Eva Gerstetter. Foto: oh Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Nach der Arbeit in den Sport oder mit Freunden etwas trinken gehen - was für die meisten von uns eine Selbstverständlichkeit ist, ist für Menschen mit Behinderung eine Herausforderung oder unmöglich. Ist der Weg dorthin mit öffentlichen Verkehrsmitteln machbar? Ist das Ziel barrierefrei? In Plochingen soll die Antwort darauf öfter „Ja!“ lauten. Die Werkstätten Esslingen Kirchheim (WEK) haben in Kooperation mit der Stadt Plochingen im Juni 2017 das Projekt „Inklusives Plochingen“ lanciert und bei einer Auftaktveranstaltung im Alten Rathaus Menschen mit und ohne Behinderung eingeladen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Seither haben etwa 70 Teilnehmer in mehreren Arbeitsgruppen ihre Meinung beigesteuert und an Projektideen gebastelt, außerdem konnten Menschen mit Behinderung Fragebögen einreichen. Laut Eva Gerstetter, Projektleiterin bei den WEK, steht noch in diesem Monat ein Treffen der Steuerungsgruppe an, bei dem geplant wird, wann was umgesetzt werden soll. Bis Ende Februar muss der Förderantrag mit Konzept an die Aktion Mensch raus, die Soziallotterie könnte „Inklusives Plochingen“ mit bis zu 250 000 Euro unterstützen. Man habe ein gutes Netzwerk geschaffen, sagt Gerstetter. Neben der Stadt sind etwa der CVJM, der Turnverein, die VHS, die Lebenshilfe Esslingen und Kirchheim und weitere im Boot.

Zum Thema Arbeit kamen von den Befragten eher positive Reaktionen, da der Arbeitsmarkt gut sei, so Gerstetter. Ziel der WEK, die selber ein wichtiger Arbeitgeber für Menschen mit Behinderung sind und in Plochingen etwa Leute im Café Morlock und dem Laden „Um’s Eck“ beschäftigen, ist, das eigene Jobcoaching-Angebot besser zu bewerben und das Netzwerk mit anderen Arbeitgebern auszubauen. Schwierig sei die Lage beim Thema Wohnen, wegen der allgemeinen Raumnot. Hier sind die Stadt und die Lebenshilfe wichtige Partner. „Ziel ist, alternative Wohnformen zu finden, eventuell mit älteren Menschen“, sagt Eva Gerstetter. Im Bereich Freizeit ist die Idee, dass Helfer Menschen mit Behinderung zu bestehenden Angeboten vermitteln.

Ein Hauptthema, das die Projektbeteiligten beschäftigt, ist die Barrierefreiheit im Stadtgebiet. Man wolle eventuell mit Schülern einen Selbsttest unternehmen, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie schwer es Leute mit Rollstuhl oder Rollator haben, und um deren Freizeitgestaltung planbarer zu machen. Dafür bietet sich nach Ansicht der Beteiligten wheelmap.org an, eine Online-Karte, auf der die Begehbarkeit von Orten und Läden eingetragen werden kann.

Allein die Gespräche in den Arbeitsgruppen haben nach Ansicht von Eva Gerstetter schon etwas bewegt: „In den Vereinen wird das Thema Inklusion diskutiert.“ So hätten einige auf ihrer Webseite bereits Angaben zur Barrierefreiheit gemacht. So schreiben die Schachfreunde: „Behinderte sind herzlich willkommen und werden von uns gerne beraten.“ Alle Beteiligten aus unterschiedlichen Bereichen hätten immer große Offenheit gezeigt, so Gerstetter. „Deswegen bin ich positiv gestimmt, dass das auch was wird.“ Die Ideen müssten jetzt aber in die Tat umgesetzt werden.

Die Projektleiterin fände es allerdings wichtiger, dass sich noch mehr Menschen mit Behinderung mit ihren Anliegen melden. „Wenn wir etwas umsetzen, das keiner braucht, wäre das das Schlimmste.“

Mit ihren Wünschen können sich Menschen mit Behinderung oder Hilfswillige an Eva Gerstetter wenden (E-Mail eva.gerstetter@w-e-k.de). Infos unter http://bit.ly/2n1W17t

Serie

In unserer Serie „Was wurde eigentlich aus...?“ beleuchten wir in loser Folge Themen, die vor einiger Zeit in Stadt und Kreis intensiv diskutiert wurden, inzwischen aber etwas aus dem Fokus gerückt sind. Wir fragen nach, wie sich die Sache in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat.