Miteinander ins Gespräch kommen, eigene Interessen ausloten und sich über mögliche Berufsbilder informieren – viele junge Leute nutzten dieses Angebot Foto: Kerstin Dannath

Mit mehr als 1200 Besuchern hat die Ausbildungsmesse „Karriere 2023“ der Eßlinger Zeitung die Erwartungen erneut übertroffen: 62 Aussteller – so viele wie noch nie – hatten an zwei Tagen jede Menge Informationen in Sachen Berufswahl im Gepäck.

Bei der Aus- und Weiterbildung haben junge Menschen die Qual der Wahl – für welchen Beruf soll ich mich entscheiden, welche Arbeit passt zu meinen Interessen? Antworten auf diese Fragen gab die Ausbildungsmesse „Karriere 2023“ im Neckar Forum, die die Eßlinger Zeitung zusammen mit ihren Kooperationspartnern, der Industrie- und Handelskammer Stuttgart, der Bundesagentur für Arbeit, dem Landkreis und der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen veranstaltet hat. Insgesamt 62 Aussteller – so viele wie noch nie – hatten an zwei Tagen ein offenes Ohr für Fragen und jede Menge Informationen in Sachen Berufswahl im Gepäck. Neben der Industrie nutzten auch Vertreter aus Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben sowie Behörden und Bildungseinrichtungen die Möglichkeit, direkt mit Berufseinsteigern und Schülern zu sprechen.

Vielfalt kennenlernen Eduard (19), Sefo (16) und Johannes (17) machen derzeit ihre Fachholschulreife an der Esslinger John-F.-Kennedyschule (JFK) und ließen sich ausführlich am Stand der Polizei über Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten, freie Tage und Schichtarbeit beraten. „Ich überlege mir seit ungefähr zwei Jahren ernsthaft zur Polizei zu gehen“, erklärte Sefo, der sich gut vorstellen kann, eine höhere Beamtenlaufbahn einzuschlagen. „Das Interesse am gehobenen und am mittleren Dienst hält sich in etwa die Waage“, sagt Thomas Scheurer, selbst frischgebackener Polizeiobermeister. Er selbst ist ein gutes Beispiel, dass viele Wege in den Dienst führen können: Nach einer KfZ-Lehre begann er ein Studium Fachrichtung Fahrzeugtechnik. „Aber da war ich irgendwie nicht am richtigen Platz“, sagt Scheurer. Der Schwenk zur Polizei war für ihn dagegen ein Volltreffer: „Auch meine KfZ-Kenntnisse bringen mich hier weiter. Es gibt viele Bereiche, in denen ganz unterschiedliche Fertigkeiten gebraucht werden.“

Hemmschwellen abbauen Viel los war zeitweise am Stand der Firma Eberspächer. „Viele fragen, was macht ihr überhaupt?“, sagte Lorenz Hackeberg, der bei Eberspächer kürzlich ein duales Studium Wirtschaftsingenieurwesen aufgenommen hat. Er und seine beiden Kolleginnen, die angehende Industriekauffrau Mascha Henning sowie Franziska Schwarz, die ihr Praxissemester in Esslingen absolviert, finden das Messeformat prima. „Ich bin selbst über eine ähnliche Messe auf den Job gekommen, den ich jetzt lerne“, erklärte Hackeberg. Der persönliche Kontakt sei dabei sehr wichtig gewesen. Das Trio ist sich sicher, dass es hilfreich ist, wenn junge Menschen, die sich wie sie selbst noch in Ausbildung befinden, an den Ständen stehen. „Das baut Hemmschwellen ab“, sagt Schwarz. Obendrein hätten sich sich alle drei vor nicht allzu langer Zeit in derselben Situation befunden. „Ich hatte auch erst mal keine Ahnung, was ich nach dem Abi machen soll“, gab Henning zu.

