine Gefahr für den Menschen besteht“, sagte Hauk. „Das kann man derzeit ausschließen.“

Allein im Kreis Konstanz waren laut Angaben des dortigen Veterinäramtsleiters seit vergangenem Freitag 37 tote Vögel gefunden worden - vor allem Reiherenten. Im benachbarten Bodenseekreis wurden nach Angaben des Landratsamtes ebenfalls Tierkadaver entdeckt, die tierärztlichen Untersuchungen standen zunächst aber noch aus.

Um das Übergreifen auf Nutzgeflügel zu verhindern, werde eine Stallpflicht eingeführt, sagte Hauk. Der Schutzstreifen gelte zunächst drei Monate lang in einem Bereich von 1000 Metern vom Bodenseeufer aus und bis zu 500 Meter vom Rheinufer entfernt. Zudem müssten Geflügelhalter in dieser Zone weitere Sicherheits-Maßnahmen ergreifen, beispielsweise sollen sie beim Kontakt mit ihren Tieren Schutzkleidung tragen und diese nach Gebrauch desinfizieren. Die Sicherheitsmaßnahmen seien in enger Absprache mit den Behörden in der Schweiz und in Österreich getroffen worden, sagte Hauk.

Von den Maßnahmen seien im Kreis Konstanz und im Bodenseekreis 145 Halter mit insgesamt 2500 Tieren betroffen, sagte der Agrarminister weiter. Auch Geflügelbörsen und Märkte, bei denen etwa Geflügel zur Schau gestellt wird, seien in der Region verboten.

Woher das Virus komme, lasse sich nicht genau bestimmen, sagte Hauk. Derzeit sei die Vogelwanderung in vollem Gange, es gebe eine hohe Ansammlung von Vögeln am und auf dem Bodensee. Das biete einem Virus gute Gelegenheiten, sich auszubreiten und zu mutieren. Experten gingen aber davon aus, dass das Virus nicht erst mit den gewanderten Vögeln hergekommen sei, sagte Hauk. „Die wären schon unterwegs zusammengebrochen.“ Stattdessen gebe es die Vermutung, dass das Virus latent unter Wildenten am Bodensee vorhanden sei. „Und die einen sind eben anfälliger als die anderen“, sagte Hauk.

Ähnliches vermutet auch der Geflügelwirtschaftsverband im Land: „Geflügel im Freiland ist im Moment sehr gefährdet“, sagte Geschäftsführer Klaus-Peter Linn. „Da brauchen wir so viel Schutz wie möglich.“ Er halte eine behördlich angeordnete Stallpflicht für sehr sinnvoll und wichtig für die Betriebe, diese könnten Eier dann für eine beschränkte Zeit weiter als Freilandeier vermarkten. „Wenn die Betriebe die Tiere freiwillig im Stall lassen, geht das nicht.“

In Schleswig-Holstein ist die gefährliche Vogelgrippe-Form ebenfalls ausgebrochen. Dort gilt im ganzen Bundesland eine Stallpflicht für sämtliches Geflügel. Bei Vogelgrippe-Fällen in Mannheim handelte es sich um einen weniger gefährlichen Typ.

Seit November 2014 wurden hochpathogene H5N8-Viren in mehreren Geflügelbetrieben in Deutschland und anderen europäischen Ländern entdeckt. Infektionen von Menschen mit den Viren sind laut Friedrich-Loeffler-Institut bislang weltweit nicht nachgewiesen worden. Eine Ansteckung über infizierte Lebensmittel ist nach Auskunft des Bundesinstituts für Risikobewertung „theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich“.