In Echterdingen sind viele verwilderte Haustauben unterwegs. Dort wird nun erneut die Forderung laut, dass die Stadt Taubenhäuser baut – so, wie es andere Kommunen und auch ein örtlicher Supermarkt gemacht haben.
Exakt 44 Tauben hat eine Frau aus Echterdingen auf dem Dach ihres Hauses gezählt. „Das sind arme Tiere“, sagt sie. Aber: „Es werden immer mehr.“ Insbesondere seit sie vor wenigen Tagen wieder begonnen hat, Singvögel wie den Meisen und Sperlingen in ihrem Garten Vogelfutter anzubieten. Eigentlich hat sie dafür bereits vor Jahren ein buntes Vogelhäuschen aufgestellt. Doch in dieses Häuschen gibt sie keine Körner mehr hinein. Denn sonst holen sich das auch die Tauben. In einer Hecke versteckt hat sie ein kleines Futterröhrchen aufgehängt. Die Folge: Zahlreich sitzen die hungrigen Tauben davor, und warten darauf, dass ein Körnchen für sie herunterfällt. Stadttauben sind bekanntlich verwilderte Haustauben, die über Jahrhunderte von Menschen gezüchtet wurden. In der freien Natur müssen sie schauen, wie sie überleben, wie sie an Nahrung kommen.
Das Thema ist nicht neu, die Echterdingerin fühlt sich seit vielen Jahren vertröstet. Während es in Tübingen und Stuttgart zahlreiche Taubenhäuser gibt, unternehme die hiesige Stadtverwaltung einfach nichts. Auch Leinfelden-Echterdingen sollte den Stadttauben Taubenhäuser zur Verfügung stellen – oder eine Grünfläche, auf denen die Tauben gefüttert werden dürfen, findet sie. In den Verschlägen wird den Vögeln ein Platz zum Brüten und artgerechtes Futter angeboten. Ihre Eier können regelmäßig durch Attrappen ersetzt werden, was die Zahl der Tiere verringert.
Andrea Egner, Leiterin des Amtes für Umwelt, Grünflächen und Tiefbau, sagt unserer Zeitung: „Wir haben aktuell überhaupt keine Zeit und auch keine Kapazitäten uns um Tauben zu kümmern.“ An den S-Bahnhöfen in Echterdingen und Leinfelden wurden schon vor längerer Zeit Netze gespannt, welche die Tiere fernhalten sollen. Die Tauben hatten sich insbesondere am Leinfelder Bahnhof in der Dachkonstruktion eingenistet. Von diesen Logenplatz aus hatten sie regelmäßig in die Unterführung gekotet. „Dort sind die Tiere mittlerweile vergrämt“, sagt Egner.
Supermarkt baut Taubenhaus in Eigenregie
Ein Taubenhaus steht derweil seit einem Monat auf dem Parkdeck des Rewe-Centers an der Echterdinger Ulmer-Straße. „Es ist ein Versuch, sowohl den Tierschutzforderungen als auch unseren Hygieneanforderungen gerecht zu werden“, schreibt Susanne Münch unserer Zeitung. Sie ist eine Pressesprecherin des Unternehmens. „Die Tiere bevölkern bereits seit einiger Zeit verschiedene Bereiche unseres Parkhauses, was immer wieder zu Kundenbeschwerden führt“, erklärt sie. „Wir erhoffen uns mit dem Taubenhaus, dass wir die Tiere damit aus dem Großteil des Parkhauses fernhalten.“
Die nicht unerheblichen Kosten habe Rewe übernommen. Die komplette Betreuung und Pflege werde von fachkundigen, im Tierschutz engagierten Privatpersonen ehrenamtlich übernommen. „Wir werden nun genau beobachten, ob sich dadurch Verbesserungen vor Ort erzielen lassen und nach entsprechender Zeit die Situation neu bewerten.“
Taubenhäuser in Stuttgart
Dach der Landesbank
Erst diesem September ist ein Taubenschlag auf dem Dachplateau der Landesbank unweit des Stuttgarter Hauptbahnhofs frisch eingerichtet worden. Bis zu 140 Tiere finden darin Platz. Es ist die 16. Unterkunft des Stuttgarter Stadttaubenprojekts, einer Initiative des Tierschutzvereins Stuttgart, die 2008 begonnenen wurde. Im Sommer hatte sich der Vaihinger Bezirksbeirat mit dem Bau eines Taubenhauses auf einer Wiese beim Festplatz an der Krehlstraße beschäftigt.
Ziel von Taubenhäusern
Sie sind eine dauerhafte und tierschutzgerechte Lösung. Die Taubeneier werden noch vor dem Ausbrüten durch Gips- oder Kunststoffeier ersetzt. So kann die Population der Tiere kontrolliert werden. nak