Stefan Leidner (Dritter von links) und Ursula Parth (rechts) unterstützen die Besuchern der Tagesstätte beim Kochen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Pia Hemme

Bunt geht es zu, in der Tagesstätte der „Brücke“ Plochingen. Vier Mal in der Woche kochen psychisch erkrankte Menschen jeden Alters ein gemeinsames Mittagessen, sie putzen den Salat, schnibbeln das Gemüse und waschen nach dem Essen auch wieder ab. Sie können sich austauschen und ihren Alltag gestalten. Für Menschen, die chronisch psychisch erkrankt sind, ist das aus Sicht des Verbands auch besonders wichtig. Deshalb bietet das sozialpsychiatrische Hilfe- und Beratungszentrum „Die Brücke“ vom Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen eine Tagesstätte mit Mittagstisch an.

Die Tagesstätte ist ein offener Treffpunkt für chronisch psychisch erkrankte Menschen. Das gemeinsame Kochen und Mittagessen steht dabei im Mittelpunkt. Mit der Hilfe von hauptamtlichen Mitarbeitern der „Brücke“ bekommen die Klienten eine warme und vor allem kostengünstige Mahlzeit. Gerade für Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung nicht mehr arbeiten können, ist ein Mittagsangebot für den kleinen Geldbeutel laut Kreisdiakonieverband ein Muss.

Tagesstätte als Heimatersatz

Stefan Leidner, Fachbereichsleiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, arbeitet seit Jahren mit Menschen zusammen, die psychisch erkrankt sind. Vielen von ihnen fehle eine Tagesstruktur. „Häufig haben sie wegen ihrer Erkrankung den Arbeitsplatz verloren, ziehen sich sozial zurück und sind sehr einsam.“ Deshalb sei eine sinnvolle Beschäftigung, zum Beispiel gemeinsames Kochen, von großer Bedeutung. Ursula Parth betreut die Tagesstätte. Das Angebot werde von den Besuchern gut angenommen: „Einige von ihnen kommen täglich. Für sie ist es Heimatersatz.“ Es würden auch regelmäßig Menschen vorbeikommen, die keine Betreuung mehr bräuchten.

Der Besuch der Tagesstätte ist freiwillig. Auch zum Kochen wird keiner gezwungen. Wer nicht kochen mag, kann mit anderen Besuchern der Tagesstätte den Beschäftigungsbereich aufsuchen. Dort wird geplaudert, gebastelt und ab und an für Aufträge gewerkelt. „Wir schauen schon danach, dass unsere Besucher eine sinnvolle Beschäftigung haben - wenn sie wollen“, betont Parth.

Stefan Leidner findet es sehr bemerkenswert, dass es in der Tagesstätte selten zu Konflikten kommt. Denn dort treffen täglich Menschen verschiedenen Alters und mit unterschiedlichen Charakteren aufeinander. „Hier ist eigentlich immer eine positive Stimmung und es gibt nur ganz wenige Situationen, bei denen es schwierig wird.“ Damit das so bleibt, ist geschultes Personal nötig, das wachsam ist. Falls es doch zu einem Konflikt kommt, dann müsse man reden, sagt Ursula Parth: „Wenn sich jemand unwohl fühlt, dann darf er mit mir ins Büro gehen und wir sprechen darüber.“

Kochkurs für 2018 geplant

Das Mittagsangebot wird sehr gut angenommen. Doch was passiert, wenn die Tagesstätte geschlossen hat und es kein gemeinsames Mittagessen gibt? Stefan Leidner weiß, dass die Ernährung für psychisch Erkrankte häufig zur Nebensache wird. Viele von ihnen würden alleine leben, müssten mit wenig Geld auskommen und griffen oft zu Fertigprodukten. Durch falsche Ernährung würden einige an Diabetes und Übergewicht leiden. Dabei sei gutes Essen ein Stück weit Lebensqualität, findet Leidner. Deshalb möchte die „Brücke“ zusätzlich zur Kochgruppe einen Kochkurs anbieten. Die Klienten können dort lernen, wie man günstiges und gesundes Essen auch mal alleine zubereiten kann.

Vorbild dafür ist die Kochgruppe des Fachdienstes Wabe des Kreisdiakonieverbands Landkreis Esslingen. Wabe hilft Menschen, die in so einem chaotischen Haushalt wohnen, dass er ihr Leben beeinträchtigt. Die Resonanz auf den Kochkurs ist so gut, dass die „Brücke“ das Konzept ausprobieren will.

Die Besucher der Tagesstätte lernen in dem Kurs, wie viele Kalorien in einem Gericht stecken und wie viel es kostet. „Oft sind Fertigprodukte teurer als Frisches“, sagt Parth. Damit die Klienten die Gerichte allein nachkochen können, soll jeder seine Portion vorbereiten bevor es in den großen Topf kommt. Leidner ist sich sicher: „Solch ein selbstgekochte Essen kann für die Menschen zum Highlight des Tages werden.“ Der Kochkurs soll im März beginnen und blockweise stattfinden.

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