Schöne Bescherung: Mehr als 42 Milliarden Euro schütteten die mehr als 600 börsennotierten Unternehmen 2016 in Deutschland an. Quelle: Unbekannt

Von Friederike Marx und Jörn Bender

Brexit-Votum und Trump-Sieg: Die Politik hat Anleger in diesem Jahr in Atem gehalten. Hinzu kamen Sorgen um die globale Konjunktur. Bis auf 8752 Punkte rauschte der Dax im Februar nach unten, um am Jahresende zum Redaktionsschluss wieder bei etwa 11 470 Punkten zu stehen. Dass liegt unter anderem an der ultralockeren Geldpolitik großer Notenbanken. Seit Jahren fluten sie die Märkte mit Geld. Dennoch vernichtete der Kurssturz nach dem unerwarteten Nein der Briten zur Europäischen Union im Juni an einem Tag Milliarden an den Börsen. Die überraschende Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten sorgte dagegen nur kurz für einen Kursknick. „Der Markt scheint sich einzureden, dass ein Präsident Trump ein anderer Mensch ist als der Kandidat Trump“, sagt ein Experte.

Anleger konnten sich über einen milliardenschweren Dividendenregen freuen. Mehr als 42 Milliarden Euro schütteten über 600 börsennotierte Unternehmen in Deutschland an ihre Anteilseigner in diesem Jahr aus. Pech hatten allerdings Aktionäre etwa von der Deutschen Bank und RWE, die Dividende wurde komplett beziehungsweise weitgehend gestrichen. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz weist darauf hin, dass gerade einmal knapp 15 Prozent des privaten Geldvermögens in Aktien oder Aktienfonds steckten. „Zu viele Leute werden nervös, wenn der Dax von 10 800 auf 10 400 Punkte fällt“, sagt Franz-Josef Leven, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstituts.

Vor allem die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) treibt nach wie vor die Aktienkurse an - Geld ist ultrabillig, zugleich herrscht Anlagenotstand. Sparbuch und Co., aber auch Anleihen von Staaten mit guter Kreditwürdigkeit wie Deutschland, werfen wegen der Geldpolitik der Notenbank so gut wie nichts mehr ab. Investoren flüchten daher in Aktien. „Der fortbestehende Mangel an attraktiven Anlagemöglichkeiten wird in Verbindung mit dem leicht beschleunigten Wachstum der Weltwirtschaft auch die Aktienmärkte beflügeln“, sagt die DZ-Bank voraus. Die Experten trauen dem Dax einen Anstieg auf 12 000 Punkte bis Ende 2017 zu. Störfeuer könnte 2017 von der Politik kommen: Am 20. Januar zieht Trump als 45. US-Präsident ins Weiße Haus ein. Im Wahlkampf hatte er Freihandelsabkommen kritisiert und protektionistische Töne angeschlagen. Handelsbarrieren könnten die exportorientierte deutsche Wirtschaft empfindlich treffen. Zugleich hatte Trump drastische Steuersenkungen und hohe Investitionen in die teils marode Infrastruktur angekündigt. Das könnte die Konjunktur ankurbeln und die Kurse an den Börsen beflügeln. „Vor allem kurzfristig mögliche positive Effekte von Trumps Politik auf den US-Konjunkturtrend könnten nicht nur der Wall Street zunächst Rückenwind verleihen, sondern auch dem Dax helfen“, gibt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers, zu bedenken.

Im Frühjahr beginnen die Brexit-Verhandlungen, in den Niederlanden finden Parlamentswahlen statt und in Frankreich wird ein neuer Präsident gewählt. Die Sorge geht um, dass der Trump-Sieg Rechtspopulisten wie Geert Wilders in den Niederlanden und Marine Le Pen in Frankreich zusätzlich Auftrieb geben könnte. Sie stehen Freihandel und dem Euro kritisch gegenüber. Im Herbst stehen schließlich in Deutschland Bundestagswahlen an. „Politische Ereignisse werden für Kursschwankungen an den Börsen sorgen“, sagt Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud voraus.