Nachdem der Reichenbacher Lärmaktionsplan öffentlich ausgelegen hat, hat ihn der Gemeinderat nun als Satzung beschlossen. Wie viele Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, ist allerdings ungewiss.

Von Karin Ait Atmane

Der Lärmaktionsplan ist Pflicht für die Kommunen, das unterstrich Wolfgang Schröder vom Büro BS Ingenieure, das die Gemeinde dabei unterstützt. Die errechneten Werte liegen durchaus in einem Bereich, der Handlungsbedarf signalisiert. Echte Grenzwerte seien zwar nicht festgelegt, sagte Schröder, der das als eine Schwäche der EG-Umgebungslärmrichtlinie einstufte, aber bei Werten von 70 Dezibel am Tag und 60 Dezibel nachts bestehe gemäß Festlegung „vordringlicher Handlungsbedarf“. Es sei nachgewiesen, dass sie ein Gesundheitsrisiko bedeuten.

In Reichenbach wird diese Schwelle zum Beispiel an der Stuttgarter Straße erreicht; die Ulmer- und Teile der Schiller- oder der Blumenstraße liegen ebenfalls in diesem Bereich. Besonders gravierend ist die Situation in der Filsstraße, die zwischen Bahnlinie und B 10 liegt. Wobei der Schienenverkehr im Lärmaktionsplan nicht berücksichtigt werde, der sei alleine Sache der Bahn, sagte der Fachmann.

Sechs Maßnahmen hat das Fachbüro zur Minderung des Straßenlärms vorgeschlagen, vier davon beziehen sich auf Tempo 30 in Abschnitten der Ulmer, der Stuttgarter, der Blumen- und der Schillerstraße. Die Planer erwarten auch von einem Kreisverkehr am Knotenpunkt Ulmer Straße/Blumenstraße durchaus lärmmindernde Wirkung. Das Regierungspräsidium meint in seiner Stellungnahme dazu, die Gemeinde müsse „planerisch prüfen“ ob diese Kreuzungsvariante überhaupt möglich sei. Das heiße, „die Gemeinde muss die Planung zahlen“, machte Bürgermeister Bernhard Richter deutlich. Die gewünschte Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 Kilometer in der Stunde auf der B 10 sieht das Regierungspräsidium als „rechtlich nicht zu begründen“ an, weil die Lärmgrenzwerte nicht überschritten würden. Dafür stehen die Chancen also eher schlecht.

Man könne aber, wo „laute“ Straßen ohnehin saniert werden, auf lärmmindernde Beläge drängen. Die hätten durchaus Wirkung, ähnlich wie Tempolimits, sagte Schröder. Bei der weiteren Umgestaltung der Stuttgarter Straße wird das ein Thema sein. „Wenn das gelänge, hätte sich das Ganze schon rentiert“, stellte Richter fest.

Mit langem Atem könne man manches erreichen, meinte Matthias Weigert (Grüne), der die genannten Maßnahmen als richtig einstufte. Erwin Hees (CDU) mahnte, keinen verwirrenden Schilderwald zu schaffen. Aber es sei „schon wichtig, dass man hier einfach mal Grenzen setzt“. Der Gemeinderat schloss den Lärmaktionsplan einstimmig.