Ihre mentale Stärke ist ihr Ass: Tina Vogelmann bei der EM in Finnland. Foto: epbf/DK

Tina Vogelmann spielt erfolgreich Pool-Billard. In Finnland hat sie zwei Goldmedaillen geholt. Im Oktober geht es zur WM nach Klagenfurt.

Jeder hat wohl schon einmal Billard gespielt. Vermutlich in irgendeiner Kneipe. So ähnlich hat es bei Tina Vogelmann auch angefangen – und heute ist die Marbacherin zweifache Europameisterin im Pool-Billard.

Gut 20 Jahre ist es her, als Tina Vogelmann, damals in ihrem Heimatort Öhringen, mit einer Freundin in einer Cocktail-Bar saß. Dort standen ein paar Billard-Tische und ein kleiner Verein hatte ein Anfänger-Training ausgeschrieben. Weil sich ein paar Jungs anmeldeten und einer davon ganz schnuckelig war, trug sich auch Tina Vogelmann in die Liste ein. Aus ihr und dem Kerl wurde nichts – „der sah nur gut aus, mehr nicht“, sagt sie heute lachend. Aber: Aus Tina Vogelmann und dem Pool-Billard wurde durchaus was. Eine ziemlich große Erfolgsgeschichte um genau zu sein.

Eine ziemlich große Erfolgsgeschichte

Die damals 17-Jährige trat in den Billard-Verein in Öhringen ein und gewann schon ein halbes Jahr später bei der Jugendlandesmeisterschaft alle drei Titel. Gegen Mädchen übrigens, die alle schon viel länger Billard spielten. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften belegte sie zweimal den dritten Platz, kam in den Jugend- und später auch den Damen-Leistungskader mit einem „ganz tollen Trainer“, Ralph Eckert, der noch heute ihr Nationaltrainer ist.

2007 gewann Tina Vogelmann ihre erste Deutsche Meisterschaft und wurde in den Nationalkader berufen. „Damals war ich aber nicht so erfolgreich. Ich war viel zu nervös gegen die großen Spielerinnen.“ Das ist heute anders. Besonders ihre mentale Stärke sieht die Marbacherin als Vorteil. „Gerade, wenn es eng ist, verzucken viele. Ich nicht.“

Technisch hingegen empfindet Tina Vogelmann sich „nicht als die Stärkste“. Was daran liegt, dass sie Pool-Billard als Hobby betreibt und schlicht keine Zeit hat, quasi rund um die Uhr zu trainieren. Die Weltspitze beim Frauenbillard kommt vor allem aus dem asiatischen Bereich. „Die sind technisch ultrapräzise.“ Und: Dort gehe es in dieser Sportart auch um viel Geld, was hierzulande gar nicht der Fall ist. Selbst für ihre Europameister-Titel bekam sie zwar Pokale und Medaillen aber eben auch null Euro Preisgeld. Ihr Geld verdient Tina Vogelmann also in einem ganz normalen Job in der Lohn- und Gehaltsbuchhaltung. Trainiert wird in der Freizeit bei Bull Höfingen, einem Billard- und Dartverein.

Zweimal Gold gewonnen

Nach einer mehrjährigen Pause stieg Tina Vogelmann im Jahr 2015 wieder ins Pool-Billard ein. Der Verband bat sie, zur Deutschen Meisterschaft zu gehen. Einfach aus Spaß – und um alle mal wiederzusehen – sagte sie zu. Sie spielte, gewann zwei Medaillen und wurde zur EM nominiert. Seither war sie jedes Jahr bei den Europameisterschaften dabei und gewann öfter Bronze. Im vergangenen Jahr gab es im Team-Wettbewerb auch Gold.

Und dieses Jahr, bei der EM in Tampere in Finnland, nun eben auch zweimal Gold im Einzel – und zwar in der Variante 14.1 endlos und im 8-Ball. Letzteres ist die wohl bekannteste Pool-Billard-Version, die man klassischerweise auch in der Kneipe spielt.

Apropos. Wie ist es denn, wenn man als Deutsche und Europäische Meisterin mal in einer Bar, einem Lokal oder im Urlaub Billard spielt? „Ziemlich amüsant“, sagt Tina Vogelmann und grinst. Gerade für männliche Mitspieler sei es offenbar keine Freude. Einmal habe ihr ein leicht angeheiterter Herr im Urlaub sogar gute Tipps am Billardtisch gegeben, wie sie eine Kugel am besten einlochen kann. Tina Vogelmanns heutiger Partner tickt da anders. Er spielt zwar nicht so gut Billard wie sie, hat aber damit kein Problem.

Pool-Billard

Die Historie
 Vermutlich ist Billard aus anderen Ballspielen wie Cricket, Croquet und Golf entstanden. Ab dem 13. Jahrhundert finden sich Hinweise auf Ballspiele, die auf dem freien Feld gespielt und bei dem die Bälle mit einem Schläger oder Stock geschlagen wurden. Um auch in Gegenden mit meist schlechtem Wetter das Spiel betreiben zu können, verlegte man das Geschehen in geschlossene Räume und dort schließlich auf einen Tisch, gespielt wird mit einem Queue.

Die Disziplinen
 Pool-Billard ist eine von vielen Varianten des Billards. Hier wiederum gibt es zahlreiche verschiedene Disziplinen. Die offiziellen Ligadisziplinen der Deutschen Billard-Union (DBU) sind: 8-Ball, 9-Ball, 10-Ball und 14.1 endlos. sl