In das historische Bahnhofsgebäude soll nach der Sanierung das Naturparkzentrum einziehen. Die Tourist-Info dagegen bleibt in der Stadtmitte. Foto: /Gottfried Stoppel

Für 1,5 Millionen Euro soll das Bahnhofsgebäude in Murrhardt saniert werden, um Naturparkzentrum mit seiner Erlebnisausstellung zu beherbergen. Die Zeit drängt.

Die Weichen sind gestellt: In ihrer jüngsten Sitzung haben die Murrhardter Stadträte mit deutlicher Mehrheit dafür gestimmt, das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1878 wieder in Schuss zu bringen. Bei nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung wurde das Architekturbüro Schoch aus Mainhardt damit beauftragt, die Sanierung zu planen und die umfangreichen Umbauarbeiten zu leiten. Hierfür erhalten die Planer rund 200 000 Euro Honorar. Die reinen Baukosten sind aktuell mit knapp 1,5 Millionen Euro brutto veranschlagt. Da sich das Gebäude im Geltungsbereich des Sanierungsgebiets Bahnhof/östlich Klosterhof befindet, sollen Mittel aus dem Landessanierungsprogramm für die Sanierung genutzt werden. Darüber hinaus ist geplant, die Kosten auch durch künftige Mieteinnahmen zu decken.

Wohnungen unter dem Dach

Wie das Gebäude genutzt werden soll, steht schon fest: Der prominent an der Durchfahrtsstraße gelegene Bau mit massivem Sandsteinsockel, Fachwerk und gelben Holzschindeln soll künftig im Erdgeschoss das Naturparkzentrum mit seiner Erlebnisschau beherbergen, erklärt Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner. Im Obergeschoss sind Büros, Lager und Archiv des Naturparkzentrums vorgesehen. Unter dem Dach soll auch künftig wieder Wohnraum zur Verfügung gestellt werden.

Auf den Denkmalschutz achten

Bis es soweit ist, sind allerdings etliche Arbeiten nötig. Unter anderem braucht es neben einer Elektroinstallation auch eine neue Heizung, neue Sanitärinanlagen, eine neue Lüftung und Fenster. Gefordert sind unter anderem die Maurer, Schreiner, Fliesenleger, Maler und etliche andere Gewerke, um die denkmalschutzrechtliche Sanierung zu erledigen. Auch der Brandschutz spielt eine wichtige Rolle.

Aufgrund der umfangreichen Bauarbeiten sollen die Maßnahmen in zwei Abschnitten umgesetzt werden. Ziel ist, dass mit dem Umbau des Bahnhofsbaus noch im Laufe des Jahres begonnen wird. Ende kommenden Jahres könnte das Naturparkzentrum aus seinem jetzigen Standort am Marktplatz 8 aus- und in den Bahnhofsbau einziehen. Die restlichen Arbeiten könnten später erfolgen. „Dem Bahnhofsgebäude wird neues Leben eingehaucht – das ist eine gute Entwicklung für den Naturpark und die Stadt“, zeigt sich Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner zufrieden mit den Entscheidungen zugunsten der Sanierung und des Umzuges. Und auch von Seiten des Naturparkvereins, dem Mößner vorsitzt, gibt es Grund zur Freude. Zum einen ist das Gebäude, in dem sich das Naturparkzentrum momentan befindet, zu klein geworden: „Als die Geschäftsstelle des Naturparks im Jahr 2004 hier in Murrhardt eingerichtet wurde, gab es nur einen Geschäftsführer und eine halbe Personalstelle“, erinnert sich der Schultes. „Mittlerweile sind wir bei sieben, acht Mitarbeitern angelangt – das verdeutlicht die räumliche Not.“ Außerdem habe der Eckbau in der Altstadt den Nachteil, dass er nicht barrierefrei ist, und man die Naturpark- Erlebnisschau im ersten Stockwerk ausschließlich über die Treppe erreicht. Nicht nur dieses Problem soll durch den Umzug gelöst werden. Auch soll die Erlebnisschau am neuen Standort moderner und damit ansprechender gestaltet werden. „Sie wird durch den prominenten Standort dann auch von den Bahnreisenden besser wahrgenommen“, so Mößner.

Ministerium stimmt Umzug zu

Bereits im Jahr 2019 hat die Stadt Murrhardt der Deutschen Bahn das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude abgekauft. Die Stadt hatte es seinerzeit erworben, um eine geordnete städtebauliche Entwicklung sicherzustellen.

Dem geplanten Umzug zugestimmt haben sowohl das zuständige Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie der Naturparkverein Schwäbisch-Fränkischer Wald. Offen ist noch der Mietvertrag mit dem Land. „Da sind wir aktuell dran“, sagt Mößner.

Auch das Rathaus muss saniert werden

Auch die Räume am Marktplatz 8, in dem sich aktuell das Naturparkzentrum befindet, werden benötigt – als Ausweichquartier für Mößner und seine Mitarbeitenden: „Das Rathaus muss dringend saniert werden“, so Mößner. „Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1784. Hier ist das letzte Mal umfassend 1959 etwas gemacht worden.“ Aus diesem Jahr seien beispielsweise die Haustechnik, Wasserleitungen, Heizungen und Fenster, auch der Brandschutz sei ein großes Thema.

„Für ein, zwei Jahre wird man im Rathaus nicht arbeiten können“, sagt der Bürgermeister. „Wir wollen daher in Wechselpräsenz die Räume im jetzigen Naturparkzentrum nutzen und mit Homeoffice wie zu Coronazeiten den Alltag bewerkstelligen.“ Auch vor diesem Hintergrund drängt also die Zeit für den Baustart für die Sanierung des Bahnhofsgebäudes.