In New Yorks Abwässern wurden Polio-Viren gefunden. Foto: AFP/ANGELA WEISS

In New York wurden in vier Stadtbezirken Polio-Viren im Abwasser nachgewiesen. Die Gouverneurin ruft den Katastrophen-Fall aus.

New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul hat den Katastrophen-Fall ausgerufen, nachdem Polio-Viren in Abwasserproben von vier Stadtbezirken nachgewiesen wurden.

Ungeimpfte Bewohner der Millionenmetropole sind aufgerufen, sich immunisieren zu lassen. „Bei Polio dürfen wir nichts dem Zufall überlassen“, sagte New Yorks Gesundheitskommissarin Mary Bassett in einer Erklärung.

Erstmals seit neun Jahren wurde in den USA im Juli wieder ein Fall von Kinderlähmung nachgewiesen. Bei dem Infizierten in Pomona handelte es sich um einen jungen Mann, der nicht gegen Polio geimpft war. Es handele sich um einen „beunruhigenden, aber nicht überraschenden“ Fall, erklärte die New Yorker Gesundheitsbehörde.

Seitdem wurde das Virus in Rockland und einem benachbarten Landkreis sowie in der Metropole New York auch in Abwasserproben gefunden - es scheint sich also auszubreiten.

Die in den USA bis zum Jahr 2000 genutzte Schluckimpfung gegen Polio schützt Geimpfte zwar gut vor einer Infektion, kann über mit Impfviren kontaminierte Fäkalien im Abwasser aber zu Ansteckungen bei anderen Menschen führen. Die dabei auftretende Virus-Variante ist zwar schwächer als das Polio-Wildvirus, kann bei Ungeimpften aber immer noch schwere Krankheiten und Lähmungen verursachen.

Während die Impfquote bei zweijährigen Kindern nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC landesweit bei 92 Prozent liegt, sind im Bundesstaat New York nur 79 Prozent geimpft. In Rockland hat mit 60 Prozent sogar nur etwas mehr als jedes zweite Kleinkind eine Polio-Impfung erhalten.

Polio ist eine unheilbare Viruserkrankung, die oft asymptomatisch bleibt, aber auch grippeähnliche Symptome wie Halsschmerzen, Fieber, Müdigkeit und Übelkeit hervorrufen kann. In einem kleinen Prozentsatz der Fälle kann das Virus in das Nervensystem eindringen und irreversible Lähmungen verursachen.

Die Krankheit war einst in den USA die am meisten gefürchtete Krankheit mit Infektionswellen, die jährlich rund 35.000 Menschen betrafen. In Deutschland gilt das Virus seit der flächendeckenden Impfungen in den 60er-Jahren als ausgerottet. Im Juni wurde auch in London das Polio-Virus im Abwasser und damit erstmals seit den 80er-Jahren nachgewiesen.