Sadio Mane soll Mitspieler Leroy Sane nach der Pleite gegen City geschlagen haben. Foto: IMAGO/Offside Sports Photography/IMAGO/Simon Stacpoole

Der FC Bayern hat den zweiten Titel der Saison fast verspielt. Der Schock sitzt nach dem 0:3 bei Manchester City tief. Zudem soll Sadio Mane Mitspieler Leroy Sane geschlagen haben.

Oliver Kahn beschwor im noblen Ballroom des altehrwürdigen Kimpton Clocktower Hotels das Wunder von München - doch bis zum Rückspiel muss der schwer angeschlagene FC Bayern noch ganz andere Dinge als die niederschmetternde Niederlage bei Manchester City aufarbeiten. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll Sadio Mane Mitspieler Leroy Sane nach dem 0:3 (0:1) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League erst beschimpft und dann sogar ins Gesicht geschlagen haben. Die dicke Lippe des Nationalspielers passte ins Bild eines schmerzhaften Abends.

Oliver Kahn verbreitet Zweckoptimismus

Die Münchner wollten den Vorfall auf SID-Anfrage am Mittwochabend nicht kommentieren. Auch zu möglichen Konsequenzen hielt sich der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga bedeckt. Zuerst hatte die Bild-Zeitung berichtet. Man muss aber kein Prophet sein, um unruhige Tage beim „FC Hollywood“ vorherzusagen.

Dabei versuchte Kahn noch Zweckoptimismus zu verbreiten. „Es sieht nicht so gut aus, nur ich habe im Fußball schon Unglaubliches erlebt. Es ist immer alles möglich“, sagte der Vorstandschef beim Bankett.

Trainer Thomas Tuchel und seine geschockten Stars lauschten den eindringlichen Worten ihres Bosses bei Beef Wellington, Garnelen und schottischem Lachs allerdings mit ausdruckslosen Gesichtern und hängenden Köpfen. Allzu groß ist bei Thomas Müller, Joshua Kimmich und Co. der Glaube nicht mehr, im Rückspiel am kommenden Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) das Unmögliche doch noch möglich zu machen.

„Wir können alle rechnen“

Der spät eingewechselte Müller bewertete das Ergebnis als „absolut katastrophal. Das ist ein Schlag in die Magengrube“. Leon Goretzka sprach von einer „miserablen Ausgangsposition“ und einer „riesigen Hypothek“. Und auch Kimmich war weit vom berühmten „Mia san mia“ entfernt: „Wir können alle rechnen.“

Dennoch: „Abgeschenkt wird nichts“, sagte Tuchel trotzig. Auch Kahn forderte bei seiner kurzen Ansprache vor 300 Edelfans eine Reaktion. „Wir haben die Pflicht, in diesem Rückspiel noch einmal alles reinzuwerfen.“

Deshalb bringe es „jetzt auch nichts“, betonte der Bayern-Boss mit ernster Miene, „groß zu lamentieren und alles negativ zu sehen. Wir haben die große Möglichkeit, deutscher Meister zu werden. Wir können es uns nicht erlauben, hier in Gedanken zu versinken. Wir müssen sofort am Samstag nachlegen“. Dann geht es gegen Hoffenheim.

Kritik an Tuchel gibt es nicht

Und so wie es derzeit aussieht, müssen sich die Bayern nach dem überraschenden Pokal-K.o. bei nur zwei Zählern Vorsprung auf Dortmund gewaltig strecken, um auf ihrer bereits gescheiterten Triple-Mission wenigstens noch den Pflichttitel einzufahren. Dabei sollte Tuchel in den Wochen der Wahrheit den großen Erfolg garantieren. 

Und jetzt? Jetzt steht nach vermeidbaren Gegentoren von Rodri (27.), Bernardo Silva (70.) und Erling Haaland (76.) ein „unfassbar ärgerliches Ergebnis“, so Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der zusammen mit Kahn bei der Entlassung von Julian Nagelsmann ins Risiko gegangen war.

Rein statistisch gesehen hat der FC Bayern wie schon in den vergangenen beiden Jahren keine Chance mehr aufs Halbfinale. Doch Kritik am neuen Coach gab es keine. Zumal sich die Bayern bis zum verhängnisvollen 0:2, das der völlig indisponierte Dayot Upamecano mit einem schweren Patzer eingeleitet hatte, mindestens auf Augenhöhe mit „der besten Mannschaft Europas“ (Kahn) sahen.

„Ein bisschen schockverliebt“

„So wie wir spielt hier selten eine Mannschaft“, sagte Salihamidzic. Auch Tuchel verstand die klare Niederlage im Trainerduell mit Pep Guardiola „überhaupt nicht. Wir sind bestraft worden in Phasen, wo wir absolut die bessere Mannschaft waren“. Bis zur 70. Minute habe er sich sogar „ein bisschen schockverliebt“ in sein Team, sagte Tuchel. Er habe „so viele gute Dinge gesehen, dass ich mich weigere, nur das Ergebnis in den Mittelpunkt zu stellen. Das hat Spaß gemacht zu coachen.“ 

Das Ende war dann weniger erfreulich. Dennoch war Routinier Müller nach dem herben Rückschlag weit davon entfernt, alles in Frage zu stellen - schon gar nicht den neuen Trainer. Tuchel mache das „super“, sagte er, „wir fühlen uns alle wohl“. Umso wichtiger sei es, ergänzte Abwehrchef Matthijs de Ligt, „dass wir jetzt zusammenbleiben und nach vorne schauen“. Auf ein Wunder von München?