Andreas Bälder will Oberbürgermeister von Ditzingen werden. Seine Motivation für die Kandidatur ist gespeist aus seinen Erfahrungen.
Andreas Bälder ist ein Kämpfer. Warum, so fragt er, habe man ihm damals die Umschulung verweigert? Man – das ist in diesem Fall noch das Arbeitsamt gewesen, es war lange, bevor es zur Agentur für Arbeit wurde. Die Begründung, es sei ihm bereits eine Umschulung ermöglicht worden, lässt er nicht gelten. Schließlich hätte sich in der Zwischenzeit seine Sehkraft so weit verschlechtert, dass er die Bürotätigkeit nicht mehr habe ausführen können. Mit den Händen würde er gerne arbeiten, das sei schließlich immer noch möglich. Physiotherapeut zum Beispiel, das wäre ein Beruf, den er sich auch in der jetzigen Situation für sich vorstellen könnte. Aber der Staat habe abgelehnt. Und alleine, ohne staatliche Hilfe, kann er sich die Umschulung nicht leisten.
Bürger stärker in Entscheidungen einbeziehen
Der 43-Jährige ist parteilos. Er wohnt in Ditzingen und ist gelernter Kaufmann für Bürokommunikation. Er ist nach eigenen Angaben stark seheingeschränkt. Der Sachse erklärt seine Motivation für die Kandidatur des Verwaltungschefs mit dem Wunsch, die Politik möge nicht über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden. Die Bürger sollten stärker in Entscheidungen einbezogen werden. Der Staat, die Politiker sollten mehr für den Menschen da sein. Bälder plädiert deshalb für die Einführung des Volksentscheids.
Bälder stammt aus Freital bei Dresden. Der Lebensberater und Coach war nach der vierten Klasse auf eine Schule für Sehbehinderte gewechselt. Die Schule, ein Internat in Halle, schloss er 1996 mit der Mittleren Reife ab. Von dort führte ihn sein Weg nach Baden-Württemberg. Bei der Nikolauspflege in Stuttgart machte er die Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation. Zuletzt war er im Büro einer Bäckerei tätig, verlor den Arbeitsplatz aber, als der Arbeitsplatz ihm zufolge eingespart wurde. Einen neuen Job zu finden, war ihm aufgrund des zunehmend eingeschränkten Sehvermögens nahezu unmöglich. Nach dem Gesetz gilt er aufgrund seiner geringen Sehkraft als blind.
Kritik am System
Als persönliche Kritik am amtierenden Oberbürgermeister Michael Makurath will er seine Kandidatur nicht verstanden wissen. Ihm missfällt allerdings, dass Makurath zusätzlich weitere Ämter inne hat. „Wie kann ein Oberbürgermeister so viele Nebentätigkeiten haben?“, fragt er.
Gleichwohl geht es Bälder vor allem um die Kritik am System. „Ich will, dass die Menschen mehr zu sagen haben.“ Würden die Menschen selbst entscheiden können, „dann hätten sie keinen Grund zu meckern“, argumentiert er. Dass er keine Erfahrung in Verwaltungsangelegenheiten hat, hält er nicht für hinderlich. „Ich bin überzeugt, dass das kein Problem ist.“ Schließlich könne man sich in die Themen einarbeiten und habe zudem die Rathausmitarbeiter hinter sich.
Bälder ist neben Makurath der einzige Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisterst in der Großen Kreisstadt. Die Bewerbungsfrist für die Wahl des Ditzinger Oberbürgermeisters war Ende März abgelaufen. Der Gemeindewahlausschuss hatte die Rechtmäßigkeit der Bewerbungen von Amtsinhaber Michael Makurath (parteilos) sowie von Lebensberater Andreas Bälder festgestellt. Eine weitere Bewerbung war laut der Stadt wegen der Unvollständigkeit der Unterlagen nicht zugelassen worden. Gewählt wird am Sonntag, 23. April.