Die Sängerin Mine lebt inzwischen in Berlin, stammt jedoch aus Remshalden. Für den Videodreh zur aktuellen Single kehrte sie in ihre Weinstädter Schule zurück – mit gemischten Gefühlen.
Sie hüpft Trampolin in der Turnhalle, rutscht das Geländer im Schulflur hinab und schreibt im Klassenzimmer an die Tafel. Die Sängerin Mine, die ursprünglich aus Remshalden kommt und inzwischen in Berlin wohnt, drehte kürzlich das Musikvideo für ihre aktuelle Single „Ich weiß es nicht“ an ihrer alten Schule, dem Remstal-Gymnasium in Weinstadt.
Schwierige Reise in die eigene Vergangenheit
Der Dreh war für die 38-Jährige eine Reise in eine Vergangenheit, mit der sie nicht nur Positives verbindet. „Ich war damals in der Schule ein klassisches Mobbingopfer und konnte mich dort nicht wirklich integrieren“, berichtet die Sängerin von ihrer Schulzeit. Diese Erfahrungen verarbeitet sie in ihrer Musik, singt zum Beispiel in „Ich weiß es nicht“, dass es „nie cool ist, wenn man sich über andere erhebt“.
Es gab aber auch motivierende Momente in ihrer Schulzeit. Ihr damaliger Musiklehrer machte ihr Mut, es mit dem Singen professionell zu versuchen. „Ich hatte das eigentlich ausgeschlossen, weil ich dachte, dafür sei ich zu schlecht.“ Noch heute ist sie in sporadischem Austausch mit ihm, er war es auch, der den Videodreh im Remstal-Gymnasium organisierte.
Das Streben nach Freiheit als Jugendliche
Zurück nach Hause zu kommen, ist für die Sängerin wegen der negativen Erfahrungen aus ihrer Jugendzeit nicht immer einfach: „Ich mag das Wort Heimat nicht und habe auch kein richtiges Heimatgefühl zu Orten, sondern eher zu Menschen“, erklärt sie. Da sie als Jugendliche nie wirklich reingepasst habe, fühle sie sich dem Ort, an dem sie aufgewachsen ist, auch nicht nahe. „Die Freiheit, die zum Beispiel Berlin mit sich bringt, habe ich als Teenager sehr vermisst, auch wenn ich das damals noch nicht verstanden habe“, sagt sie.
In Anbetracht dessen ist es wenig verwunderlich, dass Mine bereits im Alter von 20 Jahren wegzog. Zuerst nach Mainz, 2017 dann nach Berlin. Da ihre Familie noch hier wohnt, ist sie aber trotzdem ab und zu im Rems-Murr-Kreis, liebt besonders die Landschaft in der Gegend: „Es gibt so schöne Ecken hier und so tolle Natur.“ Letztere ist auch eine Quelle der Inspiration für die Sängerin, die lange als Pädagogin gearbeitet hat. „Ich brauche Input, um Output zu produzieren“, erklärt sie. „Das kann alles sein, von der Natur über Gespräche mit Menschen bis zu einem einzelnen Geräusch.“
Die Musik als sicherer Ort
Dass sie heute aber auch über Persönliches wie ihre schwierige Teenagerzeit schreiben und singen kann, ist für Mine nicht selbstverständlich. „Inzwischen fühle ich mich sehr selbstbewusst, aber das hätte ich lange Zeit nicht gedacht, dass ich mich mal so fühlen würde“, sagt die Sängerin über ihre Entwicklung. Sie habe einige Therapien gemacht und räumt ein: „Natürlich mache ich mich dadurch auch sehr angreifbar.“
Sorgen macht die Wahlberlinerin sich deshalb aber nicht, unter anderem, weil ihre Fans sehr respektvoll seien. Dabei handelt es sich um ein sehr gemischtes Publikum, was die Sängerin begrüßt: „Ich finde es schön, weil es die Gesellschaft widerspiegelt.“ Für diese hat die Musik laut Mine eine verbindende Funktion: „Kunst und Kultur schaffen Brücken und sind enorm wichtig für die Menschheit.“ Für sie persönlich sei Musik schon immer ein Safe Space gewesen, der Ort, an dem sie ganz unverblümt alles rauslassen konnte.
Ein vielseitiges Album, das nachwirkt
An ihrem neuesten Album „Baum“ arbeitete Mine über einen Zeitraum von etwa drei Jahren. „Die intensive Phase hat etwa ein Jahr gedauert, da habe ich die Hälfte des Albums geschrieben.“ Fertig ist es schon seit einiger Zeit, seitdem plante sie mit ihrem Team fleißig die Veröffentlichung. „Wir mussten entscheiden, welche Lieder zu Singles werden würden und wie die Musikvideos dafür aussehen sollten.“ Deshalb habe sie gedanklich auch schon eine ganze Weile mit dem Album abgeschlossen.
Entstanden ist ein sehr persönliches Album, in dem die vielen unterschiedlichen Inspirationen deutlich hörbar sind. Mal klingen Deutschrap-Elemente an, mal singt sie mit dem Kieler Knabenchor. Konventionell ist auf dem Album wenig, die Lieder sind meist kurz, die 15 Songs auf „Baum“ sind nach einer halben Stunde bereits vorbei. Doch die eindringlichen, deutschen Texte wirken lange nach.
Die Veröffentlichung ist für die Sängerin auch nach sechs vorherigen Langspielplatten noch aufregend: „Es ist wie Geburtstag haben, nur noch aufregender.“ Geburtstage habe sie schließlich schon viel öfter erlebt als Veröffentlichungstage. Druck verspüre sie trotz der langen Arbeit an „Baum“ keinen. „Im Gegenteil, es ist total befreiend“, sagt Mine und strahlt.
Wer Mine total befreit live erleben will, muss sich nicht mehr lange gedulden. Die Sängerin tourt ab April mit ihrem neuen Album durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.
- 18.4. Hamburg (ausverkauft)
- 19.4. Essen (ausverkauft)
- 20.4. Köln (ausverkauft)
- 21.4. Leipzig (ausverkauft)
- 23.4. Wien
- 24.4. München
- 25.4. Erlangen
- 26.4. Dresden
- 28.4. Kiel
- 29.4. Bremen
- 30.4. Berlin (ausverkauft)
- 2.5. Frankfurt
- 3.5. Aarau
- 4.5. Mannheim (ausverkauft)
- 5.5. Münster
- 7.5. Hannover
- 8.5. Heidelberg
- Am 9. Mai spielt sie im Wizemann in Stuttgart. Tickets gibt es für 41,70 Euro unter www.imwizemann.de .
Dazu kommen im Sommer noch das Traumzeit Festival in Duisburg (22.6.) und MS Dockville im August in Hamburg.