Die BS1 galt in den 60er-Jahren als das leistungsfähigste und eleganteste Segelflugzeug der Welt. Foto: Krytzner - Krytzner

Das seinerzeit leistungsfähigste Segelflugzeug der Welt, BS1, hatte seinen Erstflug in Kirchheim. Nun ist eine der Maschinen in die Heimat ins Fliegende Museum Hahnweide zurückgekehrt.

KirchheimBjörn Stender gilt als Konstrukteur der neuen Errungenschaft des Fliegenden Museums auf der Hahnweide. Nach Abschluss seines Studiums im Sommer 1962 beschloss er, Höchstleistungsseglern nach seinen eigenen Ideen weiterzuentwickeln und zu bauen. Noch im Juli entwarf er sein erstes Baumuster mit dem Namen BS1. Bis zum 23. Dezember baute er am Flugzeug und setzte damals neue Maßstäbe im Segelflugsport. Sein Flugzeug erreichte eine Gleitzahl von 44, das heißt, es konnte ohne Antrieb 44 Kilometer weit segeln. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 300 Kilometern in der Stunde verblüffte damals die Segelflieger weltweit. Seit kurzem steht eine BS1 im Fliegenden Museum auf der Hahnweide in Kirchheim.

Die aerodynamische und fliegerische Qualität seiner Konstruktion sorgte um die Jahreswende 1962/1963 für Aufsehen; die BS1 galt als das leistungsfähigste und eleganteste Segelflugzeug der Welt. Beflügelt vom Erfolg, konstruierte Björn Stender weiter und baute einen zweiten Prototyp. Für sein erstes Modell lagen 16 Bestellungen vor.

Im Oktober 1963 verunglückte der passionierte Segelflieger und Konstrukteur auf der Hahnweide in Kirchheim tödlich, als er zur Hochgeschwindigkeitserprobung mit dem zweiten Prototyp startete. Doch seine Idee wurde weiterentwickelt. Eugen Hänle, der Gründer von Glasflügel Flugzeugbau in Schlattstall im Lenninger Tal, überarbeitete die Konstruktion Stenders und erhielt von dessen Vater, Walter Stender, Unterstützung. 18 Segelflieger dieses Typs baute er.

Seine 15. Maschine hatte im September 1967 auf der Hahnweide den Erstflug und wurde bis 1970 auf dem Flugplatz Erbach bei Ulm betrieben. Schließlich kaufte sie ein Segelflieger aus Südafrika und die nächsten 40 Jahre schwebte Stenders Erfindung mit der viel gerühmten Thermik von und zu verschiedenen afrikanischen Flugplätzen.

Zuletzt flog Chris Adrian aus Pretoria damit. Doch als dieser das Modellfliegen als neues Hobby entdeckte, geriet die Segelfliegerei in den Hintergrund. Die BS1 stand lange ungenutzt herum. Schließlich wurde Chris Adrian auf das Fliegende Museum Hahnweide aufmerksam und nahm Kontakt mit dem Verein auf. Nach einigen Gesprächen entschied sich der Südafrikaner, seine BS1 dem Museum zu überlassen. Rund vier Wochen dauerte die Heimreise per Frachtschiff, nun hängt der einstige Höchstleistungssegler in der vom Museum gepachteten Halle auf der Hahnweide. Ein luftfahrttechnischer Betrieb (LTB) wird die zusammengebaute BS1 nun überprüfen. Die Zulassung erfolgt danach über das Luftfahrt-Bundesamt.

Weltweit gibt es noch vier oder fünf ähnliche Segelflugzeuge, berichtet Fliegerurgestein Sieger Maier. Die BS1 sollte dorthin zurückkehren, wo sie gebaut wurde, erklärt er. Damit ehre das Museum auch das Andenken an seinen Erfinder, Björn Stender. Seit sieben Jahren gibt es das Museum auf der Hahnweide. Die BS1 ist sein sechstes Flugzeug. Nur eines davon hat der Verein gekauft, die anderen bekam er geschenkt. Zahlen muss der Verein aber die Hallenmiete und den Unterhalt der Flugzeuge. Pro Maschine seien das jährlich rund 800 Euro, sagt Maier. Um ein Flugzeug in die Luft zu bekommen, mit allen nötigen Papieren und Prüfungen, müsse man mit 10 000 Euro rechnen. Der Verein will eine eigene Halle fürs Fliegende Museum bauen.