Christoph Traub spricht vom OB-Amt als dem schönsten Beruf der Welt und einer erfüllenden Funktion. Foto: Caroline Holowiecki

Christoph Traub will am 9. Juli als Oberbürgermeister von Filderstadt wiedergewählt werden. Wie beurteilt er seine bisherige Zeit im Rathaus-Chefsessel? Und was sind die Themen für eine mögliche Weiterführung des Jobs?

Mit Christoph Traub dieser Tage einen Termin zu vereinbaren, ist schwierig. Als Oberbürgermeister von Filderstadt, als Mitglied des Kreistags in Esslingen oder als Vorsitzender der Sportregion Stuttgart hat er naturgemäß sowieso jede Menge zu tun. Hinzu kommt: Christoph Traub befindet sich in der heißen Wahlkampfphase. Am 9. Juli wählen die Filderstädter den Oberbürgermeister, und der 53-jährige Amtsinhaber strebt eine zweite Amtszeit an. Dafür legt er sich ins Zeug. Alle paar Stunden tut sich etwas auf seinem Instagram-Profil, nahezu täglich besucht er Veranstaltungen, Vereine oder Einrichtungen, um sich zu zeigen und Hände zu schütteln. Das wirkt beinahe wie ein Marathon. Fast schon symbolisch trägt er an diesem Tag zum Gespräch Laufschuhe zum Jackett. Christoph Traub selbst wiederum sagt, keine Ermüdungserscheinungen bei sich festzustellen. „Ich möchte signalisieren, dass ich das Thema der Wiederwahl ernst nehme“, sagt er. Seine Ehefrau Constanze unterstütze ihn, indem sie ihm den Rücken stärke. Seit 2001 ist das Paar verheiratet.

Mit ihr an der Seite ist er schon 2015 in seinen ersten Wahlkampf gegangen. Damals war der Jurist Vorsitzender der CDU-Fraktion im Filderstädter Gemeinderat und setzte sich gleich im ersten Wahlgang mit deutlichem Vorsprung gegen die damalige Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker durch. Ganz so reibungslos lief es im Amt dann aber nicht. Faktisch ist Christoph Traub seit seinem Amtsantritt als OB von einer Krise in die nächste gerutscht – Flüchtlingswelle, Corona, Krieg in der Ukraine mit der nächsten großen Flüchtlingsbewegung, Energiekrise, Inflation, Fachkräftemangel. Er selbst spricht von acht krisengeplagten Jahren.

Drei Schwerpunkte im Wahlkampf

Entsprechend herausfordernd ist sein Ausblick auf potenzielle weitere acht Jahre. Für seinen Wahlkampf hat Christoph Traub drei große Schwerpunktthemen ausgemacht: den Klimawandel und den Klimaschutz, die Demografie, womit er soziale Themen, das Wohnen, die Kinderbetreuung, den Fachkräftemangel oder den Komplex Gesundheit verbindet, und die Digitalisierung. Es gibt viele Baustellen. Nicht jede ist hausgemacht. Kita-Personal etwa fehlt landauf, landab, und auch der Klimawandel ist freilich kein alleiniges Filderstädter Problem. Bei vielem sind Christoph Traub die Hände gebunden, und als Christdemokrat ist er auch „nicht ganz glücklich“, wie seine Partei sich auf Bundesebene aktuell zu Klimafragen positioniert. „So dürfen Sie das formulieren“, sagt er knapp. Der Klimaschutz sei ein „enormer Bürgerbeteiligungsprozess, deswegen leide ich, wenn man auf Bundesebene streitet und uns als Kommune alleine lässt“.

Kritisch muss Christoph Albrecht Traub, so der volle Name, aber auch bekennen: Filderstadt hat spezifische Probleme, und manches könnte besser laufen. Zwar habe die Stadtverwaltung nach seiner Aussage in den vergangenen Jahren so viel Geld in der Grunderwerb gesteckt wie noch nie, doch „mit dem Punkt Wohnungsbau wäre ich gern deutlich weiter“. Auch um die Ortszentren und den Handel ist es nicht gut bestellt. Auffallend viele Geschäfte haben in der jüngeren Vergangenheit geschlossen, es hagelt Kritik wegen fehlender Parkmöglichkeiten und fehlender Attraktivität. Getan werde etwas gegen die Verödung der Stadt, betont der OB. In Filderstadt liefen aktuell zwei Sanierungsgebiete parallel, und in Bonlanden würden demnächst Attraktivierungsmaßnahmen für mehr Aufenthaltsqualität umgesetzt, aber „das ist ein Punkt, wo die Menschen zu Recht sagen: Wir sehen noch nichts davon“. Für vieles fehlten schlicht die personellen Ressourcen im Rathaus.

Der schönste beruf der Welt

Trotz allem: Christoph Traub spricht vom OB-Amt als dem schönsten Beruf der Welt und einer erfüllenden Funktion. Im Gemeinderat wirkt es, als sei er über die Fraktionen hinweg wohlgelitten. Mit seiner Bewerbung mache er der Bevölkerung ein Angebot, von dem er glaube, dass er es mit guten Argumenten unterfüttern könne. Ob er siegessicher ist, das beantwortet er indes nicht. Er gibt sich diplomatisch. „Demokratie ist, wenn die Menschen zur Urne gehen. Und wenn am Wahlabend ausgezählt ist.“

Drei Kandidaten stehen zur Wahl

Guido Schmucker
Am 9. Juli wählen die Menschen in Filderstadt ihren Oberbürgermeister. Neben dem Amtsinhaber Christoph Traub (53, CDU) gibt es zwei weitere Kandidaten. Der Hausverwalter Guido Schmucker (52, parteilos) aus Leinfelden-Echterdingen hat nach eigener Aussage mittlerweile die notwendigen 50 Unterstützerunterschriften beisammen und in dieser Woche seine erste Wahlkampfveranstaltung ausgerichtet. „Ich will jetzt gewinnen“, teilt er mit.

Stephan Raff
Ein dritter Kandidat ist recht kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist auf der Bildfläche erschienen: Stephan Raff (52, parteilos). Der Polizeihauptkommissar ist derzeit bei einem IT-Dienstleister als Projektleiter für ein bundesländerübergreifenden Informationssystem der Polizei tätig. Er lebt in Bonlanden.