Wer hat Ariane Rosenstein ermordet? Nonnen diskutieren im Weinkeller des Klosters mit den Teilnehmern des Entspannungskurses. Verdächtig sind alle. Foto: Bail Quelle: Unbekannt

Von Petra Bail

Das ist der Traum für jeden gestressten Bürger schlechthin: ein spirituelles Wochenende im Weinkeller einer Abtei: Seele baumeln lassen und die innere Mitte finden. Mit der Glocke der Erleuchtung wird die mystische Sitzung eingeläutet, tiefes Atmen ins Power House, energetische Reinigung des Raums durch gemeinsames Singen. Es hätte so entspannend werden können, säße da nicht die Tote mitten unter den Zuschauern im Stadthaus in Ostfildern. So aufregend beginnt der jüngste Coup des Theaters SchaPanack des Bürgervereins SchaPanesen im Scharnäuser Park.

Die agile Amateurtheatertruppe ist berühmt-berüchtigt für ihre unterhaltsamen Darbietungen. Auch diesmal hält sie das Publikum mit Veronika Ruschs Krimikomödie „Klostertod & Nonnengeist“ unter der Regie von Gerhard Bauer auf amüsante Weise in Atem. Der Titel führt die Zuschauer gewollt hinters Licht, denn im Mittelalter bedeutete der juristische Begriff „Klostertod“, dass die Person beim Eintritt in einen Orden für die weltliche Rechtsprechung für tot erklärt wurde. Ariane Rosenstein (Birgit Schmitt) wollte zwar nicht dem Ruf Gottes folgen. Tot war sie trotzdem. Eindeutig ermordet.

Der Orden der „standhaften Melissen“ ist in hellem Aufruhr: ein Mörder in ihrer Mitte - und da schneit auch noch Abtprimas Odilo (Barbara Klings) mit seinem Sekretär Bruder Malachias (Jakob Engel) unangemeldet herein. Die Schwesternschaft flattert aufgeregt, wie ein Geschwader lilafarbener Fledermäuse durch den Saal. Überhaupt nehmen alle Schauspieler immer wieder ein Bad in der Menge. Der direkte Kontakt zu den Zuschauern ist ein schöner dramaturgischer Kniff, durch den das Publikum noch stärker in das Stück einbezogen wird. Manche dürfen mitmachen. Nix Schlimmes. Sitznachbar links darf die Tür für den Abgang des Abts aufhalten.

Um die Nerven zu beruhigen, nehmen die Nonnen gerne ein Schlückchen Melissengeist zu sich, da erklärt sich auch der Name des Ordens der „standhaften Melissen“. Sogar der hinreißend schwäbelnde Gärtner Gisbert (Bernhard Kutzora) ist der Medizin nicht abgeneigt, und Sitznachbarin rechts rätselt, ob in Reinhard Meys Lied „Der Mörder ist immer der Gärtner“ nicht ein Körnchen Wahrheit steckt.

In der Pause wird gefachsimpelt und getafelt, schließlich handelt es sich hier um ein Krimi-Dinner. Wer könnte es getan haben? Vielleicht die spiritistische Mystikerin Gundula von Singen (Astrid Happel), die das Entspannungsseminar abhalten wollte? Oder die Teilnehmer, etwa die hyperventilierende Sängerin Elvira von Zotten (Martina Wolf-Kalinowski), die ihr Vibrato wegen Stress mit der Toten verloren hat. Oder vielleicht Herbert Ochsenbrummer (Dirk Weitz), vermeintlich unter Dauerstrom stehender Manager beim vorgetäuschten Dauerdaddeln, der ebenfalls unangenehme Erfahrung mit Ariane Rosenstein machte? Der mysteriöse Geist etwa, der immer wieder leibhaftig auftaucht?

Auch einige Nonnen hätten einen guten Grund. Der einen hat die Tote einst den Mann ihrer Träume ausgespannt. Die Äbtissin weiß von den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Rosenstein und Odilo, der das Kloster an die reiche Erbin verkaufen wollte, damit diese hätte ihr Luxusresort-Imperium vergrößern können. Kein schöner Gedanke für die Klostervorsteherin. Spekulationen machen die Runde, die ausgiebig am Tisch besprochen werden bei Maultaschen und Käseteller. „Leichenschmaus“, sagt Tischnachbarin Gisela von Boenigk, vergnügt. Die 94-Jährige ist alleine mit ihrem „Seniorenporsche“ zum Stadthaus gekommen. Die begeisterte Bridgespielerin möchte unbedingt erfahren, wer der Mörder ist. „Sonst gibt’s eine unruhige Nacht.“

Wer kann das schon verantworten? Also arbeitet Schwester Emilia fieberhaft an der Aufklärung. Das Ende ist verblüffend, wird hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: Jeder hat eine Leiche im Keller. Auch Nonnen, die von Renate Mayer, Ingrid Bondorf, Barbara Steidle, Birgit Schmitt und Andrea Haumesser dargestellt werden.

Wer des Rätsels Lösung erfahren möchte, kann eine der weiteren Aufführungen am 14. und 15. Oktober im Zentrum Zinsholz besuchen. Karten unter E-Mail: theater@schapanesen.de