(red) - Eineinhalb Jahre war die Pfarrstelle der evangelischen Kirchengemeinde Plochingen auf dem Stumpenhof verwaist. Nun tritt Pfarrerin Karin Keck ihr Amt an der Paul-Gerhardt-Kirche an. Die Kirche am Teckplatz kennt sie aus ihrer Kindheit. Mehrmals besuchte sie ihre ältere Schwester, die in Plochingen wohnte. Schon damals gefiel ihr die Weite, die die Kirche ausstrahlte. Dieses Gefühl empfindet die 50-Jährige noch heute.

Aufgewachsen ist Karin Keck im Alb-Donau-Kreis. Die kirchliche Jugendarbeit und ein, kritisch hinterfragender Religionsunterricht bewogen sie, Theologie zu studieren. „Ich wollte schon immer mit Menschen arbeiten.“ Hätte es mit dem Pfarrberuf nicht geklappt, hätte sie sich vorstellen können, Krankenschwester zu werden. Im Studium hat Karin Keck sich unter anderem mit feministischer Theologie beschäftigt. Auch wenn diese Fragen für sie nicht mehr so relevant seien, habe sie erkannt: „Nicht jede Bibelstelle ist gleich wichtig, sondern das Evangelium, ist am wichtigsten, also die Botschaft von Jesus, dass Gott uns so annimmt, wie wir sind.“ Das gelte unter anderem auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, „wenn diese Menschen füreinander eintreten“.

Nach Studium und Vikariat war Karin Keck drei Jahre als Pfarrerin zur Anstellung an der Auferstehungskirche in Denkendorf. In dieser Zeit wurden ihre beiden, heute 18 und 19 Jahre alten Töchter geboren. Nach einer Familienphase wurde sie Pfarrerin in Heidenheim-Mergelstetten. 15 Jahre später wechselt sie nun wieder in den Kirchenbezirk Esslingen.

In Plochingen ist sie für die Seelsorge auf dem Stumpenhof zuständig. Auch Konfirmanden- und Religionsunterricht an der Panoramaschule gehören zu ihren Aufgaben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Arbeit mit Familien und Kindern. Dazu gehören Kinderkirche und Kleinkindergottesdienst in der gesamten Kirchengemeinde. Dass es dafür eine engagierte Gruppe gibt, freut die Pfarrerin. „Ich arbeite sehr gerne im Team. Es ist wertvoll, sich auszutauschen, sich gegenseitig zu beraten und neue Ideen zu entwickeln. Im Team trägt man sich gegenseitig.“ Ihr ist auch wichtig, dass Initiativen in einer Kirchengemeinde Raum für eigenständige Aktivitäten bekommen: „Wir Pfarrer können nicht alles machen.“

Die Kirchengemeinde und der Kirchengemeinderat seien sehr engagiert, ist ihr Eindruck. „Es gibt sehr viele unterschiedliche Angebote.“ Sie selbst bringt einige Ideen mit. Ein Kurs zur Reformation ist geplant, manches ist noch weniger konkret. Dass am Teckplatz die Werkstätten Esslingen-Kirchheim mit einem Café und einem Lebensmittelgeschäft Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen haben, gefällt der Pfarrerin. Vielleicht könne man diese Situation nutzen und inklusive Angebote entwickeln. Auch den Kindergarten neben der Paul-Gerhardt-Kirche will sie stärker in die kirchliche Arbeit einbeziehen.

Auf dem Stumpenhof gefällt ihr der weite Blick auf die Alb. Als begeisterte Bergwanderer machen sie und ihr Mann Bernd in der Freizeit gerne Rucksacktouren von Hütte zu Hütte. Bernd Keck, der als Richter in Stuttgart tätig ist, freue sich schon auf die Fahrradstrecke von der Plochinger Kernstadt den Berg hinauf - „quasi als Trainingseinheit“. Im Januar, so hofft Karin Keck, werden die beiden ins Pfarrhaus einziehen können. Dort hat sich die Renovierung verzögert. So lange wohnt die Pfarrerin in einer provisorische Unterkunft im Pfarrhaus bei der Stadtkirche.

Am Sonntag, 4. Dezember, wird Karin Keck durch Dekan Bernd Weißenborn um 10 Uhr in einem feierlichen Investitur-Gottesdienst in der Paul-Gerhardt-Kirche in ihr Amt eingesetzt. Im Anschluss gibt es einen Empfang.