Ohne Bienen wäre die Welt um ein großes Stück ärmer: Manfred Gschwendtner. Foto: privat - privat

„Schon ein paar Sonnenblumen würden helfen“: Was jeder einzelne für die fleißigen Insekten tun kann.

EsslingenVon seinen aktuell 27 Bienenvölkern hat der Sirnauer Maschinenschlosser und Hobbyimker Manfred Gschwendter so einiges gelernt. Im Interview mit der Eßlinger Zeitung gibt er sein Wissen über die Gefahren für die Insekten weiter und erklärt, warum es auf unseren Wiesen immer weniger summt. Damit sich das ändert, kann jeder einen Beitrag leisten, erläutert der Experte. Sonst ist es womöglich irgendwann aus mit den vielen Leckereien aus heimischer Produktion.

Warum sind die Bienen in ihrer Art gefährdet?
Das liegt zum einen daran, dass die Landwirte ihre Wiesen abmähen, bevor sie richtig zur Blüte kommen. Früher blieben sie bis zur Heuernte stehen, heute werden sie mehrfach gemäht. Dann sind die Städte ja stark zugebaut, sodass kein Platz mehr für Blumenwiesen da ist. Zudem sind die englischen Rasen oder die zubetonierten Gärten nicht gerade bienentauglich. Und viele Besucher, mit denen ich in Nymphaea ins Gespräch komme, erklären, dass ihr Großvater noch eine Imkerei betrieben hatte, diese aber nach dessen Tod nicht mehr weitergeführt wurde.

Liegt es auch an den Pflanzengiften?
In Deutschland müssen die verwendeten Pflanzengifte bienentauglich sein, daher schaden die modernen Mittel den Tieren nicht. Nur alte Pflanzenschutzmittel stellen eine Gefahr für die Bienen dar. Und sie werden natürlich auch von der Varroamilbe bedroht. Sie wurde aus Asien eingeschleppt und bedroht die Bienenvölker, denn sie ernährt sich von den Larven der Bienen. Durch entsprechende Maßnahmen kann die Milbe aus dem jeweiligen Bienenstock entfernt werden, doch den Plagegeist an sich werden wir nicht los.

Was kann für die Bienen getan werden?
Wenn jeder nur ein bisschen etwas tun würde, dann wären die Bienen nicht so stark gefährdet. Es würde schon helfen, wenn auf einer Wiese ein Apfelbaum oder ein paar Sonnenblumen gepflanzt werden würden. Oder ein Quadratmeter Blumenwiese irgendwo im Garten genügt schon, um ein reichhaltiges Insektenleben zu schaffen. Wer sich eine halbe Stunde vor diese Blumenwiese setzt, bekommt dort viel zu sehen. Wildblumenmischungen zum Aussäen sind nicht sehr teuer und können beispielsweise auch auf einem Balkon eingesetzt werden.

Was würde passieren, wenn es keine Bienen mehr geben würde?
Bienen sind sehr wichtig für den ökologischen Kreislauf. 80 Prozent von allem, was an den Bäumen hängt, würde es ohne Bienen nicht mehr geben. Denn jede einzelne Biene bestäubt bis zu 300 Blüten pro Ausflug. In Japan müssen Menschen mit einem Pinsel jede einzelne Blüte auf den Bäumen mit Hand bestäuben, weil die Bienen fehlen.

Das Interview führte Simone Weiß.