Das neue Wohngebiet Wiesenäcker im Osten der Fellbacher Kernstadt. Foto: Gottfried Stoppel

In Fellbach sind 72 Obdachlosen-Appartements und 34 öffentlich geförderte Wohnungen mit Blick auf den Kappelberg entstanden. Das Projekt schließt unter dem geplanten Kostenrahmen von 19 Millionen Euro ab.

Es ist ein Projekt, das aus mehreren Gründen Beachtung weit über die Stadtgrenzen hinaus verdient. Zunächst einmal wird die Stadt Fellbach ihrer Verantwortung für Menschen gerecht, die ganz dringend eine Wohnung suchen. Dann sind die Wiesenäcker mit einem Investitionsvolumen von knapp 19 Millionen Euro schon finanziell ein stattliches Unterfangen – und somit das bisher größte Bauprojekt der auf Initiative der Oberbürgermeisterin Gabriele Zull im Jahr 2017 gegründeten Wohn- und Dienstleistungsgesellschaft Fellbach (WDF). Und schließlich wird das neue Wohngebiet mit einem modernsten Energiekonzept versorgt, das absolut vorbildlich ist.

Rekordverdächtig kurze Bauphase

Jetzt wurde die Eröffnung gefeiert auf dem Areal ganz im Osten der Fellbacher Kernstadt. Südlich der Ernst-Heinkel-Straße sind auf einer Fläche von 5000 Quadratmetern in einer gerade in den aktuellen Krisenzeiten und den Turbulenzen in der Branche geradezu rekordverdächtig kurzen Bauphase – der erste Baggerbiss erfolgte im März 2022 – genau 72 Obdachlosen-Appartements in einer Größe von jeweils circa 20 Quadratmetern entstanden. Dazu kommen 34 öffentlich geförderte Wohnungen in einer Größe von 45 bis 100 Quadratmetern. In der Tiefgarage finden 37 Autos Platz, dazu kommen zahlreiche Fahrradabstellplätze.

Oberbürgermeisterin Gabriele Zull erklärte in ihrer Begrüßung, Fellbach „kann stolz sein“, ein solches Projekt verwirklicht zu haben und dabei seiner sozialen Verantwortung gerecht zu werden. „Wir geben Menschen ein Zuhause, die darauf schon lange gewartet haben“, betonte die OB. „Eine Miete von 8,50 Euro pro Quadratmeter ist nur durch die Förderung möglich, das gibt’s eigentlich sonst nirgends mehr.“

Weiter ging’s von Zull zu Zoll, denn im Anschluss erläuterte Tom-Philipp Zoll von Zoll-Architekten einige Besonderheiten des Projekts, das gemeinsam mit dem Generalunternehmen Züblin gemeistert wurde. In zwei Innenhöfen können sich die Bewohner treffen, eingebettet sei die Anlage in einen „wunderschönen Landschaftsraum“ mit unverbautem Blick zum Kappelberg.

106 Wohneinheiten auf 4000 Quadratmeter Fläche

Daniel Plaz, Geschäftsführer der WDF, betonte, auf sieben Baukörper verteilt seien 106 Wohneinheiten mit einer gesamten Wohnfläche von rund 4000 Quadratmetern entstanden. „Hier in den Wiesenäckern ist es gelungen, ein Zuhause für fast 200 Personen zu schaffen.“ Zusammen mit der Erlacher Höhe wurde zudem ein begleitendes Sozialkonzept entwickelt, das auf Begleitung und Perspektiven setzt.

„Wer hier wohnt oder wie wir vermietet, braucht sich über das Gebäudeenergiegesetz keine Gedanken zu machen“, sagte Plaz. Denn die Stadtwerke Fellbach haben für die Wiesenäcker eine Wärmeerzeugung konzipiert, die zu 100 Prozent auf den Einsatz von Erneuerbaren Energien setzt und im Betrieb völlige Treibhausgasneutralität erreicht. So wird als eine Besonderheit die Abwärme des nördlich des Gebäudekomplexes liegenden Abwasserkanals zur Kläranlage Schüttelgraben genutzt. Man könne „stolz sein“, so Plaz, mit diesem Projekt „einen Meilenstein im Geschosswohnungsbau für bezahlbaren Wohnraum und in Sachen Klimaschutz gesetzt zu haben“.

Vielfältiges Wohngebiet

Wie vielfältig das Quartier Wiesenäcker künftig sein wird, offenbarte der WDF-Chef Plaz zudem mit der Auflistung der Berufsgruppen, aus denen die künftigen Bewohner kommen: Es sind Gebäudereiniger, Facility Manager, Automechaniker, Verwaltungsangestellte, Friseur, Handwerker verschiedenester Gewerke wie Schlosser, Dachdecker, Trockenbauer, aus der Gastronomie, Erzieher oder Mitarbeiter aus der IT-Branche.