Hansjörg Buss, Bruder des Plochinger Bürgermeisters, hat bei seinem Vortrag für Diskussionen unter den Zuhörern gesorgt. Fotos: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Es hat nicht allen im Publikum gefallen, was Hansjörg Buss im Reformationsjahr über den Umgang der Deutschen mit Martin Luther zu erzählen hatten. Luther als Instrument politischer Interessen, auch und besonders der der Nationalsozialisten - nach dem Vortrag des Historikers und Bruders von Bürgermeister Frank Buß im Sitzungssaal des Alten Rathauses gab es darüber viel Diskussion im Publikum. Das ist auch Ziel der Plochinger Senioren-Akademie: etwas für die geistige Fitness zu bieten.

Doch dabei bleibt es nicht. Denn in Plochingen mischen viele in der Arbeit für die ältere Generation mit. Wie die Stadt für Senioren ist? „Ich finde, dass in Plochingen durch die Altenarbeit viel geboten ist“, sagt Wolfgang Raisch. Der 73-Jährige ist seit 2011 Vorsitzender des Stadtseniorenrates (SSR) und des Plochinger Verbundes. Seither ist ihm zufolge wieder Schwung in die politische Vertretung der Senioren und das übergeordnete Netzwerk sozialer Organisationen gekommen, das vorher nur auf dem Papier existiert hatte.

Das Engagement des SSR ist sichtbar in der Stadt, etwa an den Sportübungsgeräten im Kulturpark Dettinger oder den Gehstreifen auf dem Marktplatz. „Mit Rolatoren und Rollstühlen können Sie auf dem Kopsteinpflaster schlecht fahren“, erklärt Raisch. Also hat der SSR Druck gemacht und schließlich den Bau der ebeneren Streifen in der Markstraße erreicht. Im Plochinger Verbund, in dem der Rat ebenfalls mitmischt, ist es gelungen, gemeinsam ein großes Angebot an pflegerischer und sozialer Versorgung auf die Beine zu stellen. „Wir wollen Betreutes Wohnen zu Hause fördern, indem wir mit den Mitgliedsorganisationen Kooperationsverträge abschließen“, sagt Raisch. Auch ein Wegweiser für Senioren ist in Zusammenarbeit entstanden und - das neueste Projekt - ein Veranstaltungsheft.

Denn es geht für Ältere eben nicht gleich um Pflege. „Zu unseren Veranstaltungen kommen viele Alleinstehende“, erzählt Raisch. „Man muss aufpassen, unsere Gesellschaft vereinsamt.“ Wer in Plochingen im Rentenalter ist, kann sich da schnell Abhilfe verschaffen. Wer ins Veranstaltungsheft blickt, sieht, dass der Plochinger Verbund, der Verein Altenhilfe und der SSR wöchentlich Nachmittage für Demenzkranke, Bewegungstreffs, Radfahren, Tanztees und mehr bieten - die Veranstaltungen werden meist von Senioren selbst geleitet.

Der SSR organisiert außerdem Einzelveranstaltungen zu für Senioren relevante Themen: Ein Seminar zu Mobilität im Alter und ein Vortrag über Medikamentenabhängigkeit stehen als nächstes auf der Agenda. Ergänzend dazu gibt es dann noch die Senioren-Akademie. Dieses Angebot wird von einem Arbeitskreis von Senioren und Vertretern der Stadt zusammengestellt und ist ebenfalls mit dem SSR verwoben. „Man sollte etwas tun für die, die noch fit sind“, erklärt Detlef Kollmeier. Der frühere Chefarzt am Plochinger Krankenhaus hat die Senioren-Akademie 2007 mitinitiiert. „Es ist ein bisschen ein anspruchsvolleres Programm“, erklärt Seniorenratsmitglied Willi Stuhler zur Differenzierung von SSR und Senioren-Akademie.

Für die zehn Vertreter des Stadtseniorenrates geht bald wieder eine dreijährige Legislaturperiode zu Ende. Im Oktober können die Plochinger ab dem 63. Lebensjahr in einer Versammlung abstimmen, wer sie künftig vertreten soll. Wolfgang Raisch will sich diesmal nicht zur Wahl stellen. Er sei zufrieden mit dem bislang Erreichten. „Sechs Jahre genügen, jetzt soll jemand anders ran“, findet er nun. Willi Stuhler, 67 Jahre alt, wünscht sich ein paar jüngere Mitstreiter - ab 63 kann man sich zur Wahl stellen -, die das festgefahrene Gefüge wieder etwas lösen. Ein paar Ideen hat er schon selbst: Veranstaltungen zu den gerade modernen Pedelecs oder Selbstverteidigung im Alter kann er sich gut vorstellen.