Der Einsatz der S-Bahnzüge auf der Panoramastrecke hat Folgen. Die Räder sind teils unrund. Bis zum Ende der Sommerferien sollen die Schäden behoben sein. Besucher des VfB-Spiels am Samstag sollen aufgrund der Einschränkungen mehr Zeit für An- und Abreise einplanen.
Der S-Bahnverkehr in Stuttgart und der Region bleibt bis zum Ende der Sommerferien eingeschränkt. Wo Züge fahren, werden diese teils kürzer sein als geplant, zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen sollen auch Direktbusse pendeln. Bei rund einem Drittel der Züge aus der Baureihe 430, die während der Sperrung der Stammstrecke auf der Parorambahn pendelten, müssen die Stahlräder abgedreht werden, so ein Bahnsprecher auf Anfrage.
Wie im Vorjahr war der Verschleiß auf der Umleitungsstrecke zu stark, die Räder wurden unrund. Und das trotz des Einsatzes von drei automatischen Schmieranlagen an der Strecke und des zusätzlichen Schmierens von Hand in engen Kurven. Damit wollte die Bahn AG auf Empfehlung der Konzerntochter DB Systemtechnik den 2021 aufgetretenen zu starken Verschleiß verhindern.
Die Schmieranlagen wurden eingesetzt
„Es ist geschmiert worden, um die Reibung zwischen Rädern und Schienen auf Normalniveau zu halten“, so der Sprecher, der damit Spekulationen entgegentritt, die Anlagen seien nicht zum Einsatz gekommen. Die Frage sei jetzt, ob das Schmieren so häufig geschah, dass sich genügend Puffer zwischen dem massiven Rad und den Schienen befand. Das Schmierprogramm sei nach umfangreichen, positiv verlaufenden Messfahrten von der DB Systemtechnik aufgelegt worden.
Die auch verordneten engmaschigeren Untersuchungen der Räder hätten zunächst keinen negativen Befund ergeben. Nun aber zeige sich wiederum nach knapp drei Wochen ein Schadensbild wie schon 2021. Hatte das Schmieren also gar keinen Effekt? Anwohner der Panoramabahnstrecke berichten darüber, dass die S-Bahnzüge erheblich mehr Schleif- und Quietschgeräusche entwickelten als die RE- und IC-Züge, die die Strecke im Regelverkehr nutzen. Das spricht für höheren Verschleiß. Die S-Bahnen wichen auf die Panoramastrecke aus, weil die Tunnelverbindung vom Hauptbahnhof nach Vaihingen saniert und mit Digitaltechnik ertüchtigt wird, und dies in allen Sommerferien bis einschließlich 2025. In der Schweiz, wo häufig enge Radien befahren werden, fänden sich Schmieranlagen zur Materialschonung teils im Abstand von 200 bis 300 Metern, sagen Experten.
Teils wird der Schmierfilm vom Wagen aus direkt auf den Spurkranz aufgebracht. Der Einsatz sei wirtschaftlich, die Laufleistungen lägen bis zur ersten Reprofilierung um mehrere 10 000 Kilometer über denen ohne Schmiermitteleinsatz.
Mit Schmiermittel höhere Laufleistungen
Am Freitag sei die Überprüfung aller 97 Fahrzeuge der betroffenen Baureihe abgeschlossen worden, der Pendelverkehr der S 23 zwischen Backnang und Waiblingen konnte wieder aufgenommen werden. Besuchern des VfB-Heimspiels am Samstag um 15.30 Uhr gegen Freiburg empfiehlt der Bahnsprecher, mehr Zeit für die An- und Abreise einzuplanen. Die Überholung der unrunden, einteiligen Scheibenräder auf einer Drehmaschine dauert Wochen. Die Räder werden wieder in eine kreisrunde Form gebracht, allerdings kostet das Material. Werden Mindestumfänge unterschritten, müssten Räder getauscht werden.
Bahn muss berichten
„Nachdem die Maßnahmen im Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart vorgestellt worden waren, hätte man erwarten dürfen, dass es 2022 funktioniert“, kommentiert Matthias Lieb, der Landesvorsitzende des Verkehrsclub Deutschland, die Misere. In der nächsten Sitzung des VRS-Ausschusses werde Rüdiger Weiß, der Leiter Betrieb und Fahrplan Südwest der DB Netz AG, Stellung nehmen, sagt der VRS-Infrastrukturdirektor Jürgen Wurmthaler. Voreilige Schlüsse wolle er nicht ziehen. Die Bahn müsse verlässlich die Ursachen für den Schaden finden.