Der hohe Kletterturm, der sich über zwei Geschosse erstreckt, bleibt erhalten. Foto: /Jürgen Bach

Rund eineinhalb Jahre lief die herausfordernde Suche nach einem Nachmieter für die Indoor-Erlebnishalle in Kornwestheim. In zentrale Lage und auf rund 2000 Quadratmetern soll dort noch in diesem Jahr ein besonderes Fitnessstudio entstehen.

Kahle Wände statt bunter Bilder, Stille statt Kinderrufen: Nur wenig erinnert derzeit im ersten und zweiten Stockwerk des Wette-Centers noch daran, dass dort eine Indoor-Erlebniswelt für Familien beheimatet war. Die meisten Attraktionen und Spiele sind abgebaut. Ein halbes Jahr ist es her, dass die Ravensburger Kinderwelt ihren Betrieb in Kornwestheim eingestellt hat. In diesem Monat läuft der Mietvertrag mit der Stadt endgültig aus, die Übergabe steht an. Wie geht es dann mit der etwa 2000 Quadratmeter großen Fläche weiter?

Nach zehn Jahren hat die Stadt Kornwestheim den Eigenbetrieb Ende Dezember eingestellt. Insgesamt ist die Zahl der Besucher seit dessen Bestehen hinter den Erwartungen geblieben. Nach der Abwicklung wird die Stadt etwa zehn Millionen bis elf Millionen Euro in die Ravensburger Kinderwelt investiert haben. Vor diesem Hintergrund und angesichts des Umstandes, dass – anders als noch vor zehn Jahren – nicht mehr die Gefahr bestand, dass sich im Wette-Center eine Spielhölle niederlässt, hatte der Gemeinderat Kornwestheim das Aus des Eigenbetriebs beschlossen. Doch was kommt nun stattdessen dorthin?

Studio mit eigenem Restaurant geplant

Vielseitig nutzbar, mitten im Zentrum, mit Gastronomiebereich und Außenterrasse: In der Immobilienannonce wurden die Vorzüge der Gewerbefläche ausgiebig beschrieben. Mit zwei großen Hauptflächen, die im ersten Geschoss rund 1400 Quadratmeter und im zweiten Geschoss rund 690 Quadratmeter umfassen, bietet sie eine Menge Platz für unterschiedliche Ideen. Doch es war gar nicht so einfach, einen geeigneten Nachmieter zu finden, erklärt der selbstständige Immobilienmakler Savas Akaygün. Eineinhalb Jahre vergingen zwischen den ersten Bemühungen und dem Vertragsabschluss. „Die Vermarktung lief seit Januar 2022“, sagt der Kornwestheimer Immobilienexperte.

Jetzt ist aber alles unter Dach und Fach. Zum Jahresende hin soll ein Fitnessstudio im Wette-Center eröffnen. Der Betreiber des eigenständigen „Shape Shifters Gym“ mit Hauptsitz in Reutlingen möchte dort eine weitere Filiale einrichten. Bisher gibt es bereits sieben solcher Studios im süddeutschen Raum, die das ganze Jahr über rund um die Uhr geöffnet sind, unter anderem in Leonberg. Die Filiale in Kornwestheim soll sich durch ein eigenes Restaurant von den Mitbewerbern abheben, erklärt Akaygün.

Turm wird zum Alleinstellungsmerkmal

Nach der Übergabe kann der Um- und Aufbau im Wette-Center beginnen. Ein Großteil der Möbel und Spieleattraktionen ist längst verschwunden. Geblieben ist jedoch der große Kletterturm mit Rutsche. Er soll in das Fitnessstudio integriert werden und ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sein. Dass der Turm und ein paar andere Dinge des Inventars übernommen werden, konnte Akaygün durch Gespräche mit der Stadt und dem Nachmieter vermitteln. Für beide Seiten sei diese Lösung von Vorteil, erläutert der Makler, denn für den Bauhof der Stadt wäre es eine Herausforderung geworden, den großen Turm zu demontieren.

Bevor sich der Eigentümer des Wette-Centers und der neue Mieter einig wurden, waren unterschiedliche Nachnutzungen im Gespräch. „Erster Interessent war der Betreiber einer Indoor-Erlebniswelt für Kinder“, erinnert sich Akaygün. Die Verhandlungen waren bereits weit fortgeschritten. Dann der Rückzieher: Die hohen Nebenkosten hätten letzten Endes abgeschreckt. Auch Inhaber von Möbelgeschäften, sonstige Einzelhändler, Gastronomen und ein Eventhallenbetreiber wurden vorstellig. Schließlich kristallisierte sich heraus, dass die Örtlichkeit vor allem für Fitnessstudios infrage kommt.

Makler spricht von weiteren Leerständen in der Stadt

„Eine Mietfläche in dieser Lage spricht nur eine besondere Zielgruppe an“, sagt Savas Akaygün. Klassische Betriebe im Einzelhandel oder in der Gastronomie suchen nach seiner Erfahrung Gewerbeflächen mit Schaufensterfront im Erdgeschoss, die etwas weniger großzügig ausfallen. „Das hat sich auch bei dieser Vermarktung unter Beweis gestellt“, erklärt Akaygün. Die 2000 Quadratmeter im Wette-Center waren für viele zu überdimensioniert.

Viel Wert hat der Immobilienmakler nach eigener Aussage auf ein gutes Zusammenspiel mit der Wirtschaftsförderung der Stadt gelegt. „Die Kommunikation und die Absprachen haben gut funktioniert“, lobt er. Akaygün betont, dass es ihm als politisch engagiertem Einwohner Kornwestheims daran gelegen gewesen sei, einen langen Leerstand zu vermeiden. „Ich bin stolz, dass es einen nahtlosen Übergang geben wird“, sagt er.

Wie beurteilt der Profi die ungenutzten Geschäftsräume in der Innenstadt? „In der Bahnhofstraße gibt es definitiv noch ein paar leer stehende Gewerbeeinheiten“, sagt er. Dass einige Immobilien nicht voll ausgelastet sind, hängt nach seiner Einschätzung aber auch damit zusammen, dass die Eigentümer nicht hartnäckig genug nach Mietern suchen.

Das Ende des städtischen Eigenbetriebs

Rückbau
 Zahlreiches Mobiliar ist bereits an städtische Einrichtungen gegangen. Einige Teile der Kinderwelt wurden mittlerweile an die Ravensburger Gruppe veräußert. Die Kitas und Schulen durften sich im Februar Spiele und Möbel der Kinderwelt für ihre Einrichtungen aussuchen. Geschicklichkeits- und Memoryspiele, Bücher, Holzfiguren und Bastelmaterial wurden übergeben. Einige Kitas haben sich auch Schränke ausgesucht, um das Bastelmaterial künftig zu lagern. Gleiches gilt für viele Tische, Stühle und Bänke.

Abwicklung
 Neben der buchungstechnischen Abwicklung des Jahres 2023 und den Jahresabschlussarbeiten für 2022 und 2023 muss jetzt noch die Satzung des Eigenbetriebs aufgehoben werden. Zudem stehen Prüfungen der Jahresabschlüsse aus.