Selmar Ehrmann (rechts) in einer der Partnereinrichtungen Foto: Paulinenpflege

Selmar Ehmann ist neuerdings der Partnerschaftsbeauftragte der Winnender Paulinenpflege für befreundete Einrichtungen in Jordanien und Palästina – die ersten Eindrücke.

Sein Antrittsbesuch in der neuen Funktion war für Selmar Ehmann schon im November letzten Jahres im Holy Land Institute for the Deaf in Salt/Jordanien. Dort unterstützt er mit seiner 50-prozentigen Freistellung durch die Paulinenpflege den Institutsleiter und Pfarrer Jamil Khadir. Das geschieht teilweise von Winnenden aus, aber auch mit mehrwöchigen Aufenthalten vor Ort im Nahen Osten.

Kein Besserwisser

„Ich freue mich sehr, dass ich meine Erfahrungen aus unserem Berufsbildungswerk in Jordanien einbringen kann. Ich bin hier nicht der Besserwisser, sondern erst mal Beobachter und versuche mit meinem Blick von außen die Arbeit hier mit weiterzuentwickeln. Ganz bestimmt werden aber auch wir von unseren jordanischen Partnern etwas lernen können“, sagt Selmar Ehmann.

Dabei geht es unter anderem darum die berufliche Ausbildung in Jordanien mit neuen Berufsfeldern zu erweitern und das Netzwerk auch nach Deutschland/Europa weiter auszubauen. Grundsätzlich sollen auch wieder mehr Schülerinnen und Schüler in das Institut kommen. Die Belegungszahlen waren in den letzten Jahren rückläufig. Träger des Holy Land Institutes ist die Anglikanische Kirche der Diözese Jerusalem. Sie ist auch für unsere zweite Partnereinrichtung, das Episcopal Technology & Vocational Training Center in Ramallah, zuständig.

Mobilitätstraining und Schulbildung

Im Holy Land Institute in Jordanien sind derzeit knapp 50 hörbehinderte Schülerinnen und Schüler im Alter von vier bis 20 Jahren. Diese können dort vom Kindergarten bis zur Hochschulreife gefördert werden. Ausgebildet wird in einer Schreinerei und Schlosserei sowie im Kunsthandwerk. Weiteren gibt es auch eine Abteilung für Taubblinde. In dieser werden zwölf taubblinden Menschen rund um die Uhr betreut und gefördert. Hier findet eine 1:1-Betreuung statt, Schwerpunkte sind Angehörigenarbeit, Mobilitätstraining und die Schulbildung.

Ein weiteres Standbein der Arbeit sind Seminare und Schulungen für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für gehörlose Menschen. Zudem gibt es im Jordantal noch zwei Außenstellen, in denen mehrfachbehinderte Menschen betreut und gefördert werden. Finanziert wird das Institut über Elternbeiträge und Spenden – eine staatliche Förderung gibt es nicht.

„Besonders beeindruckt mich, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Institut anpacken. Sie brennen mit viel Herz für ihre Klienten und sagen: Das ist nicht meine Arbeit, sondern meine Familie“, berichtet Selmar Ehmann begeistert von seinem Besuch in Jordanien. Eines der Aushängeschilder im Institut ist die jordanische Gebärdensprache, die die Mitarbeitenden auf sehr hohem Niveau beherrschen. Zur Hörbehinderungskompetenz trägt beim Holy Land Institute for the Deaf auch die Audiologie-Abteilung bei.

Bemerkenswert ist auch, dass es in der Einrichtung keine Auseinandersetzungen oder Spannungen bezüglich der verschiedenen Religionen gibt: Die Klienten sind alle Muslime, ebenso die Mehrheit der Mitarbeiter, trotzdem arbeiten alle in einer Einrichtung der Anglikanischen Kirche. „Religion ist hier kein Streitthema. Es darf nicht missioniert werden, aber alle müssen die christlichen Werte mittragen. Und das funktioniert bestens“, so Selmar Ehmann.

In diesem Frühjahr steht dann sein nächster Besuch im Nahen Osten an: „Ich freue mich schon sehr darauf, denn ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren viel bewegen werden“, sagt Selmar Ehmann. „Die Mentalität ‚Ärmel hoch, anpacken, umsetzen‘ gefällt mir sehr.“