Um „Wein, Weib und andere Katastrophen“ dreht sich dieses Mal der Schwank, den die „Goschahobel“ aufführen. Foto:Koch Quelle: Unbekannt

Von Iris Koch

Ins feucht-fröhliche Winzer-Milieu entführen die „Goschahobel“ ihr Publikum in der aktuellen Theatersaison. Um „Wein, Weib und andere Katastrophen“ dreht sich der Schwank von Erich Koch, den die Theatergruppe des TSV Lichtenwald gewohnt spritzig und witzig auf die Bühne bringt. Mit deftigem schwäbischem Charme und unerschrockenen Gesangs- und Tanzeinlagen überzeugten die Goschahobel bei der Premiere ihres 41. Stücks.

Auf ihre Fangemeinde können sich die „Goschahobel“ seit vielen Jahren verlassen. Doch diesmal waren die Vorstellungen in Rekordzeit ausverkauft: „Nach drei Stunden waren die Karten für beide Samstage weg“, berichtete Armin Storz, der Vorsitzende des TSV Lichtenwald. Längst sind auch die Vorstellungen an den beiden Freitagen ausverkauft. Und dies lediglich aufgrund von Mundpropaganda: „Wir machen so gut wie keine Werbung“, versicherte Storz.

Panscherei bei Nacht und Nebel

Nicht um Kapitalverbrechen, sondern eher um alltägliche Verfehlungen und „allzu Menschliches“ ranken sich meist die Wirrungen und Irrungen des Mundarttheaters. In diesem Fall beginnt die Geschichte mit dubiosen nächtlichen Aktivitäten einiger Protagonisten. So betätigt sich Winzer Heiner Fasswein als Fischdieb bei der Nachbarin Liesel, wird vom Hund erwischt und trägt verräterische Blessuren davon. Der mit Schreckschraube Christa verheiratete Kurgast Kurt versucht das „Fräulein Charlotte“ herauszulocken, trifft aber nur auf den schwer angeheitert umherirrenden „Schorle-Karle“.

In erotischer Mission darf hingegen der fesche Peter bei Winzerstochter Charlotte durchs Fenster einsteigen. Oma Augustas nächtliche Gelüste wiederum führen sie ebenfalls zum illegalen Angeln im Nachbarsteich, für den Wachhund hat sie Fleischwurst dabei. Nachbarin Liesel schwört ob des permanenten Fischverlustes Rache. Noch turbulenter wird es, als der inkognito auftretende Ganove Speckstein ein Komplott anzettelt, um den preisverdächtigen Wein des konkurrierenden Winzers bei Nacht und Nebel zu panschen.

Wie die Protagonisten ihre heimlichen Ziele verfolgen, sich dabei vergaloppieren und gegenseitig in die Quere kommen haben die „Goschahobel“ als temporeiches und höchst amüsantes Spektakel in Szene gesetzt. Neben der Situationskomik sind es vor allem die mit Herzblut verkörperten schwäbischen Originale und skurrilen Figuren, die den Reiz des Stückes ausmachen.

In der Rolle der rabiaten Liesel, die den Fischdieb dingfest machen will, hat Petra Haller als schwäbische Naturgewalt mühelos die Lacher auf ihrer Seite. Ungeahntes Gesangstalent beweist Alfred Rösch als Kurgast und Erfinder Kurt, der unter anderem an der Nutzung von „Schnarchstrom“ tüftelt. Marco Butschler in der Rolle des Liebhabers Peter macht zwischendurch auch in Frauenkleidern eine gute Figur. Eine starke Vorstellung liefert überhaupt das ganze Ensemble ab, inklusive des Neuzugangs Lisa Wittek. Ihre Bühnenpremiere als Winzertochter Charlotte meistert sie erstaunlich routiniert. Als starke Frauen mischen Anne Erhard als Winzersfrau Ute Fasswein und Birgit Käser als kampferprobte Oma Augusta die Männerwelt auf. Wie es sich im Mundarttheater gehört, lösen sich alle Kleinkriege am Ende in Wohlgefallen auf, und niemand muss alleine bleiben. Auch nicht Oma Augusta, die ihren auserwählten Galan, den trinkfreudigen Schorle-Karle, mit vorgehaltener Waffe vor die Wahl stellt: „Delirium oder Ekstase“. Ekstatisch zeigte sich am Ende auch das Publikum und honorierte die Vorstellung mit viel Applaus.