Bei der Frisurenschau fallen auf der Bühne die Haare. Foto: Scherer - Scherer

Frisurenschau des Fachverbands Friseur und Kosmetik gibt Ausblick auf kommende Haarmode

EsslingenDie jährliche Frisurenschau des Fachverbands Friseur und Kosmetik Baden-Württemberg bildet den Start in die Modesaison Frühjahr und Sommer. So auch in diesem Jahr: Rund 500 Friseure und Friseurinnen kamen in die Esslinger Osterfeldhalle, um sich über neue Trends, Schnitttechniken und Färbungen auszutauschen. Und die zahlreichen Landeswettbewerbe zeigten deutlich: Der Beruf ist bei jungen Leuten sehr beliebt.

So wie bei Reyana Gavazova. Die 19-jährige Auszubildende arbeitet im dritten Lehrjahr in einem Salon in Dettingen/Erms. Die junge Frau wurde mehrmals auf die Bühne gerufen, um ihre Awards abzuholen. Sie punktete in den Kategorien Hochsteck-Frisur, Flecht-Frisur und Haarschnitt im Damenfach. Für sie ist der Friseurberuf der Traumberuf, zu dem sie eher zufällig fand. Ihre Mutter, die selbst Friseurin in ihrer früheren Heimat Tschetschenien war, hatte ihre Tochter zu einem Praktikum in diesem Metier ermuntert. „Das war genau meine Sache“, sagte Reyana Gavazova. Kreativität, Handwerk und der Umgang mit Menschen haben sie überzeugt. Im August ist die Gesellenprüfung, anschließend wird sie im Ausbildungsbetrieb übernommen.

Viele junge Menschen haben sich an den Landesmeisterschaften, die der Verband traditionell für Baden-Württemberg und Hessen ausrichtet, beteiligt. Und manche auch gleich in mehreren Kategorien. Gerade in der Kategorie Street Fashion und Trendcut bewiesen die jungen Teilnehmer großes Modeverständnis und ein gutes Gespür von Trends, entweder am echten Model, oder am Übungskopf. Dabei hatten sich die Teilnehmer etlichen Vorgaben zu unterwerfen. Je nach Ausbildungsjahr durften die Wettbewerbsteilnehmer mehr oder weniger Zeit für ihre Kreationen aufwenden. Zuweilen waren zwei oder mehrere Farbtöne obligatorisch, Haare schneiden untersagt oder die Haare musste eine bestimmte Länge haben. Spontaner Applaus brandete immer wieder auf, wenn die Auszubildenden auf die Bühne sprangen und ihre Auszeichnungen abholten. Nicht nur die Freunde und Verwandten klatschten, sondern auch die Meister und Kollegen in ihren Salons. Rund 500 Friseure und Friseurinnen sind zu der Veranstaltung in die Osterfeldhalle gekommen. „Das sind unsere klassischen Mitglieder, für die wir das Event ausrichten“, erklärte Matthias Moser, der Landesgeschäftsführer des Fachverbands. „Es sind die Meistersalons mit mehreren Mitarbeitern, die auch ausbilden.“

Wie aber sehen die modischen Köpfe für die Frühjahr- und Sommer-Saison aus? Viel Haar, wilde Locken und weniger harte Kanten, so lässt sich die Marschroute für Schere und Kamm am besten zusammenfassen. Wie man das am besten macht, zeigten die Akteure auf der Bühne. Dem Faded out-Cut beim Mann hatte sich Marco Heer angenommen. Kanten und Übergänge harmonisch zu bearbeiten sei die Königsdiziplin, sagte er. „Das ist ein Schnitt, der viel Zeit benötigt“, betonte er. Um die Kanten weicher zu gestalten – so will es die aktuelle Mode – arbeitet man am besten mit der Maschine und dabei mit verschiedenen Aufsätzen. Das erfordert Augenmaß: „Reingehen, nach oben schneiden und gleich wieder raus“, führte Heer seine Technik vor. Dann werde „personalisiert“, so nennen die Fachleute den abschließenden Feinschnitt.

Frauen dürfen sich im Sommer über eine füllige Haarpracht und vor allem aufgetürmte Locken freuen. Das hat auch damit zu tun, dass nun jede Kundin ein Glätteisen zuhause hat, wie Schaufriseur Nico Wegner bemerkte. „Da muss der Salon über Locken neue Trends setzen“, so Wegner. Und einen „Red-Carpet-Look“ kreieren. Ein Lieblingsthema auf dem weiblichen Kopf bleibt der Pixie-Cut – jetzt aber mit etwas längerer Seitenpartie. Katrin Gerlach-Trapp nahm die seitlichen Haarsträhnen nach oben und schnitt gerade über ihren Fingern weg: „Und anschließend wird mit Slice-Technik personalisiert“, riet sie. Beim kurzen Köpfchen sah auch die Trendfarbe Pastellviolet gut aus.

Und für ein wirkungsvolles Make-up für den Abend gab Sebahat Yilmaz-Bader eine neue Regel aus: „Bisher hieß es, entweder Augen oder Mund betonen. Jetzt geht beides.“

Landesgeschäftsführer Matthias Moser freute sich über den regen Zulauf zu der Veranstaltung. „Solche Events sollen zeigen, dass wir Qualität pflegen wollen“, sagte Moser. 11 500 Betriebe mit 26 000 Mitarbeitern gehören der Innung an. Er wusste auch: „Der klassische Mittelstand im Friseurgewerbe dünnt aus“. Zwar gebe es mehr Ladenöffnungen als -schließungen, diese gehörten jedoch zu den neuen Eine-Person-Läden, die keine Innungsmitglieder seien und auch nicht ausbildeten.

Der Fachverband arbeite daran, den Beruf für junge Leute noch attraktiver zu machen, sagte Moser. „Gemeinsam mit Verdi werden neue bessere Ausbildungsvergütungen festgelegt“, kündigte er an. Denn Leidenschaft für das Handwerk dürfe nicht die alleinige Motivation für junge Menschen sein, den Beruf zu ergreifen.