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Von Karla Schairer

Ostfildern – Grenzenlose Enttäuschung bei den Nellingerinnen. Der leere Blick war bei Trainer Pascal Morgant und den Spielerinnen identisch. Bei der äußerst knappen 22:23 (10:14)-Niederlage war der TV Nellingen im DHB-Pokal-Viertelfinal-Derby gegen die TuS Metzingen kurz vor der Sensation. „Die Mädels hätten den Sieg absolut verdient gehabt“, sagte Morgant und ergänzte deprimiert: „Das macht so keinen Spaß mehr. Wir kämpfen 60 Minuten gegen eine Top-Mannschaft, haben Oberwasser, spielen viel in Unterzahl, schöpfen immer wieder neuen Mut und dann werden wir permanent ausgebremst.“ Eine Anspielung an die Schiedsrichter: „Da spielt man nicht nur gegen den Gegner.“ Morgant wirkte wie gelähmt vor Enttäuschung: „Es tut mir wirklich leid für die Mädels, es ist so unverdient.“ Wie baut man eine Mannschaft nach so einem Spiel wieder auf? Für Morgant ist klar: „Ich sage ihnen, dass der Fehler nicht bei ihnen lag.“

Und in der Tat waren es die Metzingerinnen, die ihren Ansprüchen als Bundesliga-Dritter (14:6 Punkte) wie auch in den vergangenen Spielen nicht gerecht wurden. TuS-Manager Ferenc Rott hatte gegen den Tabellenvorletzten aus Nellingen (3:17) einen Sieg gefordert, sonst wäre „die ganze Saison im A...“.
Unter den 350 Zuschauern war auch der neue Frauen-Bundestrainer Henk Groener, seit 1. Januar Nachfolger von Michael Biegler. Als ehemaliger Coach der niederländischen Handballerinnen kennt er die deutschen Frauen schon – „als Gegner“. Bis er das Nationalteam am 1. Februar zum ersten dreitägigen Lehrgang einlädt, reist er durch Deutschland und schaut den Bundesligisten zu. „Hier in der Region lohnt es sich besonders. Es gibt mit Nellingen, Bietigheim, Metzingen und Göppingen viel zu sehen“, sagt der 57-jährige Niederländer.

Starke zweite Hälfte

Die TuS Metzingen legte mit zwei Treffern von Nationalspielerin Anna Loerper vor, Louisa Wolf traf per Siebenmeter zum Anschlusstreffer. Roxana-Alina Ioneac glich aus (5. Minute). Die Nellingerinnen versuchten, dran zu bleiben, doch wegen zwei Zwei-Minutenstrafen hintereinander, einmal gegen Vivien Jäger, dann gegen Stefanie Schoeneberg, mussten sie in Unterzahl spielen. Dennoch blieb der Rückstand bei nicht mehr als drei Toren (5:8/15.). Nach der dritten Zeitstrafe für Nellingen, die Annika Blanke kassierte (17.), und dem 5:10-Rückstand nahm Morgant eine Auszeit. Mit 10:14 ging es in die Pause. „Metzingen sucht die Form noch. Zehn Tore zur Halbzeit, das haben die Nellingerinnen gut gemacht“, sagte Groener.

Und in Durchgang zwei machten sie es noch bessser. Die Hornets zeigten, was sie in den vergangenen zwei Ligaspielen bereits auszeichnete: Kampfgeist, Herzblut, niemals aufstecken. Bis auf 14:16 (40.) kam Nellingen zunächst heran. Zwölf Minuten später waren die Nellingerinnen beim 18:20 weiter dran, Schoeneberg verkürzte gar zum 19:20 (54.). TuS-Trainer René Hamann-Boeriths musste eingreifen: Zeit für eine Auszeit.

Danach traf zwar Marlene Zapf zum 21:19, doch Wolfs Siebenmeter (55.) brachte die Nellingerinnen wieder auf ein Tor heran. In der 57. Minute hatte Wolf die Chance zum Ausgleich per Siebenmeter – und die nutzte sie eiskalt: 21:21. Sollte doch noch ein Pokalwunder geschehen? Maren Weigel brachte Metzingen erneut in Führung, 1:08 Minuten vor Schluss musste Blanke wegen ihrer dritten Zeitstrafe vorzeitig vom Feld. Nachdem Zapf noch einmal einen draufsetzte (23:21), holte sich 53 Sekunden vor Schluss auf Metzinger Seite Julia Behnke eine Zeitstrafe. Unterzahl auf beiden Seiten. Die 18-jährige Lena Degenhardt behielt wieder einmal die Nerven und verkürzte für Nellingen auf 22:23. Doch die Zeit reichte nicht mehr für ein Pokalwunder. So nah dran gewesen zu sein, machte die Niederlage für die Nellingerinnen noch bitterer. Während die Metzingerinnen befreit jubelten, gingen die Nellingerinnen mit finsteren Mienen vom Feld.

Für TuS-Manager Ferenc Rott zählte nur der Sieg: „Wie wir gewonnen haben, ist mir im Endeffekt egal.“ Metzingen steht damit mit dem VfL Oldenburg, der HSG Bad Wildungen Vipers und xxx im Final Four, das am 19. und 20. Mai in der Porsche-Arena in Stuttgart ausgetragen wird.