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Ein ausrangiertes Telefonhäuschen wird ein Tauschregal für Bücher in Lichtenwald.

LichtenwaldDie Familie Graser vom Erlenhof nahe der Lindenallee in Thomashardt hat dem Kulturrundweg der Gemeinde Lichtenwald einen weiteren kleinen Farbtupfer verpasst. Seit wenigen Wochen steht am Rad- und Wanderweg, der durch den Hof führt, eine ausrangierte Telefonzelle, bis obenhin gefüllt mit Büchern. Dort kann sich jeder nach Belieben mit Literatur eindecken oder aber nicht mehr Benötigtes ins Regal stellen, und das Angebot findet regen Zuspruch.

Vor einigen Jahren hatte Simone Graser, die mit ihrem Mann Christoph den Erlenhof nahe der Lindenallee am nördlichen Ende von Thomashardt betreibt, bei einem Ausflug ein ehemaliges gelbes Telefonhäuschen entdeckt, das als Verschenkregal für Bücher umfunktioniert worden war. „Damals habe ich mir gedacht, dass ich so etwas auch gern hätte bei uns auf dem Hof“, erzählt sie. Das muss sie wohl laut gedacht haben, denn während sie selbst die Sache wieder vergessen hatte, wirkte der Gedanke bei Freunden und Verwandten weiter, „und plötzlich stand sie da, als Geburtstagsgeschenk“, sagt sie.

Wie Christoph Graser erzählt, stand die ausrangierte Telefonzelle, mit blauer Farbe angemalt, stark überwuchert und in einem recht ramponierten Zustand auf einem Grundstück herum. „Wir mussten sie erst einmal wieder aufpolieren und gelb lackieren, dann wurde eine Bodenplatte gelegt und schließlich ein Regal eingepasst. Wir waren noch beim Aufbau, als die ersten Leute fragten, wann sie denn etwas bringen könnten. Und dann ging es richtig los“, berichtet Christoph Graser.

Die Bücherzelle auf dem Erlenhof ist zwar nicht als weitere Attraktion des Kulturrundwegs gedacht, „aber sie kann den Ort bereichern und sie wird sehr gut frequentiert“, sagt Simone Graser. Der Standort dafür ist günstig. So führt der Rad- und Wanderweg in Richtung Schlichten durch das Gelände des Hofs direkt an der Bücherzelle vorbei, schräg gegenüber liegt der Hofladen der Familie Graser.

„Für manche Leute war es erst ein bisschen gewöhnungsbedürftig, dass man einfach so Bücher mitnehmen kann, ohne etwas dafür zu geben oder andere dafür reinzustellen. Aber es hat sich sehr schnell und sehr gut eingespielt und die Zelle wird wirklich gut angenommen“, erzählt Simone Graser. Spaziergänger aus dem Dorf kämen regelmäßig, um Bücher mitzubringen und andere wieder mitzunehmen, Senioren und Schulkinder gleichermaßen wie Kunden des Hofladens, aber auch etliche Ausflügler, die einen Abstecher zur Bücherzelle machen.

Selten passiere es, dass jemand ohne frischen Lesestoff von dannen ziehe, denn die Regalbretter sind sehr vielfältig bestückt und die Auswahl ist bemerkenswert. Weltliteratur von Doris Lessing, Thomas Mann oder Umberto Eco findet sich ebenso wie leichte Muse für den Liegestuhl, Reiseführer stehen in trauter Eintracht mit Kochbüchern, Krimis stapeln sich neben aktuellen Zeitschriften, ein ganzes Regalbrett ist für Kinderbücher reserviert.

„Die Idee ist ja grundsätzlich, dass man nicht alles gleich wegschmeißen sollte, wenn man es nicht mehr braucht. Wir achten aber darauf, was in der Bücherzelle steht. Natürlich darf nichts Jugendgefährdendes rein, weil eben auch viele Kinder da nach Büchern schauen. Und manches muss man auch aussortieren, weil es zu alt und zerfleddert ist“, sagt Christoph Graser. So sei vor einiger Zeit ein ganzer Stapel Mädchenbücher in die Papiertonne gewandert. „Die waren mindestens 30 Jahre alt und in einer Sprache geschrieben, die Jugendliche heutzutage gar nicht mehr sprechen. Aber im Prinzip halten sich die Leute wirklich daran, dass sie uns kein Altpapier bringen und die Bücherzelle ernst nehmen. Darüber freuen wir uns“, sagt er.

Kürzlich hat das Angebot sogar noch eine kleine Erweiterung erfahren. Die Grasers haben eine Sitzbank beschafft und neben der Bücherzelle aufgestellt. Gut beschattet von Gebüsch und einem hohen Baum bietet das Lesebänkchen nun eine Schmökerecke im Grünen. „Ein schöner Platz für eine kleine Auszeit, über den sich die Leute freuen“, sagt Simone Graser.