Alles nur wegen Bannerlängen? Nach den Krawallen am Tag der Arbeit in Stuttgart sind die Fronten verhärtet. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Eine Kundgebung am Samstagnachmittag in Stuttgart verlief friedlich. Doch die Proteste vom 1. Mai wirken nach. Polizei und Demonstranten geben sich gegenseitig die Schuld für die Krawalle.

Diesmal ist der Protest friedlich verlaufen. Das Bündnis Revolutionärer 1. Mai hat am Samstagnachmittag zu einer Kundgebung auf den Rotebühlplatz in der Innenstadt eingeladen. Laut Veranstalter nahmen rund 150 Menschen teil. Die Polizei sprach von mehr als 100 Teilnehmern. Es redeten Vertreterinnen der Roten Hilfe, des Revolutionären 1. Mai Bündnisses und Stuttgart gegen Rechts. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Allerdings hielten sich die Beamten im Hintergrund und Abstand zu den Demonstranten.

Anlass der Kundgebung war der gewaltsame Zusammenstoß mit der Polizei während der Demonstration am 1. Mai in Stuttgart. Die Demonstranten sprechen von einem unverhältnismäßigen Vorgehen der Beamten. Dass die Polizei öffentlich erklärte, dass die Demonstranten zuerst gewalttätig geworden seien, wolle man nicht so stehen lassen, erklärte die Rednerin Luisa Fischer. Sie sprach stattdessen von einem „Polizeiangriff“. Mehrere Rednerinnen meinten anschließend, dass das Vorgehen der Polizei gegenüber linken Demonstranten System habe und die Demonstranten dadurch eingeschüchtert werden sollten.

Polizei und Demonstranten beklagten Verletze am 1. Mai

Die Aussagen zu den Anfängen des gewalttätigen Zusammenstoßes am 1. Mai gehen weiterhin auseinander. Während der Versammlung betonte Fischer, dass die Demonstranten lediglich gegen die zugelassene Länge der Banner von 1,50 Meter verstoßen hätten. Dies habe aus ihrer Sicht keinesfalls ein gewaltsames Eingreifen gerechtfertigt. 95 Personen seien verletzt worden. Die verletzten Demonstranten hätten Prellungen durch Schlagstöcke sowie Haut- und Augenreizungen durch Pfefferspray durch das Handeln der Polizei davongetragen, beklagt das Bündnis Revolutionärer 1. Mai.Der Polizeisprecher Thomas Ulmer erklärte am Samstagnachmittag, dass die Ereignisse am 1. Mai Gegenstand weiterer Untersuchungen seien. „Derzeit laufen die Ermittlungen. Wir werten Fotos und Videos aus“, sagte er am Rande der Kundgebung. Die Polizei macht die Demonstranten für die Eskalation am 1. Mai verantwortlich, spricht von Angriffen mit Pfefferspray, Dachlatten mit Schrauben sowie anderen Schlagwerkzeugen. 25 Beamte und drei Polizeipferde seien verletzt worden. Durch den Einsatz von Schlagstöcken, Pfefferspray, Hunden und Pferden sei die Situation unter Kontrolle gebracht worden, heißt es. Daraufhin sei die Versammlung aufgelöst worden. 167 Personen seien vorläufig festgenommen worden.

Aus Sicht der Versammlungsteilnehmer stand die jüngste Auseinandersetzung mit der Polizei in einer Folge gewalttätigen Vorgehens gegen politisch linke Aktivitäten. Man werde seine Ziele aber nicht aus den Augen verlieren, versprach die Rednerin Fischer auf der Kundgebung: „Unser Ziel bleibt ein Bruch mit den zerstörerischen kapitalistischen Verhältnissen.“