Am Dienstag (7. November) beginnt um 9 Uhr vor dem Leipziger Landgericht der Prozess gegen den 41 Jahre alten Künstler. Foto: dpa/Tobias Hase

Der Musiker Gil Ofarim behauptet, in einem Leipziger Hotel antisemitisch beleidigt worden zu sein. Die Staatsanwaltschaft glaubt ihm nicht. Nun sitzt Ofarim selbst auf der Anklagebank.

Vor gut zwei Jahren hat der jüdische Musiker Gil Ofarim schwere Antisemitismusvorwürfe gegen einen Mitarbeiter eines Leipziger Hotels erhoben. Der Fall hatte deutschlandweit hohe Wellen geschlagen.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig glaubte dem Künstler nicht und hatte Anklage gegen den 41-Jährigen erhoben. Am Dienstag (7. November) beginnt um 9 Uhr vor dem Leipziger Landgericht der Prozess gegen den 41 Jahre alten Künstler unter anderem wegen falscher Verdächtigungen und Verleumdung.

Vorfall am 4. Oktober 2021 in Leipziger Hotel

Ofarim hatte am 4. Oktober 2021 in einem viral gegangenen Video geschildert, dass ein Mitarbeiter eines Leipziger Hotels ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der betroffene Hotelmitarbeiter wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.

Die Staatsanwaltschaft hatte umfangreich ermittelt. Es sei herausgekommen, dass sich der angebliche Antisemitismus-Vorfall in dem Hotel nicht so zugetragen habe, wie der Musiker es in dem Video geschildert hatte, hieß es. Das Ermittlungsverfahren gegen den Hotelmitarbeiter wurde eingestellt. Das Gericht hat bis zum 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt.

Musiker hält an Vorwürfen fest

Wenige Tage vor dem Prozessauftakt hatte der Musiker an seinen Vorwürfen festgehalten. „Ich weiß, was mir passiert ist. Es ging mir nicht um den Mitarbeiter, sondern um Antisemitismus“, sagte der 41-Jährige. Er sei froh, dass jetzt viel herauskommen werde, was bisher nicht gesagt oder geschrieben worden sei. Er habe Vertrauen in die Justiz.

„Ich habe nicht im Ansatz damit gerechnet, was dieses Video auslösen würde. Und ich würde es wieder tun“, sagte Ofarim in dem Zeitungsinterview. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.

Anwalt äußert Sicherheitsbedenken

Der Anwalt von Ofarim hat Sicherheitsbedenken wegen der aufgeheizten Lage im Nahen Osten geäußert. Es sei unklar, ob die Beteiligten das Gericht sicher betreten und verlassen könnten, sagte Rechtsanwalt Alexander Stevens. Derweil prüft das Landgericht, ob die Sicherheitsmaßnahmen vor Ort erhöht werden müssen. Man sei im Kontakt mit der Polizei. Details wollte der Sprecher des Landgerichts auf Anfrage nicht nennen. Ohnehin wird jeder Besucher des Landgerichts am Einlass kontrolliert.

Das Landgericht Leipzig hat bis 7. Dezember zehn Verhandlungstage angesetzt. Zum Auftakt am Dienstag wird die Anklage verlesen, und Ofarim hat die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Ob er das tun wird, ließ sein Rechtsanwalt noch offen. Für den Nachmittag ist die Zeugenaussage des betroffenen Hotelmitarbeiters geplant.