An diesem Stand der Ostfilderner Firma Hänchen ist mechanisches Geschick gefragt: Die Schüler müssen Rohre zu einem Haus verschrauben. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Beim 8. IHK-Berufsparcours ging es in Nellingen An der Halle noch nicht darum, welchen Beruf die Jugendlichen einmal erlernen wollen. Das Ziel war vielmehr eine Richtungsentscheidung der Schüler. Sie sollten erkunden, wo ihre Begabungen liegen und was ihnen Spaß machen könnte.

Von Peter Dietrich

Zuerst einmal mussten die etwa 400 Schüler, meist Acht- und Neuntklässler, für den IHK-Berufsparcours zwei Euro Eintritt zahlen. Nicht weil die IHK derart klamm wäre, sondern weil das, was nichts kostet, auch nichts wert. „Zum andern sind damit die Eltern einbezogen“, sagte Dieter Proß, Referatsleiter Beruf und Qualifikation der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen. „Wenn die Schüler die zwei Euro holen, sagen sie, wofür.“ Organisationspartner der IHK war in Ostfildern die Riegelhofschule. Sie machte das bestens.

Bei dieser Ausgabe des Berufsparcours waren Schüler der Riegelhofschule Realschule Nellingen, der Gemeinschaftsschule am Schillerpark Esslingen, der Friedrich-Schiller-Schule Neuhausen, der Albert-Schweitzer-Schule Denkendorf und der Käthe-Kollwitz-Schule Esslingen vertreten, bei letzterer auch aus dem Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf (VAB). Bei den Gymnasiasten hatte es diesmal aus terminlichen Gründen nicht mit einer Teilnahme geklappt. Das Interesse der Schüler war groß, wobei es Jungs und Mädchen zuerst einmal zu den eher für sie typischen Berufsfeldern zog. Doch das durchmischte sich mit der Zeit. Als sein bevorzugter Stand belegt war, wich ein Schüler auf ein neues Arbeitsgebiet aus und war erstaunt: „Das wusste ich ja gar nicht, das ist ja interessant.“ Ein anderer Schüler, der wusste, dass sein erstes Praktikum nicht das Richtige war, nutzte die Chance und machte beim IHK-Berufsparcours gleich für die Ferien ein neues Praktikum aus.

Drei Durchgänge mit wechselnden Schülern gab es, jeder ging etwa eineinhalb Stunden. Die 16 Stationen waren ganz unterschiedlich. Da galt es bei Herbert Hänchen nach einer Vorlage Rohre zu einem Haus zu verschrauben oder bei Daimler einen Fernsehturm zu montieren. Im Umgang mit elektronischen Bauelementen war Fingerspitzengefühl gefragt, bei der Qualitätskontrolle von Herma-Druckbögen mit Aufklebern genaues Hinsehen: Ist das Druckbild versetzt, zu wenig Farbe drauf oder wurde falsch gestanzt? Wer einen medizinischen Beruf ergreifen möchte, sollte auf einem Röntgenbild etwas erkennen können, dazu gab es ein Quiz. Zum Beruf des Fachinformatikers gab es eine Knobelaufgabe. Wem dort die kleinen Buchstabenwürfel zu klein waren, der konnte am Stand des Straßenbauamts Kirchheim mit richtigen Pflastersteinen hantieren.

Ob ein Schüler ein gutes Zahlenverständnis hat oder mit Kunden umgehen kann, wurde am Stand der Debeka und der Kreissparkasse ermittelt. Auch wer in den Einzelhandel will, sollte rechnen können. Die Teller am Stand der Dehoga, mit der Jugendliche die Bedienung von Gästen üben könnten, waren bruchsicher. Aber das war eigentlich nicht nötig, denn am gesamten Vormittag fiel nur einmal ein Teller hinunter.

Ein wenig ließ sich die Nachfrage steuern. Zum einen dadurch, dass die regionalen Unternehmen an ihren 16 Stationen die Schüler gezielt ansprachen. Zum andern dadurch, dass sie ihre Aufgaben anpassten. Die Windeln am Stand eines Drogeriemarkts zogen die Jungs früher weniger an als die Schraubenzieher an anderen Stationen. Doch das Unternehmen hat regiert. Seit es an dessen Station auch Elemente von Verkaufsregalen zu montieren gibt, kommen mehr Jungs. Die Eltern durften nicht nur die zwei Euro zahlen, sondern gerne zuschauen.