In 15 Monaten soll das Schulungszentrum des Württembergischen Schützenverbandes fertig sein. Das Foto zeigt beim symbolischen ersten Spatenstich (von links): WLSB-Präsident Klaus Tappeser, Schützenpräsidentin Hannelore Lange, Landesschatzmeister Ralf Packmohr, Architekt Andreas Theilig und Projektleiter Jochen Gökeler. Quelle: Unbekannt

Über Jahrzehnte ist in der Sportschule Ruit kaum investiert worden. Jetzt kommt umso mehr Bewegung auf das Gelände. Im Sommer soll das zentrale Campus-Gebäude in Betrieb gehen, in dem im Augenblick der Innenausbau läuft. Eine zweite große Baustelle ist gestern begonnen worden. Der Württembergische Schützenverband (WSV) lässt am nordöstlichen Rand des Campus für 6,5 Millionen Euro ein modernes Schulungszentrum errichten.

Von Harald Flößer

Projektpartner des WSV ist der Württembergische Landessportbund (WLSB). Er beteiligt sich an den Kosten mit zwei Millionen Euro. Außerdem stellt der WLSB das Gelände in Erbbaurecht zur Verfügung. Mit dem neuen Schulungszentrum sollen sowohl der Breiten- als auch der Leistungssport gefördert werden. Außerdem dient das Gebäude der Aus- und Weiterbildung von Trainern, Übungsleitern und Kampfrichtern. Die integrierte Multifunktionshalle kann nicht nur von den Schützen genutzt werden. Dank eines intelligenten Stauraumkonzepts lässt sich die eine der beiden Schießhallen in wenigen Minuten umrüsten, so dass auch andere Sportarten in der Zweifach-Halle möglich sind. Wenn alles nach Plan läuft, wird das Schulungszentrum Mitte 2017 seinen Betrieb aufnehmen.

Das neue Gebäude beinhaltet zwei Schießhallen mit 20 Bahnen für Kleinkaliber, die jeweils 50 Meter lang sind, und 40 Druckluftbahnen. Alle Schießstände werde mit modernster Technik ausgestattet. Mit dem neuen Schulungszentrum schaffe man optimale Trainings- und Wettkampfbedingungen, kündigte Landesoberschützenmeisterin Hannelore Lange gestern beim ersten offiziellen Spatenstich an. Sie erinnerte daran, dass es im 85 000 Mitglieder starken Verband ein langes Ringen gegeben habe, bis man eine gute und bezahlbare Lösung gefunden habe. Nun bekomme der WSV ein „imposantes Gebäude“, das identitätsstiftend sei und ein „Schaufenster des Schießsports“ im Land darstelle.

Durch eine offene Bauweise mit breiter Glasfront und Videoübertragung kann das Sportgeschehen vom Foyer aus beobachtet werden. Weil sich das Sportschießen auch gut für behinderte Sportler eignet, wird das Gebäude durchgehend barrierefrei gestaltet. Vorgesehen ist zudem ein Seminarraum, in dem bis zu 25 Personen Platz finden. Gebaut wird das Schulungszentrum nach den Plänen von Professor Andreas Theilig (Büro Kauffmann, Theilig & Partner).

Ostfilderns Erster Bürgermeister Rainer Lechner freute sich, dass mit dem Projekt der Landesschützen ein weiterer Baustein für die Campus-Lösung entsteht. Die Sportschule in Ruit nannte er eine wichtige Einrichtung für die Stadt und ein Aushängeschild des Sports.

Hohe Investitionen auch in Albstadt

Von einer guten Lösung sprach auch WLSB-Präsident Klaus Tappeser. Beide Seiten profitierten von der Kooperation. Der Schützenverband kann die Infrastruktur der Sportschule mitnutzen, zum Beispiel die Übernachtungsmöglichkeiten, eine Cafeteria oder einen Kraftraum. Auf der anderen Seite erhält die Sportschule durch den Neubau einen weiteren Schulungsraum sowie eine zusätzliche Sporthalle. Auch Geschäftsführer Volker Stark sieht in der Zusammenarbeit viele Vorteile. Ziel sei es, die beiden Landessportschulen in Albstadt und Ruit enger zu verknüpfen. Dafür habe man einen Masterplan erarbeitet, der Perspektiven für die nächsten 15 Jahre aufzeigt. Nach Angaben von WLSB-Chef Tappeser werden in die beiden Sportschulen insgesamt 22 Millionen Euro investiert. Nach Ruit kommen derzeit pro Jahr rund 20 000 Lehrgangsteilnehmer. In Albstadt sind es etwa 14 000.

Einen Meilenstein in der Entwicklung der Sportschule Ruit stellt der Bau des neuen Campus-Gebäudes dar. Handwerker sind derzeit mit dem Innenausbau beschäftigt. Voraussichtlich ab August oder September werde man das zentrale Campus-Gebäude nutzen können, so Geschäftsführer Stark. In dem viergeschossigen und 15 Meter hohen Gebäude sollen der Empfang der Schule, die Büros der Verwaltung, Aufenthalts- und Umkleideräume, ein Lehrkräftezentrum mit acht Büros sowie ein Hotel mit 33 Doppel-Zimmern für die Sportler untergebracht werden. Das Hotel ersetzt die drei sogenannten Fußballhäuser, die noch aus den 1950er-Jahren stammen. Sobald das Campus-Gebäude fertig ist, sollen die Fußballhäuser abgerissen werden. Die nächsten Investitionen hat Geschäftsführer Stark bereits im Fokus. In den Winterferien soll die Lüftungsanlage der Küche erneuert werden. Außerdem will man parkähnliche Strukturen auf dem Gelände schaffen.