In der beruflichen Praxis klappt es oft gut, aber in der Schule wird es für die Flüchtlinge schwierig. Quelle: Unbekannt

Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gewinnt an Dynamik. Vor allem bei denen, die unter 25 Jahre alt sind. Doch viele, die eine Ausbildung machen, bräuchten noch Sprachkurse.

StuttgartNoch immer gibt es bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt Defizite. Zwar gelang es in Stuttgart innerhalb eines Jahres, 1100 Menschen einen Job zu vermitteln. Doch schwierig ist die Lage vor allem bei jüngeren Flüchtlingen, wenn Sprachdefizite vorliegen. Die Berufsschulen fordern daher, verstärkt Deutsch zu lehren.

Etwa 8000 Flüchtlinge bekommen im Jobcenter der Stadt Hartz-IV-Leistungen. Diese Zahl ist mit dem starken Flüchtlingszuzug seit Herbst 2015 stetig gestiegen, weil immer mehr Asylverfahren abgeschlossen wurden und die Personen dann vom Jobcenter betreut werden. „Seit Jahresbeginn hat sich das Wachstum aber weiter verlangsamt und dürfte in diesem Herbst beendet sein“, sagt Jochen Wacker, Abteilungsleiter Migration und Teilhabe. Der Zuwachs im ersten Halbjahr 2018 ging zu einem Drittel auf den Familiennachzug zurück, das waren 800 Personen.

Von den 8000 Personen zählen etwa 4500 zu den erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (ELB), sie sind 15 bis 66 Jahre alt. Von diesen haben sich aber fünf Prozent schon vor 2015 in Stuttgart aufgehalten. An dieser Gruppe der ELB bemisst sich, wie gut die Integration in Arbeit gelingt. Von Juli 2017 bis Juni 2018 sei es dem Jobcenter gelungen, 1091 Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu bringen, sagt Wacker. Das entspreche einer Quote von 24,3 Prozent, eine „im Bundesvergleich gute Zahl“ etwas über dem Schnitt. Das Landesozialministerium hat in einer Studie zu Potenzialen und Hemmnissen der Integration von Geflüchteten die Frage nach nachhaltiger Arbeit aufgeworfen. So hätten nur neun Prozent der Befragten eine Vollzeitstelle, acht Prozent seien in Teilzeit tätig, nicht wenige besuchten nur zeitlich begrenzte Qualifizierungen. Die Beschäftigung von Geflüchteten stehe „noch auf teils sehr schwachen Beinen“.

Wie viele der Vermittelten in Voll- beziehungsweise Teilzeit arbeiten, weiß Jochen Wacker nicht, dazu sage die Statistik nichts. Von den 1091 integrierten Flüchtlingen fanden jedenfalls 947 eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (etwa ein Fünftel in der Zeitarbeit), 121 traten eine Ausbildung an, ein kleiner Rest ging in die Selbstständigkeit.

Die Branchen, in welche die Geflüchteten vermittelt wurden, sind vielfältig, folgende Prozentanteile nennenswert: Verkehr und Logistik 14 Prozent, Reinigung elf Prozent, Lebensmittel- und Gastgewerbe zehn, Fertigungsberufe sieben Prozent, Bau- und Ausbau sechs Prozent, Handel fünf Prozent, Fertigungstechnik fünf Prozent. Für den Abteilungsleiter Migration und Teilhabe ist entscheidend, dass der Trend klar nach oben zeige. „2017 haben wir die Integrationen verdoppeln können, 2018 werden wir noch mal einen Zuwachs von 60 bis 70 Prozent haben“, ist Wacker sich sicher. „Das Ganze nimmt an Fahrt auf.“

Die Zahl der Zuwanderer, die einen Integrationskurs und Sprachförderung absolviert haben, wächst. Seit 2015 haben laut Jobcenter in Stuttgart 2950 Flüchtlinge einen Integrationskurs und 3100 einen Sprachkurs besucht. Zurzeit befinden sich fast 2000 Personen in diesem Prozess. Und 790 Geflüchtete absolvieren eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme. Deshalb waren Ende September auch nur knapp 900 Flüchtlinge erwerbslos gemeldet.

Ein Problemfeld bleibt die Sprache. So dürfte dieses Jahr die Zahl der Azubis unter den Geflüchteten von 121 auf mehr als 200 steigen. Seit Sommer geht im Jobcenter die Zahl der erwerbsfähigen leistungsberechtigten Flüchtlinge unter 25 Jahre zurück (die der älteren steigt wegen des Familiennachzugs weiter etwas an). Nur sagen die Ausbildungszahlen wenig darüber, wie viele die Lehre abbrechen werden, weil ihre Sprachkenntnisse nicht reichen. In einem „Positionspapier zur Stärkung der Berufsschulen“ fordern die Leiter der 16 gewerblichen und hauswirtschaftlichen Schulen von Land, Kammern und Schulträgern „die verpflichtende Beschulung von Auszubildenden mit Sprachdefiziten“. Es habe sich gezeigt, „dass die vorhandenen Ressourcen (zwei Stunden Wahlpflichtbereich) nicht ausreichen, um dem individuellen Förderbedarf dieser Auszubildenden gerecht zu werden“. Die Kammern sollten „bei Ausbildungsverträgen mit Flüchtlingen einen zweiten Berufsschultag mit zusätzlicher Sprachförderung voraussetzen“. Das sieht auch Wacker so: „Die verstärkte Sprachförderung sollte ergänzt werden mit der Vermittlung von Grundkompetenzen im Bereich Mathematik, IT und Gemeinschaftskunde.“