Das Feuerwehrgerätehaus an der alten Kelter in der Stettener Straße in Wäldenbronn soll bald ausgedient haben. Foto: Andreas Kaier - Andreas Kaier

Ratsmehrheit bringt in der vorletzten Sitzung vor der Sommerpause den Feuerwehrneubau in Barbarossastraße auf den Weg. Doch FÜR attackiert den neuen Standort.

EsslingenDie Phase war schnell vorbei. Doch für eine sehr kurze Zeit sorgte Stadträtin Dilek Toy mit ihrem Wortbeitrag für Heiterkeit im Esslinger Gemeinderat: Die Vertreterin von „Für Esslingen“ (FÜR) zählte nämlich in der vorletzten Sitzung des Gremiums vor der Sommerpause in epischer Breite alle Vogelarten auf, die ihres Wissens nach in den alten Bäumen auf dem Areal in der Barbarossastraße heimisch seien. Und die Gefährdung dieser Arten war ein weiterer Grund für sie, den dort geplanten Neubau des Feuerwehrgerätehauses zu torpedieren. Weniger erheiternd fanden die Räte, dass Dilek Toy, der Feuerwehr zudem ein „martialisches Auftreten“ bescheinigte, vor dem die Verwaltung mit Blick auf den Standort des Neubaus eingeknickt sei. Der Rat ließ sich davon nicht beeindrucken und brachte bei zwei Gegenstimmen die planungstechnischen Voraussetzungen für den Neubau auf den Weg.

Jürgen Menzel (Grüne) wies allerdings darauf hin, dass die Bäume an der Barbarossastraße erhalten werden sollten. Denn sie seien nicht nur Deko, sondern wären auch wichtig für das Stadtklima. Oberbürgermeister Jürgen Zieger, erklärte dass die Anzahl der Bäume noch festgestellt werden müsse. Er wolle den Ausschuss Technik und Umwelt darüber informieren. Und Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht ergänzte, dass „so viele Bäume wie nur möglich erhalten werden“ sollen.

Aus Sicht der Verwaltung und der überwältigenden Mehrheit des Gremiums ist der Neubau des Feuerwehrgerätehauses eine vernünftige Lösung. Das bisherige Gebäude an der Alten Kelter in der Stettener Straße im Stadtteil Wäldenbronn entspreche seit einigen Jahren nicht mehr den aktuellen Anforderungen und Vorschriften, teilt der städtische Pressesprecher Roland Karpentier in einer Medieninfo mit. Eine Renovierung und Ertüchtigung am jetzigen Standort entsprechend der gesetzlichen Vorgaben sei nicht möglich, und aus einer Untersuchung alternativer Standorte sei die Barbarossastraße nahe des Stadtteilzentrums von Hohenkreuz als Favorit hervorgegangen. Entstehen soll ein „kompakter Neubau“ mit zwei Geschossen für 45 Einsatzkräfte und drei Feuerwehrfahrzeuge, wobei Erweiterungsmöglichkeiten gegeben sind. Vor dem Gebäude wird eine Vorfläche für die Feuerwehrfahrzeuge errichtet, westlich des Gerätehauses ist eine Fläche mit 27 Autostellplätzen für die Einsatzkräfte vorgesehen. „Nördlich an diese Stellplätze schließen sich 13 öffentliche Parkplätze an“, so Roland Karpentier.

Pläne, die Dilek Toy nicht behagen. Sie kritisierte, den Wegfall des Bolz- und Spielplatzes durch den Neubau in der Barbarossastraße, der ein Treffpunkt für die Jugend, eine grüne Oase in enger Bebauung, eine große Grünfläche und eben Heimat vieler Vögel sei. Alternative Standorte hätte es etwa durch eine Zusammenlegung mit der Wehr in Sulzgries geben können, doch hier seien „zwischenmenschliche Probleme“ bei der Feuerwehr im Weg gewesen. OB Jürgen Zieger meinte, dass es nun klar sei, warum sich „Für Esslingen“ der Ausschussarbeit im Gemeinderat entzogen habe. Man habe sich nicht in den Abwägungsprozess für die Baumaßnahme einbringen wollen. Und Annette Silberhorn-Hemminger (Freie Wähler) verwies auf die vielen Beratungen, die dem Bauvorhaben vorangegangen waren und auf den wichtigen Dienst der Feuerwehr für die Allgemeinheit. FÜR habe die Chance einer Beteiligung an den Vorarbeiten in den Ausschüssen nicht wahrgenommen. Und mit Blick auf den Bolz- und Spielplatz erläutert Roland Karpentier, dass die Grundstücksflächen einer neuen Nutzung übergeben werden. Und Oberbürgermeister Jürgen Zieger verspricht, es sei eine qualifizierte Neugestaltung der Kinderspielfläche beim geplanten Feuerwehrgerätehaus vorgesehen.