Diabetiker sollten ganz besonders auf ihre Füße achten. Foto: dpa/Christin Klose

Die Medius Klinik in Ostfildern-Ruit (Kreis Esslingen) verfügt nun über eine interdisziplinäre Diabetes-Fußstation mit 15 Betten. Wie die Patienten von der engen Zusammenarbeit der Spezialisten profitieren sollen.

Bei Menschen mit Diabetes steigt mit der Krankheitsdauer das Risiko für schwere Begleiterkrankungen. Stetig erhöhte Blutzuckerwerte können zum Beispiel die Nerven- und Blutgefäße an den Füßen angreifen, im schlimmsten Fall ist eine Amputation erforderlich.

Um die Diagnose Diabetisches Fußsyndrom künftig besser behandeln zu können, haben die Kliniken des Landkreises Esslingen am Standort in Ostfildern-Ruit jetzt eine interdisziplinäre Diabetes-Fußstation (IDF) mit insgesamt 15 Betten gegründet. Das Konzept, das eigenen Angaben zufolge bislang einzigartig in der Region Stuttgart ist, zielt darauf ab, die Versorgung von Diabetikern mit Entzündungen an Beinen und Füßen zu verbessern. „Durch die optimale Betreuung unserer Patienten können wir Beinamputationen bei Diabetikern nahezu vollständig vermeiden“, betont Micha Hoyer, der Chefarzt der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie der Medius Klinik Ruit. Der ausgewiesene Fußspezialist leitet gemeinsam mit Andrej Zeyfang, dem Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Altersmedizin und Diabetologie, die neue Diabetes-Fußstation.

Die Erkrankung erfordert oftmals eine umfassende, abteilungsübergreifende Behandlung, die sowohl die Diabetologie als auch fußchirurgische Eingriffe umfasst. Auf der IDF arbeiten die Spezialisten verschiedener Fachrichtungen eng zusammen. Die Rettung des Fußes hat dabei oberste Priorität. Die Kooperation bietet die Möglichkeit, insbesondere bei einem längeren Krankenhausaufenthalt im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungskonzepts den Erhalt oder die Wiederherstellung der Mobilität begleitend zu trainieren. „Das gibt den Patientinnen und Patienten ein sehr großes Stück Lebensqualität zurück“, sagt Zeyfang, der ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Altersdiabetes ist.

Zahl der Diabetiker steigt

Diabetes mellitus, im Volksmund „Zuckerkrankheit“ genannt, ist eine der am weitesten verbreiteten chronischen Krankheiten. Verantwortlich sind häufig Übergewicht, Vererbung und Bewegungsmangel. Allein in Deutschland gibt es nach Angaben der Deutschen Diabetes-Hilfe rund elf Millionen Betroffene – Tendenz steigend. Jährlich erkrankten mehr als eine halbe Million Erwachsene neu an Diabetes, das entspreche etwa 1600 Neuerkrankungen pro Tag. Am häufigsten seien ältere Menschen von Diabetes betroffen: Gut jeder Dritte im Alter zwischen 80 und 85 sei erkrankt.

Probleme mit den Füßen sind bei Diabetikern keine Seltenheit, erklären die Ruiter Mediziner: Ungefähr 14 Prozent aller Betroffenen seien jährlich wegen Fußkomplikationen in ärztlicher Behandlung. Einen „Diabetesfuß“ zu erkennen, sei für die Patienten mitunter jedoch schwierig. Durch die Einengung der Blutgefäße oder die Schädigung der Nervenbahnen nehme nämlich die Schmerz- und Druckempfindlichkeit ab. Das sei fatal, denn kleine Wunden oder andere Verletzungen am Fuß blieben dann von Diabetikern lange unbemerkt. Es fehle somit ein wichtiges Frühwarnsymptom. Umso wichtiger seien für Diabetiker regelmäßige Untersuchungen: Alle drei Monate sollten die Füße von einem Arzt untersucht werden, bei Verletzungen noch häufiger, raten die Experten.