Die Zahl der Flüchtlinge, die dem Landkreis Esslingen zugewiesen werden, hat stark abgenommen. Dennoch müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, um Unterkünfte für die Erstunterbringung zu schaffen, denn der Landkreis will die kreiseigenen Sporthallen so schnell wie möglich räumen und sie dann wieder für ihre eigentliche Bestimmung zur Verfügung stellen.

Von Uwe Gottwald

Im Juli wurden dem Kreis Esslingen 220 Flüchtlinge zugewiesen, berichtet Landratsamts-Pressesprecher Peter Keck. Auf dem Höhepunkt der Zuweisungen Ende des vergangenen Jahres wurde diese Zahl pro Woche erreicht. Gleichzeitig wurden im Juli 261 Abgänge verzeichnet. Davon zogen 126 Menschen in Anschlussunterkünfte um, die von den Kommunen geschaffen werden müssen. Weitere 70 seien unbekannt verzogen, sagt Keck, freiwillig ausgereist sind 36 Asylbewerber. Sie stammen in der Regel aus Balkanstaaten, sagt der Pressesprecher. Fünf Personen wurden abgeschoben.

Der Landkreis konnte zeitweise seine Aufnahmequote nicht erfüllen, obwohl er Ende des vergangenen Jahres damit begonnen hatte, Notunterkünfte in Sporthallen oder auch in einer ehemaligen Fabrikhalle in Aichtal zu eröffnen. Auch mit Zelten und Wohncontainern wurde behelfsmäßig Platz geschaffen. Um diese prekären Unterkünfte Schritt für Schritt aufzulösen, sind zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten notwendig, sagt Keck.

Bis zum Ende des Sommers sollen die Turnhallen in Esslingen-Zell, Kirchheim und auf dem Nürtinger Säer geräumt sein, in Aichtal will man die Anzahl der Plätze in der Fabrikhalle zumindest verringern. Ein großer Teil der Flüchtlinge aus der Säer-Turnhalle wurde in ein ehemaliges Gewerbegebäude in der Nürtinger Max-Eyth-Straße und in neu geschaffene Unterkünfte in Holzbauweise nach Raidwangen verlegt. Man habe versucht, sie innerhalb Nürtingens unterzubringen, auch weil es gewachsene Kontakte zu Ehrenamtlichen gebe. Keck merkt aber auch an: „Das ist nicht in jedem Fall möglich.“ Zum einen stehe man allein wegen der hohen Anzahl von etwa 8000 Umzugsbewegungen im Jahr vor einer großen Herausforderung. Es gebe aber auch andere Gründe, die von den Verantwortlichen berücksichtigt werden müssten, um Spannungen innerhalb der Unterkünfte zu vermeiden.

Bis zum Ende der Sommerferien sollen alle Flüchtlinge aus der Säer-Turnhalle ausgezogen sein. Ein Sportbetrieb ist jedoch zum Beginn des neuen Schuljahres noch nicht möglich. Zunächst müsse erhoben werden, welcher Sanierungsbedarf bestehe, sagt Keck. Wann die Halle wieder für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung stehe, sei noch nicht absehbar. Als Ausweichmöglichkeiten für den Schulsport nutzt der Landkreis bis dahin weiterhin Hallen in Oberboihingen, Wolfschlugen und Neckarhausen.

Insgesamt fallen in den drei Sporthallen des Landkreises 700 Plätze weg, weitere 700 stünden wegen auslaufender Mietverträge für das kommende Jahr nicht mehr zur Verfügung, teilt der Pressesprecher mit. Etwas aufgefangen werden kann das Defizit, weil den etwa 4000 in diesem Jahr im Kreis aufgenommenen Flüchtlingen etwa 4500 Auszüge aus Sammelunterkünften gegenüber stünden.

Weil das Land weiterhin Flüchtlinge zuweist, wenn auch längst nicht mehr in so hoher Zahl, wie noch vor ein paar Monaten, und weil es immer noch nur notdürftig nutzbare Unterkünfte gebe, müssen weitere Plätze geschaffen werden, hebt Keck hervor. Einigen seien schon in Planung oder stünden kurz vor der Fertigstellung, zum Beispiel in Esslingen, Ostfildern, Kirchheim und Lenningen.