Es werden wohl demnächst mehr Güterzüge benötigt, um Kohle und Gas zu den Kraftwerken zu transportieren. (Symbolbild) Foto: dpa/Soeren Stache

Kommen die Züge bald noch später, weil mehr Bahntrassen für den Transport von Kohle und Öl zur Energieversorgung reserviert werden? Die Regierung sucht nach Alternativen zur eingeschränkten Flussschifffahrt.

Angesichts weiter sinkender Pegelstände am Rhein plant die Bundesregierung eine Verordnung, damit wichtige Güter für die Energieversorgung im Notfall prioritär auf der Schiene transportiert werden können. Vertreter des Wirtschafts- und des Verkehrsministeriums bestätigten am Montag in Berlin entsprechende Informationen der Nachrichtenagentur Reuters.

Es gehe darum, die Energieversorgung aufrecht zu erhalten, dies habe absoluten Vorrang, sagte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Sie gehe davon aus, dass die Verordnung zeitnah verabschiedet werde. Befristet sein soll die Vorgabe zunächst auf sechs Monate.

Gas durch Kohle und Öl kompensieren

„Ziel ist es, den Betrieb von Kraftwerken, Raffinerien, Stromnetzen sowie von weiteren lebenswichtigen Betrieben sicherzustellen“, heißt es in der Vorlage für die Verordnung, die Reuters vorliegt. Mit der Rechtsverordnung sollen künftig bevorzugt Trassen etwa für Mineralöl- und Kohletransporte reserviert werden.

Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagt, es müsse zunächst in Erfahrung gebracht werden, welche Kraftwerke am besten an die Bahn-Infrastruktur angeschlossen seien. Für den Transport der Energieträger könnten dann auch ältere und lautere Waggons genutzt werden.

Sehr niedrige Wasserpegel auf deutschen Flüssen

Hintergrund ist zum einen, dass wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und der Unsicherheit über die Gasversorgung nun vorübergehend wieder Kohlekraftwerke und verstärkt auch Mineralöl genutzt werden sollen. „Das setzt eine extrem anspruchsvolle Logistik voraus“, heißt es in dem Papier. Zum anderen sorgt die anhaltende Trockenheit dafür, dass die Pegelstände etwa am Rhein als wichtigster Schifffahrtsroute in Deutschland immer weiter sinken und dadurch der Frachtverkehr zunehmend eingeschränkt und möglicherweise komplett gefährdet ist.

Der für die Schifffahrt auf dem Rhein wichtige Pegelstand bei Kaub zwischen Mainz und Koblenz ist weiter gefallen. Er lag nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) am Montagmorgen bei 32 Zentimetern und damit rund 5 Zentimeter niedriger als zum gleichen Zeitpunkt des Vortags.

Einer Prognose der Behörde zufolge könnte der Pegelstand bis zum Freitag zwischen 31 und 33 Zentimetern pendeln. Dieser zeigt nicht die tatsächliche Wassertiefe an, sondern die Differenz zwischen der Wasseroberfläche und dem sogenannten Pegelnullpunkt, der nicht am tiefsten Punkt der Flusssohle liegt.