Bewerbungsmappen-Check Am Stand der Agentur für Arbeit hatten Interessenten die Möglichkeit, ihre Bewerbungsmappen prüfen zu lassen. „Einer der häufigsten Fehler ist, dass die Leute ein Freizeitbild in die Mappe integrieren. Das geht gar nicht, es sollte unbedingt ein professionell erstelltes Foto sein“, empfahl die Berufsberaterin Jana Thäter. Zudem gibt es seit einiger Zeit von Arbeitgeberseite vermehrt Rückmeldungen, dass sich die Bewerber insgesamt mehr Mühe mit ihrer Mappe geben könnten. „Oft sind Anschreiben und Lebenslauf fehlerhaft, nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Rechtschreibung“, sagt Thäter. Auch die Email-Adressen hinterlassen laut der Expertin allzu oft keinen seriösen Eindruck – Spitznamen, Internet-Nicknames oder das Geburtsdatum sollten tabu sein.

Nachbereitung Mit rund 60 Schülerinnen und Schülern waren die beiden Lehrer Jörg Feller und Anne Jansohn vom Berufskolleg der JKF ins Neckar Forum gekommen. Die meisten ihrer Schüler hätten noch keine Ahnung, was sie später machen sollen, erklärten die beiden. „Insofern ist es super, dass sie sich hier mal ganz unverbindlich bei regionalen Firmen informieren können“, sagte Feller. Worauf sich diese Unsicherheit begründet, konnten die Lehrer nur raten: „Viele wissen schon mal gar nicht, wo ihre persönlichen Interessen liegen“, sagt Jansohn. Oft komme bei der Frage nach Hobbys nur ein Schulterzucken. Damit eventuell die ein oder andere Idee doch hängen bleibt, wird der Besuch der Karrieremesse im Unterricht nachbereitet.

Premiere 2023 waren so viele Aussteller wie noch nie zuvor auf der Karrieremesse vertreten – denn Nachwuchs wird über alle Branchen hinweg händeringend gesucht. So feierten auch einige Unternehmen, die noch nie dabei waren, in diesem Jahr ihre Premiere. Zum Beispiel die Esslinger Sammlerecke, die sich selbst als Europas größtes Antiquariat für Comics- und Romanhefte bezeichnet. „Wir suchen für dieses Jahr noch zwei bis drei Azubis“, bestätigte Julian Maier von der Geschäftsleitung. Ausgebildet werden in dem Betrieb mit Sitz in der Pliensauvorstadt Buchhändler und Buchhändlerinnen sowie Einzelhandelskaufleute. Der Vorteil so einer Messe sei, dass man die Interessenten persönlich kennenlernen könne, sagte Maier. Die Resonanz sei gut, nun ist der Sohn des Firmengründers gespannt, ob demnächst die eine oder andere Bewerbung herein flattert: „Wenn nicht, war das eben nur eine gute Werbung für uns.“

Virtuelle Fortsetzung Wer keine Zeit hatte, die Karrieremesse in Präsenz zu besuchen oder sich vertiefend beruflich orientieren will, muss nicht in die Röhre schauen. Erneut gibt es eine virtuelle Fortsetzung der Veranstaltung im Neckar Forum. Noch bis zum 19. März haben Interessierte unter www.karrieremesse-esslingen.de die Möglichkeit, sich über die Aussteller informieren.

Fazit „Wir sind rundum zufrieden“, sagte die Eventmanagerin Heike Poliak-Klein vom Messeteam. Mit mehr als 1200 Besuchern an beiden Tagen seien die Erwartungen übertroffen worden. Auch das Feedback seitens der Aussteller war durchweg positiv. Neben vielen Gesprächen mit potenziellen Auszubildenden kam dabei auch die Neuerung gut an, die Besucher mit Interessens-Stickern auszustatten, um Besucher und Aussteller schnell zu vernetzen. „Es ist eigentlich eine ganz simples Prinzip, hat aber richtig gut funktioniert“, freute sich Poliak-Klein. Was auch Sabrina Stengele von der Sozialstation Esslingen bestätigte: „Das ist wirklich eine super Idee und sehr hilfreich, da konnten wir gleich die richtigen Leute ansprechen.“ Der Termin für 2024 steht bereits: Am 8. und 9. März geht die Karrieremesse in eine neue Runde.