Bärbel und Peter Schetzkens bekommen in der Michaelskirche als erste einen Stempel in den Pilgerpass. Foto: Katja Eisenhardt - Katja Eisenhardt

Für Pilger ist der Weg das Ziel. Dokumentiert wird die zurückgelegte Strecke im Pilgerpass. Jetzt hat auch die Berkheimer Michaelskirche, die eine Station auf dem Jakobsweg ist, einen Stempel.

EsslingenAls Bärbel und Peter Schetzkens in Wanderkleidung, die Rucksäcke auf den Rücken geschnallt an diesem Sonntagnachmittag in die Berkheimer Michaelskirche kommen, staunen sie nicht schlecht: Das Ehepaar aus Lüneburg gerät mitten in die Veranstaltung am Tag des offenen Denkmals, bei der diesmal das Thema Pilgern im Fokus steht. Unter anderem wird der neue offizielle Pilgerstempel eingeweiht, der von der Berliner Künstlerin Ulrike Flaig entworfen wurde. Das Kreuz des Stempels findet sich dreifach auch auf dem von ihr neu gestalteten Taufstein. „Es soll Lebendigkeit ausstrahlen, soll über den Stempel in die Welt hinausgetragen werden“, beschreibt Flaig ihre Intention.

Das Ehepaar Schetzkens sind nun die ersten Pilger, die diesen Stempel in ihrem Pilgerpass haben. 2014 haben sie mit dem Pilgern angefangen, jedes Jahr eine neue Etappe, wie es die Urlaubszeit zulässt. Aktuell sind sie vier Wochen unterwegs. Gestartet in Oppenweiler soll sie ihr Weg bis Belfort in Frankreich führen.

Pro Tag laufen sie etwa 15 Kilometer, suchen sich die für sie passenden interessanten Routen aus dem großen europäischen Pilgerwegenetz heraus. Drei Pilgerpässe sind bereits mit Stempeln gefüllt – jetzt gehört auch jener der Berkheimer Michaelskirche dazu.

Mit dem Rad auf dem Jakobsweg in Spanien, 1250 Kilometer in drei Wochen von Pamplona über Santiago de Compostela bis zum Kap Finisterre, waren die Berkheimer Regina und Herwig Frohna im Jahr 2012 unterwegs. Auch sie berichten den vielen interessierten Zuhörern an diesem Tag von ihrer Reise. Sie sei dabei die treibende Kraft gewesen, erzählt Regina Frohna: „Ich wollte das machen, wenn alle vier Kinder gut in Ausbildung oder Studium angekommen sind. Das war meine Motivation. Man besinnt sich unterwegs wirklich auf das Wesentliche, jeder Pilger hat seinen ganz persönlichen Antrieb und unterwegs seine ganz individuellen Erlebnisse.“ Die offizielle Urkunde aus Santiago und ihre gut gefüllten Pilgerpässe haben sie an diesem Tag mitgebracht.

Ein Experte was die Pilgerwege ist Hans-Jörg Bahmüller. Seit vielen Jahren erkundet und dokumentiert er ehrenamtlich gemeinsam mit einem gut 25-köpfigen Team diese Wege, schreibt diverse Pilgerführer, kümmert sich um die Genehmigungen für die Ausschilderung. „Drei Paar Schuhe habe ich schon durchgewandert“, sagt Bahmüller und sorgt für wissendes Gelächter. Die Berkheimer Michaelskirche, eines der ältesten Gotteshäuser im Neckarraum (1190 erstmals urkundlich erwähnt), liegt auf dem süddeutschen Pilgerweg, der von Rotheburg ob der Tauber bis Rottenburg am Neckar führt. Stationen sind hier etwa die Esslinger Frauenkirche und das Kloster Denkendorf. Unterbrochen ist derzeit der eigentliche Pilgerweg von Esslingen nach Berkheim, denn sowohl der Alicensteg als auch dessen Verbindung über den Unteren Eisbergweg sind durch die Stadt aus Sicherheitsgründen gesperrt. „Ich hoffe sehr, dass der Untere Eisbergweg wieder zeitnah freigegeben wird. Ich habe mir das vor Ort genau angesehen, das ist möglich. Denn die Ausweichroute entlang der B10 über die Hammerschmiede nach Berkheim ist wirklich total unschön“, appelliert Hans-Jörg Bahmüller. Ein provisorisch angebrachtes Umleitungsschild führt die Pilger derzeit auf diese Route.

Während des Sommerhalbjahres wird die Berkheimer Michaelskirche für die Pilger offen zugänglich sein. Zusätzlich soll für das Winterhalbjahr außen an der Kirche noch eine Vorrichtung angebracht werden, die den Stempel auch dann zugänglich macht, erklärt Pfarrerin Sabine Nollek.