Der diskrete Charme der 60er Jahre: Persönlicher als von Peter Breiter in der Raiffeisenbank Gammesfeld kann Bankberatung kaum sein. Foto: Thomas Spengler

Für kleine Raiffeisenkassen in Baden-Württemberg gilt die Nähe zu den Kunden als entscheidender Erfolgsfaktor. Wie das Überleben in der Provinz funktioniert und was Kunden erwarten dürfen. Manches ist kurios.

Wenn sich die Straße nördlich von Göppingen verengt, taucht hinter den Bergen Hohenstaufen und Rechberg der Flecken Maitis mit 710 Einwohnern auf. Mit einer Bilanzsumme von 32,0 Millionen Euro behauptet sich die dortige, 1924 gegründete Raiffeisenbank gegen den Zeitgeist, der nach Synergien, Skaleneffekten und Digitalisierung ruft. Schließlich gibt es im Dorf nicht einmal einen Geldautomaten. „Zu teuer“, winkt Vorstand Harald Reuter ab. Dafür hat die Bank an sechs Wochentagen geöffnet – und das mit fünf Beschäftigten, wovon nur die beiden Vorstände in Vollzeit arbeiten. Meistens kennen sie die Kontonummern der Kundschaft auswendig – kein Wunder, wird doch noch alles von Hand verbucht.