Larissa Banse und Anika Roll kennen sich seit dem Studium und haben den Laden seit Dezember. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Im Februar feiert das „Poppinski“ in der Esslinger Küferstraße Eröffnung. Ästhetisches, Nachhaltiges und Kunst aus der Region wird dort verkauft.

EsslingenInnerhalb weniger Monate haben Larissa Banse und Anika Roll in der Küferstraße 40 ein Geschäft eröffnet, das anders ist, als die sonst bekannten Esslinger Einkaufsmöglichkeiten. Bei „Poppinski“, wie der Laden heißt, stehen die Werte Nachhaltigkeit, Regionalität und Ästhetik im Vordergrund. Die Produkte, welche die beiden Gründerinnen verkaufen, werden alle von Künstlerinnen und Künstlern aus Baden-Württemberg hergestellt und gestaltet. Der Fokus liegt dabei vor allem auf Upcycling. Das heißt: Vorhandenes soll wiederverwendet werden. „Wir glauben, dass es Sinn macht, in Städten wie Esslingen alternative Ideen zu etablieren“, sagt die 29-jährige Gründerin Larissa Banse und merkt an: „In Großstädten ist das meist schon bekannt, die Getreidemilch im Kaffee ist zum Beispiel nicht ungewöhnlich. In kleineren Städten ist es schwierig, mit so einem Konzept zu überleben.“

Sie glauben dennoch beide an den Erfolg ihrer Idee, obwohl die Gründung von „Poppinski“, finanziert durch eine Crowdfunding-Aktion, mit einigen Risiken verbunden war. „Wir haben den Raum im Oktober gefunden und gemietet, obwohl die Aktion über die Crowdfunding-Plattform Startnext noch bis Anfang November gelaufen ist“, sagt Banse, die gelernte Goldschmiedin ist. Die Renovierung haben sie dann zunächst aus eigenen Mitteln gestemmt, damit der Laden am 9. Dezember eröffnen konnte. „Wir hatten ein gutes Gefühl und die Aktion ist gut angelaufen“, sagt Banse.

Neben dem Rückhalt der Familie hat es die beiden auch bestärkt, dass viele fremde Menschen die Aktion unterstützt und damit an das Projekt geglaubt haben. „Es war nicht einfach, das Konzept in einem Video schnell zu vermitteln“, sagt Anika Roll, die vor ihrem Studium eine Ausbildung zur Hutmacherin absolviert hat. Unterstützung hätten sie durch eine landesweite Aktion der Crowdfunding-Plattform erhalten. Dort haben sie an einem Wettbewerb teilgenommen, den fünften Platz belegt, und durften an Workshops und Coachings teilnehmen.

Neben dieser Hilfe konnten die beiden Existenzgründerinnen auf Erfahrungen aus der Studienzeit zurückgreifen. Während des gemeinsamen Kunstdesignstudiums in Pforzheim haben Banse und Roll bereits Projekte gegen den Leerstand in Städten gestartet und für wenige Wochen Pop-up-Stores eröffnet. Die Anti-Leerstand-Projekte fanden zwar Anklang, doch die beiden Designerinnen hatten nach dem Studium zunächst andere Pläne. Anika Roll hat ein weiteres Studium begonnen – Textildesign. Larissa Banse ist für ein Jahr nach Kambodscha gereist und hat dort für ein soziales Taschenlabel gearbeitet, das alte Materialien wiederverwendet.

Dass Ressourcen nochmals verwendet werden, wird auch in den Produkten sichtbar, die bei „Poppinski“ verkauft werden. Stühle aus Paletten oder Vorratsdosen aus alten Weinflaschen stehen im Laden, ebenso fair produzierter Kaffee und Schokolade, auch selbst gemachtes festes Shampoo findet sich unter den Produkten. Hinter den Produkten steckt eine weitere Idee: „Aus jedem Bereich, wie zum Beispiel Essen oder Interieur, verkaufen wir maximal drei verschiedene Produkte“, sagt die 30-jährige Anika Roll. „Dadurch bleibt das Label exklusiv und steht nicht zum Beispiel neben 50 weiteren Lieferanten.“ Künstler und damit Produkte für den Laden entdecken die beiden vor allem auf Designmessen oder auf der sozialen Plattform Instagram. „Es ist aber zum Beispiel sehr schwierig, ein Modelabel zu finden, da die regionalen Hersteller meist eine zu kleine Auflage haben und die Klamotten dann im eigenen Laden oder online verkaufen“, sagt Larissa Banse.

Mit dem Laden haben sie auch ein Kollektiv ins Leben gerufen. „Ein Kollektiv kann als Zusammenschluss gesehen werden“, erklärt Roll. „Wir möchten, dass es ein belebter Ort wird, dass ein Netzwerk entsteht.“ Weil es nicht so viele Künstler sind, kennt man sich untereinander. Larissa Banse ergänzt: „Es ist gedacht wie ein Geben und Nehmen und nicht nur wie eine geschäftliche Beziehung, in der die Ware gegen die Rechnung getauscht wird.“ Alle Künstler, deren Werke bei „Poppinski“ verkauft werden, seien Mitglieder im Kollektiv und dürften die Räume zum Beispiel für Workshops nutzen. Nach einigen Wochen Renovierungsarbeiten sind die Räume seit Dezember fertig, am 1. Februar findet die offizielle Eröffnungsfeier statt. „Das war echt sportlich und ein großer Kraftakt“, sagt Larissa Banse. Denn das Ganze ging schnell. Erst vor rund einem Jahr sei das langfristige Konzept für den Laden entstanden. Die ersten Pläne hätten sie noch per Skype oder am Telefon besprochen, da Banse zu dem Zeitpunkt noch in Kambodscha war. Ab Anfang August starteten sie dann in Deutschland mit der Planung.

Im Moment arbeiten die Designerinnen, die beide in Esslingen wohnen, noch in Teilzeit in einem Biomarkt und einem Unverpackt-Laden. Als nächstes Projekt möchten die beiden den leer stehenden Nebenraum umgestalten und eine Werkstatt daraus machen. Anika Roll: „Dann möchten wir selbst Produkte herstellen und den Kunden auch Einblicke in die Werkstatt geben.“