Im Reichenbacher Schulzentrum wird es keine Gemeinschaftsschule geben, sondern eine erweiterte Realschule.Archiv Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Karin Ait Atmane

Reichenbach wird die Realschule weiterentwickeln und den Werkrealschulzug der Lützelbachschule auslaufen lassen. Allerdings mit Vorbehalt: Der Beschluss des Gemeinderates lässt die Hintertür offen, später doch noch eine Gemeinschaftsschule einzuführen.

„Nach spätestens drei Jahren soll die Erweiterte Realschule auf die Zielerreichung und die Akzeptanz in der Bevölkerung überprüft werden“, steht in dem Ratsbeschluss, der auch die Gründe für die Wahl der Schulform anführt. Einer davon ist das Ergebnis einer Elternumfrage, das allerdings bezogen auf die Gruppe der Reichenbacher Eltern mit Kindern im relevanten Alter denkbar knapp ausfiel. Eine Rolle spielte dem Wortlaut des Beschlusses nach auch, „dass die Realschule eine Weiterentwicklung zur Gemeinschaftsschule derzeit ablehnt“. Die Ratsmitglieder hatten bei den Diskussionen über die künftige Schulform auf ein konstruktives Miteinander von Real- und Werkrealschule gehofft. Das ist nicht gelungen, stattdessen sei „zwischen den Schulen eine Art Wahlkampf entbrannt“, stellte Sabine Fohler in der Stellungnahme der SPD fest.

Ebenfalls ins Leere gelaufen ist der Versuch, mit einem Fachmann zusammen eine gemeinsame Entwicklung mit Plochingen, Wernau, Deizisau und Altbach einzuleiten. Letztlich entschied doch jede Kommune für sich selbst; zudem habe das Kultusministerium mit der Schaffung der „Erweiterten Realschule“ die Vorzeichen noch einmal verschoben, sagte Bürgermeister Bernhard Richter.

Der Gemeinderat hat dagegen einen aus seiner Sicht „guten Kompromiss“ hinbekommen, wie die Redner aller Fraktionen unterstrichen. Die Präferenzen waren unterschiedlich, die Sozialdemokraten und die Grünen hätten gern auf eine Gemeinschaftsschule gesetzt, die CDU zog die Erweiterte Realschule vor und bei den Freien Wählern gab es unterschiedlichen Meinungen mit Übergewicht in Richtung Realschule. Trotzdem habe man keine Grabenkämpfe geführt, sondern offen diskutiert und einen gemeinsamen Beschluss vorbereitet. Dieser wurde jetzt einstimmig verabschiedet und hat einen pragmatischen Ansatz: Die Gemeinde beantragt vorläufig keine Gemeinschaftsschule. Die Realschule entwickelt sich damit gemäß Schulgesetz automatisch zur erweiterten Form, die auch einen Hauptschulzug umfasst. Ob ihre Pädagogik den Ansprüchen gerecht wird, soll allerdings regelmäßig überprüft werden. Denn eigentlich hätte der Gemeinderat gerne die Erfahrungen der Lützelbachschule, die schon seit Jahren verschiedene individuelle Lernformen praktiziert, aufgegriffen. „Welches pädaogogische Know-how aus der Lützelbachschule kann einbezogen werden?“, fragte etwa Karl Neher (Grüne).

Außerdem ist noch unklar, wie der zusätzliche Hauptschulzug personell begleitet wird. Lehrer aus Haupt- oder Werkrealschule dürfen nicht in einer Realschule unterrichten, bestätigt Andrea von Terzi, die Rektorin der Lützelbachschule. Sie hat derzeit noch eine fünfte Klasse, im kommenden Schuljahr wird eine Kombiklasse 5 und 6 gebildet. Wenn dann die Anmeldungen ausbleiben, werde der Werkrealschulzug wohl auslaufen und die zugehörigen Lehrer samt ihrem Know-how versetzt, sagt die Rektorin. Die Lützelbachschule wird dann voraussichtlich zur reinen Grundschule. „Für uns ist es natürlich nicht schön, aber da sind wir nicht die einzigen“, sagt von Terzi.

Der Gemeinderat setzt auf einen Schulausschuss, der die Entwicklung eng begleiten soll, mit Vertretern der Eltern, der Schulen, der Verwaltung und aus den eigenen Reihen. Wichtig sei, dass die Realschule ein eigenes Profil entwickle - hat sie doch Konkurrenz in Ebersbach, Wernau und Plochingen.